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Studierende protestieren gegen geplante Studiengebührenerhöhungen

Schweizer Studierende protestieren gegen die Pläne des Bundes, die Studiengebühren für inländische Studierende zu verdoppeln und für internationale Studierende zu vervierfachen, und äussern Bedenken h

Emma Rodriguez
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Emma Rodriguez

Emma Rodriguez is an education policy correspondent for Bern News Today, specializing in higher education funding, student affairs, and the social impact of educational reforms. She covers legislative changes and their effects on accessibility and equity within the Swiss education system. (DE)

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Studierende protestieren gegen geplante Studiengebührenerhöhungen

Studierende in der ganzen Schweiz bereiten sich auf landesweite Proteste gegen die geplanten Studiengebührenerhöhungen vor. Der Plan der Bundesregierung, Teil eines Sparpakets 2027, sieht vor, die Gebühren für Schweizer Studierende zu verdoppeln und für internationale Studierende zu vervierfachen. Dieser Schritt soll jährliche Einsparungen von 460 Millionen Franken in Bildung, Forschung und Innovation ausgleichen, stösst jedoch auf starken Widerstand von Studierendenorganisationen und Universitäten.

Wichtige Erkenntnisse

  • Die Schweizer Regierung schlägt vor, die Studiengebühren für inländische Studierende zu verdoppeln und für internationale Studierende zu vervierfachen.
  • Der Plan ist Teil eines jährlichen Sparpakets von 460 Millionen Franken für den Bildungsbereich.
  • Studierendenorganisationen haben Proteste und eine Petition mit 35'000 Unterschriften organisiert.
  • Universitäten warnen, dass höhere Gebühren die Chancengleichheit in der Bildung verringern werden.
  • Derzeit arbeiten 72 Prozent der Studierenden Teilzeit, um ihr Studium zu finanzieren.

Studierendenmobilisierung gegen höhere Kosten

Studierende der Universität Bern versammelten sich kürzlich, um sich auf eine Demonstration vorzubereiten. Sie bemalten Plakate mit Slogans wie «Studieren darf kein Luxus sein». Diese Vorbereitungen dienen einem grossen Protest, der für den 1. Oktober vor dem Bundeshaus geplant ist.

Das Kernproblem ist die mögliche Erhöhung der Semestergebühren. Das Sparpaket 2027 des Bundesrates zielt darauf ab, die Ausgaben in Bildung, Forschung und Innovation jährlich um 460 Millionen Franken zu senken. Um diese Lücke zu schliessen, schlägt die Regierung vor, die Studiengebühren zu erhöhen. Für Schweizer Studierende könnten sich die Gebühren verdoppeln. Für internationale Studierende könnten sie sich vervierfachen. Die endgültige Entscheidung über die genauen Gebührenhöhen liegt bei den einzelnen Kantonen.

Aktuelle Gebührenstruktur

Derzeit zahlen reguläre Studierende an der Universität Bern 750 Schweizer Franken pro Semester. Eine vorgeschlagene Verdoppelung würde für viele Studierende zusätzliche 125 Franken pro Monat bedeuten.

Studierendenorganisationen in verschiedenen Universitätsstädten haben zu diesen Protesten aufgerufen. Nach lokalen Demonstrationen wird eine Petition mit dem Titel «Studieren muss bezahlbar bleiben – jetzt» auf dem Bundesplatz eingereicht. Die Organisatoren berichten, 35'000 Unterschriften für die Petition gesammelt zu haben.

Bedenken hinsichtlich der Chancengleichheit

Die Studierendenschaft der Universität Bern (SUB) ist aktiv an der Protestbewegung beteiligt. Sandro Arnet, ein SUB-Vorstandsmitglied, verteilte Flyer an der Uni Tobler. Er betonte, dass «Bildung eine öffentliche Aufgabe ist». Arnet glaubt, dass solch erhebliche Gebührenerhöhungen viele Studierende daran hindern würden, eine höhere Bildung zu verfolgen.

«125 Franken mehr pro Monat machen für viele einen grossen Unterschied», erklärte Sandro Arnet und hob die finanzielle Belastung der Studierenden hervor.

Arnet, 22, argumentierte, dass die Erhöhung von Bildungsbarrieren kontraproduktiv sei, insbesondere angesichts des aktuellen Mangels an Fachkräften in Berufen wie Lehramt und Medizin. Er wies insbesondere darauf hin, dass Kinder aus Familien der unteren Mittelschicht, die oft keinen Anspruch auf Stipendien haben, am stärksten von den Gebührenerhöhungen betroffen wären.

Die umfassendere wirtschaftliche Auswirkung

Die Erhöhung der Studiengebühren könnte den bestehenden Fachkräftemangel in kritischen Sektoren verschärfen. Die Schweiz leidet bereits unter einem Mangel an qualifizierten Fachkräften in Bereichen wie Bildung und Gesundheitswesen. Eine weniger zugängliche Universität könnte den Pool zukünftiger Arbeitskräfte in diesen Bereichen reduzieren.

Studierendenleben und finanzielle Realitäten

Während einer Mittagspause an der Uni Tobler diskutierten die Studierenden Joel (24), Vanja (27) und Leila (30), alle Masterstudierende der Geschichte, die vorgeschlagenen Änderungen. Sie zogen es vor, mit ihren Vornamen zitiert zu werden. «Tertiäre Bildung noch exklusiver und elitärer zu machen, ist sehr problematisch», sagte Vanja.

Joel fügte hinzu: «Wären die Gebühren zu Beginn meines Studiums doppelt so hoch gewesen, hätte ich nach dem Abitur wahrscheinlich eine Lehre gemacht.» Dies zeigt, wie höhere Kosten potenzielle Studierende von der Universitätsausbildung abhalten könnten.

Alle drei Studierenden sind auf Teilzeitjobs angewiesen, um sich zu finanzieren. Vanja und Joel erhalten auch etwas elterliche Unterstützung für Ausgaben wie Krankenversicherung und ÖV-Abos. Vanja bemerkte: «Ich kann noch zu Hause wohnen, was ein Privileg ist, das nicht jeder hat.»

Statistiken zur Studierendenbeschäftigung

  • 72 Prozent der Studierenden in der Schweiz arbeiten Teilzeit.
  • Im Durchschnitt finanzieren Studierende 40 Prozent ihrer Lebenshaltungskosten durch Nebenjobs.
  • Eltern tragen etwa 50 Prozent zu den Lebenshaltungskosten der Studierenden bei.
  • Stipendien und andere Einkommensquellen decken den restlichen Anteil ab.

Leila, die vor dem Studium eine Berufslehre absolvierte, finanziert ihre gesamten Lebenshaltungskosten selbstständig. «Zeitweise hatte ich drei Jobs und arbeitete zwischen 50 und 70 Prozent», erklärte sie. Sie kommt mit etwa 2'300 Franken pro Monat aus, aber ihre hohe Arbeitsbelastung hat ihre Studiendauer um ein bis zwei Jahre verlängert. Sie, Vanja und Joel erhalten keine Stipendien, entweder weil ihre Eltern zu viel verdienen oder weil sie ein Zweitstudium absolvieren.

Das Stereotyp der faulen Studierenden ist laut Leila falsch. Die meisten ihrer Kommilitonen arbeiten neben dem Studium. Diese Realität wird durch Daten des Bundesamtes für Statistik gestützt, die zeigen, dass 72 Prozent der Studierenden arbeiten, um ihre Ausbildung zu finanzieren.

Universitäten lehnen Gebührenerhöhungen ab

Die Universitäten selbst sind gegen die geplanten Studiengebührenerhöhungen. Institutionen in Zürich, Basel und Bern teilen ähnliche Bedenken. Eine Hauptsorge ist die Bedrohung der Chancengleichheit. Brigit Bucher, eine Sprecherin der Universität Bern, erklärte, dass «Kinder von Akademikern bereits viel häufiger eine Universität besuchen als Kinder ohne akademische Vorbilder in der Familie.»

Die Universitäten weisen auch darauf hin, dass Studiengebühren einen kleinen Teil ihres Gesamteinkommens ausmachen. An den meisten Institutionen machen die Gebühren einen niedrigen einstelligen Prozentsatz aus. An der Universität Bern beispielsweise machen die Gebühren nur etwa 2 Prozent der Gesamteinnahmen aus.

Eine Vervierfachung für internationale Studierende stösst ebenfalls auf Ablehnung. Die Universitäten befürchten, dass dies einen Wettbewerbsnachteil für die Schweiz schaffen würde. Im Kanton Bern gab es bereits Druck auf kantonaler Ebene. Im Dezember genehmigte der Grosse Rat eine Erhöhung um 100 Franken pro Semester für inländische Studierende und eine Verdreifachung für internationale Studierende. Die Umsetzung dieser Erhöhungen bleibt jedoch ungewiss. Ein neu ausgehandeltes Abkommen mit der EU verlangt, dass EU-Studierende die gleiche Behandlung wie Schweizer Studierende erhalten.

Begründung der Regierung und Gegenargumente

Der Bundesrat argumentiert, dass diejenigen, die direkt von einer Universitätsausbildung profitieren, mehr zu deren Kosten beitragen sollten. Dies ist Teil eines breiteren Bestrebens nach grösserer Kostentransparenz. Die Regierung betont, dass die öffentliche Finanzierung weiterhin die dominante Quelle der Universitätsfinanzierung sein wird.

Politische Begründung

Der Vorschlag des Bundesrates basiert auf dem Prinzip der Kostenwahrheit, das besagt, dass die Begünstigten einen grösseren Anteil der Bildungskosten tragen sollten, während die öffentliche Finanzierung weiterhin erheblich bleibt.

Hans Jörg Rüegsegger, Berner SVP-Nationalrat und Mitglied der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur, unterstützt die vorgeschlagenen Erhöhungen. Er hält die Anpassungen der derzeit bescheidenen Studiengebühren für angemessen und gerechtfertigt. Rüegsegger verglich die Schweizer Gebühren mit denen in anderen Ländern und deutete an, dass die Massnahme vernünftig sei. Er führte auch erhebliche Investitionen in Studierende als Grund für einen grösseren Beitrag der Studierenden an.

Studierende, die an der Uni Tobler Plakate malen, sind jedoch entschieden anderer Meinung. Während Eliteuniversitäten in angelsächsischen Ländern höhere Gebühren haben mögen, bekräftigte Sandro Arnet: «Für uns sollte Studieren kein Luxus sein.» Sie befürchten, dass die Belastung durch die Kombination von Studium mit anspruchsvollen Teilzeitjobs nur noch zunehmen wird.

Internationale Vergleiche

Während einige Länder deutlich höhere Studiengebühren haben, argumentieren Schweizer Studierende, dass ihr Bildungssystem die Zugänglichkeit über den Profit stellt. Sie glauben, dass ein Vergleich der Schweiz mit Ländern mit unterschiedlichen Bildungsphilosophien nicht angemessen ist.