Ein Kollektiv namens „Allianza Ambulanza“ hat einen Teil des ehemaligen Tiefenau-Spitalareals übernommen. Die Gruppe will einen lebendigen, nicht-kommerziellen Gemeinschaftsraum schaffen. Diese Aktion erfolgt, nachdem sie nach eigener Aussage einen Mangel an Fortschritten der Stadtbehörden bei der Suche nach geeigneten Zwischennutzungen für die weitgehend leerstehenden Gebäude festgestellt haben.
Die Besetzung begann an einem kürzlichen Samstag und verwandelte den Verwaltungstrakt des ehemaligen Spitals. Kinder spielten Fussball und sprangen auf einem Trampolin im Garten. Ein Transparent an der Fassade des Gebäudes verkündete: „Inspiziert, Besetzt, Belebt.“
Wichtige Erkenntnisse
- Kollektiv Allianza Ambulanza besetzt Tiefenau-Spitalareal.
- Die Gruppe strebt nicht-kommerzielle Gemeinschaftsnutzungen an.
- Erste Dialoge mit Stadtvertretern waren respektvoll.
- Gespräche über Miete und Sicherheitsvorschriften dauern an.
Ein Zentrum der Aktivität entsteht
Im Inneren des besetzten Gebäudes hat sich eine lebhafte Atmosphäre wie in einem Ferienlager etabliert. Kinder aus einer nahegelegenen Asylunterkunft sind häufige Besucher. Sie rennen durch die Gänge, geniessen das Buffet und helfen beim Aufbau der Musikanlage.
Ernesto, ein Mitglied der Allianza Ambulanza, teilte seine Beobachtungen mit. Er bemerkte die Freude auf den Gesichtern vieler Kinder, die an einer Disco am ersten Abend teilnahmen. Ernesto, der seinen richtigen Namen nicht nennen wollte, betonte, dass er nur für sich selbst und nicht für das gesamte Kollektiv spreche.
„Wenn man einen solchen Raum öffnet, passieren einfach Dinge – es hat eine gewisse Magie“, sagte Ernesto.
Er führte Besucher durch verschiedene neu aktivierte Räume. Der lange Gewölbekeller, der einst die Weinsammlung eines Spitaldirektors beherbergte, dient nun als Tanzfläche. Kunstinstallationen und ein allgemeines Summen erfüllen die Luft.
Kurzfakten
- Die Besetzung begann an einem kürzlichen Samstag.
- Viele Kinder aus einer nahegelegenen Asylunterkunft sind beteiligt.
- Das Kollektiv strebt nicht-kommerzielle, vielfältige Nutzungen an.
Kreative Räume und Gemeinschaftsunterstützung
Ein Stockwerk höher wurden eine Küche, ein Flohmarkt, ein Malatelier und eine Siebdruckwerkstatt eingerichtet. Die Siebdruckwerkstatt, in einem ehemaligen Badezimmer untergebracht, nutzt geschickt den eingebauten Haartrockner, um frisch bedruckte Textilien zu trocknen. Der Geruch von Farbe erfüllt nun den Raum.
Weiter oben bleiben viele Räume leer und beflügeln die Fantasie des Kollektivs. Eine alte Holzleiter führt zum Dachboden, wo eine einzigartige Atmosphäre herrscht. Besetzer*innen stellen sich diesen Raum als Kino, Meditationsraum oder Bibliothek vor.
Diese Dynamik, so glaubt Ernesto, kann die Stadt nicht bieten. Das Kollektiv Allianza Ambulanza will Lücken füllen, wo die Bemühungen der Stadt zu kurz gekommen sind. Die Stadt hat in den letzten zwei Jahren versucht, Zwischennutzungen zu finden, doch ausser der Asylunterkunft im Hauptgebäude ist wenig zustande gekommen.
Hintergrund zu Tiefenau
Das ehemalige Tiefenau-Spitalareal steht weitgehend leer. Die Stadt arbeitet daran, neue Nutzungen für den Komplex zu finden. Eine grosse Asylunterkunft wurde im Oktober 2024 eröffnet und ist die grösste Einrichtung dieser Art in der Schweiz. Diese Unterkunft hat einen Mietvertrag über zehn Jahre.
Dialog mit Stadtvertretern
Ernesto äusserte seine Überzeugung, dass die Mietpreiserwartungen der Stadt für Zwischennutzungen nicht-kommerzielle Projekte ausschliessen. Er erklärte, dass das Kollektiv ein Gebäude besetzt habe, für das die Stadt seiner Meinung nach keine konkreten Pläne habe.
Immobilien Stadt Bern (ISB), die Immobilienabteilung der Stadt, bestätigte, dass hinter den Kulissen umfangreiche Arbeiten im Gange seien. Dazu gehören Gebäudebegehungen, Quartierwerkstätten, Verhandlungen mit potenziellen Mietern und die Organisation des Facility Managements. ISB betonte, dass diese Prozesse erhebliche Zeit in Anspruch nehmen.
Das Kollektiv Allianza Ambulanza anerkennt einige Bemühungen der Stadt. Sie sehen ihre Besetzung jedoch als Möglichkeit, Dienstleistungen für Geflüchtete anzubieten, insbesondere angesichts der Nähe zur Asylunterkunft. Ernesto hob ihre Rolle hervor, Bedürfnisse zu adressieren, wo Ressourcen im Asylsystem fehlen. Dies könnte die Bereitstellung von Beratungsdiensten innerhalb des besetzten Gebäudes umfassen.
Laufende Verhandlungen und Zukunftspläne
Das Kollektiv suchte proaktiv den Kontakt zu Stadtvertretern, um eine längerfristige Regelung zu sichern. Eine Delegation von ISB besuchte das Gelände am Freitagmorgen. ISB bestätigte, dass diese Gespräche stattgefunden haben. Ernesto beschrieb das erste Treffen als respektvoll.
Beide Parteien einigten sich auf weitere Gespräche am Montagnachmittag. Nach diesen Diskussionen gab das Kollektiv auf Instagram bekannt, dass sie den Dialog mit der Stadt fortsetzen würden. Ein Fachmann des Vereins für offene Jugendarbeit (toj) moderierte den Austausch.
Laut dem Kollektiv war das Gespräch positiv, wobei die Stadt ihre Bereitschaft signalisierte, einige der vorgeschlagenen Nutzungen zu ermöglichen. Es wurde kein Ultimatum gestellt. Jedoch bleiben wichtige Knackpunkte bezüglich Miete und Verantwortlichkeiten wie Brandschutz bestehen.
Die Stadt schlug vor, dass das Kollektiv das Gebäude für notwendige Vorbereitungen vorübergehend räumt. In diesem Szenario wäre das Objekt bis zum Sommer bezugsfertig, und das Kollektiv könnte den Raum zu einem festgelegten Tarif mieten. Das Kollektiv hält an seiner Kritik an hohen Mietpreisen fest. Beide Seiten sind bestrebt, in weiteren Treffen Lösungen zu finden.
Die nächste Diskussion ist für den kommenden Montag angesetzt. Bis dahin wird die Besetzung der Allianza Ambulanza auf dem ehemaligen Tiefenau-Spitalareal voraussichtlich fortgesetzt und bietet Raum für Kunst, Tanz, Siebdruck und eine einladende Umgebung für Kinder.
- Gemeinschaftsinitiativen: Das Gelände beherbergt verschiedene nicht-kommerzielle Aktivitäten.
- Flüchtlingshilfe: Die Nähe zu einer Asylunterkunft ermöglicht direkte Unterstützung.
- Städtischer Dialog: Laufende Gespräche zielen auf eine kollaborative Lösung ab.




