Bern verzeichnet seit 2023 einen deutlichen Anstieg von Krätze-Infektionen. Diese parasitäre Hauterkrankung hat bei vielen Bewohnern zu erheblichen Beschwerden und sozialer Isolation geführt, was die lokalen Gesundheitsbehörden veranlasst hat, neue Richtlinien herauszugeben. Der Anstieg der Fälle verdeutlicht eine wachsende Herausforderung für die öffentliche Gesundheit in der Region.
Wichtigste Erkenntnisse
- Krätze-Infektionen sind in Bern seit 2023 angestiegen.
- Eine 27-jährige Frau, Alessia, litt unter Fehldiagnosen und wiederholten Infektionen.
- Die Krankheit verursacht intensiven Juckreiz und kann zu sozialer Isolation führen.
- Das Berner Gesundheitsamt hat einen Leitfaden zur Prävention und Behandlung veröffentlicht.
- Dermatologen stellen weltweit einen Anstieg der Krätze-Fälle fest.
Persönlicher Kampf mit Krätze-Infektion
Alessia, 27, kämpft seit über einem Jahr mit den Auswirkungen der Krätze. Ihre Leidensgeschichte begann Ende August 2024, als sie zum ersten Mal einen Ausschlag bemerkte. Ein Hausarzt diagnostizierte zunächst fälschlicherweise „Sandflohstiche“. Diese falsche Diagnose führte dazu, dass sie vier Monate lang unter intensivem Juckreiz, besonders nachts, ohne angemessene Behandlung litt. Ihr Zustand verschlechterte sich in dieser Zeit erheblich.
Der ständige Juckreiz verursachte schwere körperliche und seelische Belastungen. „Mein ganzer Körper brannte“, erzählte Alessia 20 Minuten. Das Unbehagen war so extrem, dass sie manchmal in ihrer Badewanne schlief. Sie entwickelte auch zwanghafte Putzgewohnheiten, um den Befall in den Griff zu bekommen.
Fakten zur Krätze
- Krätze ist eine Hautinfektion, die durch winzige Milben verursacht wird.
- Diese Milben graben sich in die oberste Hautschicht ein.
- Das Hauptsymptom ist intensiver Juckreiz, besonders nachts.
- Sie ist durch direkten Haut-zu-Haut-Kontakt hochansteckend.
Reaktion des öffentlichen Gesundheitswesens und Herausforderungen bei der Behandlung
Seit 2023 hat das Berner Gesundheitsamt mehr Meldungen über Krätze-Infektionen erhalten. Als Reaktion darauf veröffentlichten die Behörden ein Informationsblatt. Dieses Dokument beschreibt detailliert strenge Hygienemaßnahmen, die für eine wirksame Behandlung und Prävention notwendig sind. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Ausbreitung der Milben zu kontrollieren.
Nachdem Alessia die richtige Diagnose erhalten hatte, umfasste ihre Behandlung das Auftragen einer Creme auf den gesamten Körper und die Einnahme oraler Medikamente. Sie musste auch alle Kleider und Bettwäsche bei 60 Grad Celsius waschen. Nach dem Waschen mussten die Gegenstände mehrere Tage lang in luftdichten Beuteln aufbewahrt werden. Dieser rigorose Prozess war entscheidend, um die Milben und ihre Eier zu eliminieren.
Während ihrer Therapie war körperlicher Kontakt nicht erlaubt. Dies beeinträchtigte Alessias soziales Leben erheblich. „Ich wurde immer mehr sozial isoliert“, erklärte sie. Die psychische Belastung durch die Krankheit war erheblich. „Ich dachte, mit mir stimmt etwas nicht“, sagte sie und reflektierte über den Stress, der durch die langwierige Krankheit verursacht wurde.
Krätze verstehen
Krätze, auch bekannt als „Skabies“, ist eine parasitäre Hautinfektion. Sie wird durch eine bestimmte Milbenart verursacht. Diese Erkrankung ist ansteckend und tritt weltweit auf. Sie gedeiht in Umgebungen, in denen Menschen eng zusammenleben. Der Parasit lebt auf und in der menschlichen Haut. Er verbreitet sich durch engen Körperkontakt. Infizierte Stellen jucken intensiv, besonders nachts. Dies kann bei den Betroffenen zu schweren Hautsymptomen und Schlafproblemen führen.
Expertenmeinungen zu steigenden Krätze-Fällen
Die Dermatologin Maria von Eichborn bemerkte, dass die Diagnose von Krätze schwierig sein kann. „Die Diagnose ist nicht einfach“, sagte sie 20 Minuten. Krätze kann mit anderen Hauterkrankungen verwechselt werden. Typische Anzeichen, wie winzige Milbengänge in der Haut, sind manchmal nur unter dem Mikroskop sichtbar. Intensiver Juckreiz ist auch kein eindeutiger Indikator, da viele Erkrankungen ihn verursachen können. Dies erschwert eine frühe und genaue Diagnose.
Dr. von Eichborn berichtete, dass viele Patienten psychisch unter Krätze leiden. Die Ungewissheit, ob man noch ansteckend ist, sei besonders schwer zu ertragen. „Es ist eine enorme Belastung. Frauen berichten oft, sich unrein zu fühlen“, fügte sie hinzu. Auch familiäre Spannungen entstehen häufig, wenn nicht jeder den Behandlungsplan strikt befolgt. „Wenn eine Person die Therapie nicht konsequent abschließt, müssen alle wieder von vorne anfangen.“
„Weltweit beobachten wir einen deutlichen Anstieg, auch in Europa, insbesondere seit Beginn der Flüchtlingsströme vor etwa zehn Jahren.“
– Dr. Maria von Eichborn, Dermatologin
Laut Dr. von Eichborn ist Krätze keine seltene Erkrankung mehr. Sie beobachtete einen klaren globalen Anstieg, auch in Europa. Dieser Anstieg ist besonders seit Beginn der Flüchtlingsbewegungen vor etwa zehn Jahren spürbar. Das Thema wurde auf dem jüngsten internationalen Kongress in Paris diskutiert. Länder wie Norwegen führen detaillierte Register über Infektionszahlen, die ebenfalls einen klaren Anstieg zeigen.
Wiederholte Infektionen und soziale Auswirkungen
Trotz abgeschlossener Behandlung infizierte sich Alessia erneut. Anfang März 2025 suchte sie erneut einen Dermatologen auf. Der Arzt bestätigte eine neue Infektion. Diesmal waren auch sieben Personen in ihrem sozialen Umfeld betroffen. Die Therapie musste für alle Beteiligten neu beginnen. Diese Situation führte zu erheblichen Spannungen in ihren Freundschaften, wobei mehrere Beziehungen endeten.
Die Inkubationszeit für Krätze beträgt 10 bis 12 Tage. Das bedeutet, eine Infektion kann zunächst unbemerkt bleiben. In dieser Zeit können andere Menschen infiziert werden, ohne dass jemand davon weiß. Diese versteckte Ausbreitung erschwert die Kontrolle von Ausbrüchen. Sie erhöht auch den Stress für die Betroffenen und ihre engen Kontakte.
Risikofaktoren und Gemeinschaftseinrichtungen
Krätze-Infektionen sind besonders häufig an Orten, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben. Zu diesen Umgebungen gehören Familien, Kindertagesstätten, Schulen, Pflegeheime und Asylzentren. Das Berner Gesundheitsamt meldete einige Fälle in Asylzentren. Es konnte jedoch nicht bestätigt werden, ob Fälle dort häufiger auftreten als in anderen Einrichtungen. Die räumliche Nähe in solchen Umgebungen erleichtert die Übertragung.
Eine wirksame Prävention und Kontrolle erfordert gemeinschaftliche Anstrengungen. Die Einhaltung strenger Hygieneprotokolle ist unerlässlich. Öffentliche Gesundheitskampagnen können dazu beitragen, das Bewusstsein zu schärfen. Eine frühzeitige Diagnose und konsequente Behandlung sind entscheidend, um die Ausbreitung der Krätze zu reduzieren. Dies ist wichtig für den Schutz der öffentlichen Gesundheit in Bern und darüber hinaus.
Die anhaltende Herausforderung der Krätze unterstreicht die Notwendigkeit kontinuierlicher Wachsamkeit. Sie betont auch die Bedeutung einer klaren Kommunikation seitens der Gesundheitsbehörden. Öffentliche Aufklärung und zugängliche Ressourcen sind unerlässlich, damit Einzelpersonen sich und ihre Gemeinschaften vor dieser hartnäckigen parasitären Infektion schützen können.
Das Berner Gesundheitsamt beobachtet die Situation weiterhin genau. Es beabsichtigt, bei Bedarf aktualisierte Richtlinien bereitzustellen. Die Zusammenarbeit der Gemeinschaft bleibt ein Eckpfeiler bei der Bewältigung und letztendlichen Reduzierung von Krätze-Fällen im Kanton.