Health7 Aufrufe6 min Min. Lesezeit

IT-Plan des Berner Inselspitals stösst auf Widerstand der Branche

Der Plan der Berner Kantonsregierung, Spital-IT-Systeme mit der US-Software Epic zu vereinheitlichen, stösst auf Widerstand von IT-Branchengruppen und Spitälern, die Monopolrisiken, hohe Kosten und Da

Chloe Dubois
Von
Chloe Dubois

Chloe Dubois is a political correspondent for Bern News Today, specializing in municipal governance, social policy, and public finance within the Canton of Bern. She provides detailed coverage of city council debates and policy proposals. (DE) (DE)

Autorenprofil
Sprache:FREN
IT-Plan des Berner Inselspitals stösst auf Widerstand der Branche

Der Vorschlag der Berner Kantonsregierung, Patientendaten in allen öffentlichen Spitälern mittels eines einzigen amerikanischen Softwaresystems zu zentralisieren, hat eine heftige Debatte ausgelöst. Der Plan, der den Informationsaustausch optimieren soll, stösst bei IT-Branchenverbänden und einigen Spitälern auf starke Kritik wegen Bedenken hinsichtlich potenzieller Monopole, hoher Kosten und Datensicherheit.

Wichtige Erkenntnisse

  • Berner Regierung schlägt die Verwendung von Epic-Software für alle IT-Systeme öffentlicher Spitäler vor.
  • Der Plan zielt darauf ab, den Datenaustausch und die Patientensicherheit in den Spitälern zu verbessern.
  • IT-Branche und einige Spitäler warnen vor einem potenziellen Monopol durch einen einzigen amerikanischen Anbieter.
  • Bedenken umfassen Preisdiktat, hohe Kosten für kleinere Spitäler und potenziellen US-Zugriff auf sensible Patientendaten.
  • Die Insel Gruppe in Bern nutzt Epic seit März 2024, weitere grosse Schweizer Spitäler führen es ebenfalls ein.

Bern strebt einheitliches Spital-IT-System an

Patientendaten sind hochsensibel. Derzeit verwenden Spitäler im Kanton Bern verschiedene IT-Systeme zur Verwaltung dieser Informationen. Diese Vielfalt erschwert die Kommunikation, oft müssen Spitäler Daten über PDF-Dateien und E-Mails austauschen. Die Berner Kantonsregierung möchte diese Situation verbessern.

Die Regierung schlägt einen neuen Rechtsrahmen vor. Dieser Rahmen würde sicherstellen, dass öffentliche Spitäler in Bern Daten nicht nur nach einheitlichen Standards erfassen, sondern auch dasselbe IT-System verwenden. Private Spitäler hätten die Möglichkeit, das neue System freiwillig zu übernehmen. Die Regierung hat ihre Bereitschaft erklärt, finanzielle Unterstützung für den Übergang anzubieten.

Fakt

Die Berner Kantonsregierung hat das klinische Informationssystem Epic, einen amerikanischen Anbieter, explizit als das Produkt genannt, das Spitäler beschaffen sollen.

Die Insel Gruppe, ein grosses Spitalkonsortium in Bern, begann im März 2024 mit der Nutzung von Epic. Das Luzerner Kantonsspital hatte Epic bereits früher implementiert. Das Universitätsspital Zürich und das Kinderspital Zürich planen ebenfalls den Wechsel zu Epic. Dieser Trend zeigt eine breitere Bewegung hin zu diesem spezifischen System in der Schweiz.

Bedenken von Industrie und Spitälern kommen auf

Die allgemeine Idee, Daten zu standardisieren und den Informationsaustausch zwischen Spitälern zu vereinfachen, wird gut aufgenommen. Die Rückmeldungen zur Vernehmlassung der vorgeschlagenen Gesetzesänderung bestätigen diese positive Stimmung. Der Berner Spitalverband ist der Ansicht, dass eine einheitliche Datenstruktur die Patientensicherheit verbessert. Sie hilft auch, Doppelspurigkeiten zu vermeiden und die Zusammenarbeit zwischen den Spitälern zu verbessern. Sie sind sich einig, dass die Weiterentwicklung der Gesundheitsvernetzung der richtige Weg ist.

Diesen positiven Bemerkungen folgt jedoch schnell erhebliche Kritik. Viele Spitäler sind der Meinung, dass die Verpflichtung, alle dasselbe System zu verwenden, zu weit geht. Der Berner Spitalverband argumentiert, dass dieser Ansatz ein Monopol für ein Unternehmen schaffen könnte. Dies würde den Wettbewerb und die Auswahl einschränken.

„Der Plan, mittelfristig alle Gesundheitsdaten des Kantons Bern einem amerikanischen Anbieter anzuvertrauen, muss hinterfragt werden“, erklärte GLP-Grossrat Casimir von Arx. „Dies birgt eine grosse Abhängigkeit von den USA.“

Hintergrund

Der Kanton Bern verfügt über viele öffentliche Spitäler. Eine beträchtliche Anzahl dieser Spitäler verwendet derzeit das Informationssystem Kisim. Kisim wird von der Schweizer Firma Cistec entwickelt. Diese bestehende Infrastruktur verdeutlicht das Ausmass der vorgeschlagenen Änderung.

Preisdiktat und Datensicherheitsbedenken

Der Handels- und Industrieverein hat Bedenken bezüglich des amerikanischen Anbieters Epic geäussert. Sie beschreiben Epic als sehr teuer. Sie vermuten, dass es für kleinere Spitäler zu gross und kostspielig sein könnte. Der Verein hinterfragte, warum alternative Systeme in der Planungsphase nicht gründlicher evaluiert wurden.

Das Problem reicht über die Kantonsgrenzen hinaus. Die IG E-Health, ein Branchenverband für IT-Systeme im Gesundheitswesen, warnt davor, sich auf einen einzigen Anbieter zu verlassen. Sie argumentieren, dass dies das Risiko eines Preisdiktats schafft. Dieser Verband umfasst wichtige Akteure wie Ascom, Post, Swisscom und Cistec. Sie halten die Vorentscheidung der Regierung zugunsten von Epic für „unzulässig“.

Die IG E-Health erklärt, dass Epic wahrscheinlich nicht die beste Lösung für alle Spitäler ist. Sie weisen darauf hin, dass mehrere deutlich günstigere Optionen verfügbar sind. Der Verband plädiert für einen zweigleisigen Ansatz. Jedes Spital sollte die Freiheit behalten, sein eigenes System zu wählen. Daneben könnte eine zentrale Plattform für die Datenspeicherung beschafft werden. Die IG E-Health schlägt vor, dass der Kanton einfach Standards für Datenformate und Schnittstellen definieren könnte, was ebenfalls ausreichen würde.

Statistik

Das Inselspital Bern nutzt die Epic-Software seit März 2024. Dies bietet eine lokale Fallstudie für die Implementierung des Systems.

Auch der Verein Health Data Space hält die Wahl einer geschlossenen amerikanischen Plattform für problematisch. Sie plädieren für Open-Source-Lösungen. Diese sind in der Regel transparenter und erschwinglicher. Der Verein möchte die Digitalisierung aus Sicht der Bürger beschleunigen und dabei den öffentlichen Nutzen und die Kontrolle priorisieren.

Politische und Datenschutzbedenken

Der Plan hat politische Reaktionen hervorgerufen. In einem überparteilichen Vorstoss forderte GLP-Grossrat Casimir von Arx, die Softwarewahl offen zu lassen. Er betonte die potenzielle erhebliche Abhängigkeit von den USA, wenn alle Gesundheitsdaten einem amerikanischen Anbieter anvertraut werden.

Reaktionen gab es auch aus dem Zürcher Kantonsrat bezüglich der Entscheidung zur Einführung von Epic am Universitätsspital Zürich (USZ). Mehrere Politiker verwiesen auf das Inselspital in Bern. Sie behaupteten, dass das ursprüngliche Budget dort „weit überschritten“ worden sei.

Direktes Zitat

Insel-Präsident Bernhard Pulver bestreitet diese Behauptungen vehement. Er schrieb auf LinkedIn, dass die budgetierten Kosten nicht überschritten wurden. Er erklärte auch, dass das System pünktlich und ohne nennenswerte Störungen implementiert wurde. Pulver ist der Meinung, dass es Zeit ist, dass Spitäler eine gemeinsame IT-Lösung finden.

Zürcher Politiker äusserten auch Bedenken hinsichtlich eines möglichen Zugriffs der US-Regierung auf Epic-Daten. Sie zitierten den Cloud Act, der eine Rechtsgrundlage für US-Behörden bietet, auf Daten zuzugreifen, die von amerikanischen Unternehmen im Ausland gespeichert werden. Dies unterstreicht eine zentrale Datenschutzsorge für sensible Patienteninformationen.

Der Konkurrent Cistec hat, wie das IT-Portal „Inside-IT“ berichtete, Beschwerde gegen die Entscheidung zur Einführung von Epic am USZ eingereicht. Diese rechtliche Anfechtung unterstreicht den umstrittenen Charakter der Entscheidung. Der Ausgang dieses Rechtsstreits könnte weitreichende Auswirkungen auf die Wahl von IT-Systemen im Schweizer Gesundheitswesen haben.

Ausblick

Die Debatte um den IT-Plan der Berner Kantonsregierung für Spitäler ist komplex. Sie balanciert das Bedürfnis nach verbessertem Datenaustausch und Patientensicherheit mit Bedenken hinsichtlich Wettbewerb, Kosten und Datenhoheit. Akteure aus dem Gesundheits- und IT-Sektor äussern weiterhin ihre Meinungen. Die endgültige Entscheidung wird die Zukunft der digitalen Gesundheitsinfrastruktur im Kanton prägen und möglicherweise andere Regionen beeinflussen.

Der Trend zu standardisierten Systemen ist global. Die spezifische Wahl des Anbieters und die Auswirkungen auf Datenhoheit und -zugriff bleiben jedoch kritische Diskussionspunkte. Der Vorschlag der Berner Regierung verdeutlicht die Herausforderungen bei der Modernisierung der Gesundheits-IT, während sensible Informationen geschützt und fairer Wettbewerb gefördert werden.