Bern erlebte bei einer kürzlichen Demonstration einige der schwersten Unruhen seit Jahren, was eine hitzige politische Debatte über öffentliche Sicherheit, Protestvorschriften und die Rolle der Strafverfolgungsbehörden auslöste. Die Nachwirkungen haben Stadtbeamte und Bewohner mit Fragen zur Verhinderung zukünftiger Gewalt und zur Abwägung des Demonstrationsrechts mit dem Bedürfnis nach Ordnung zurückgelassen.
Wichtigste Erkenntnisse
- Jüngste Berner Demonstration führte zu erheblicher Gewalt und mehreren Verletzungen.
- Politische Führer sind sich uneinig über Polizeistrategien und Genehmigungspflichten für Proteste.
- Forderungen nach strengerer Überwachung extremistischer Gruppen und potenziellen Gesetzesreformen werden laut.
- Die Sorge um die Abwägung demokratischer Rechte mit der öffentlichen Sicherheit bleibt zentral für die Diskussion.
Bern konfrontiert Nachwirkungen gewalttätiger Demonstration
Vor zehn Tagen eskalierte eine Demonstration in Bern zu schweren Auseinandersetzungen, die zu den schlimmsten Unruhen gehörten, die die Stadt seit Jahren erlebt hat. Die Ereignisse führten zu 18 verletzten Polizisten und lösten eine breite Verurteilung aus. Die Behörden nahmen während des Vorfalls über 500 Personen fest.
Die Gewalt hat eine scharfe politische Diskussion entfacht. Nationalrat Reto Nause von Die Mitte äusserte tiefe Wut und nannte schwere Verbrechen wie Körperverletzung, Brandstiftung und versuchte Tötung. Er beschrieb die Situation als alarmierend und betonte die beispiellose Natur solch schwerwiegender Vorfälle in Bern.
Fakten-Check
- Verletzungen: 18 Polizisten wurden während der Demonstration verletzt.
- Festnahmen: Über 500 Personen wurden von den Behörden festgenommen.
- Vorwürfe: Zu den Verbrechen gehörten Körperverletzung, Brandstiftung und versuchte Tötung.
Lea Bill, Stadträtin und Co-Fraktionschefin der Grünen Allianz, räumte die nachhaltigen politischen Auswirkungen des Protests ein. Sie stellte fest, dass bereits Diskussionen über eine verstärkte Überwachung linker Personen durch Nachrichtendienste und ein mögliches Antifa-Verbot im Gange seien. Bill drückte Solidarität mit den Zielen der Palästina-Demonstrationen aus, stimmte jedoch dem ursprünglichen Aufruf des Protests, der Hamas-bezogene Sprache verwendete, nicht zu.
Polizeieinsatz und öffentliche Ordnung: Eine geteilte Ansicht
Die Wirksamkeit des Polizeieinsatzes und der aktuellen Protestvorschriften stehen im Mittelpunkt der Debatte. Stadträtin Bill, die bei der Demonstration anwesend war, beschrieb die Situation als schnell chaotisch und überfüllt. Sie fragte, ob die Eskalation trotz der erheblichen Polizeipräsenz hätte verhindert werden können.
Laut Bill war die polizeiliche Einkesselung in der Schauplatzgasse nur teilweise erfolgreich. Sie betraf viele unbeteiligte Personen, während die eigentlichen Randalierer oft entkamen. Sie hob die Verwirrung vor Ort hervor, die es den Menschen erschwerte, den Anweisungen der Polizei zu folgen.
„In einer Demokratie muss es möglich sein zu demonstrieren – das ist ein Menschenrecht“, erklärte Lea Bill und betonte die grundlegende Natur des Protests.
Nationalrat Nause hingegen kritisierte Bills Einschätzung scharf. Er argumentierte, dass unbeteiligte Teilnehmer oft einen menschlichen Schutzschild bilden, der gewalttätige Handlungen ermöglicht. Nause bekräftigte, dass der Polizeieinsatz korrekt und entschlossen war. Er plädierte für harte Verurteilungen der Beteiligten und erklärte, dass jeder, der trotz polizeilicher Warnungen am Tatort blieb, mitschuldig sei.
Hintergrund zu Protestgesetzen
Berns aktuelle Vorschriften für öffentliche Versammlungen erfordern Genehmigungen für Demonstrationen. Nicht genehmigte Proteste führen oft zu erhöhten Spannungen und einem höheren Risiko von Zusammenstössen. Die Debatte konzentriert sich nun darauf, ob diese Vorschriften überarbeitet werden müssen, um zukünftige Gewalt zu verhindern.
Nause forderte Bern auf, seine Versammlungsbestimmungen zu überarbeiten. Er schlug vor, die Teilnahme an nicht genehmigten Veranstaltungen zu kriminalisieren. Er bemerkte auch, dass viele der 500 festgenommenen Personen aus der ganzen Schweiz angereist waren, mit Materialien, die auf die Absicht hindeuteten, Unruhen zu verursachen. Dies, so argumentierte er, rechtfertige die robuste Reaktion der Polizei.
Die Rolle nicht genehmigter Demonstrationen
Die Diskussion konzentrierte sich auch darauf, ob der nicht genehmigte Charakter des Protests zwangsläufig zu Gewalt führte. Stadträtin Bill räumte ein, potenzielle Probleme aufgrund der Verwendung antisemitischer Sprache und der Weigerung der Organisatoren, Kontakt mit den Stadtbehörden aufzunehmen, erwartet zu haben. Sie betonte jedoch, dass die Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration nicht automatisch einer kriminellen Aktivität gleichkommt.
Bill wies darauf hin, dass eine grosse Mehrheit der Teilnehmer einfach auf die Situation in Gaza aufmerksam machen wollte. Viele konnten aufgrund der schieren Anzahl der Menschen nicht gehen. Sie schlug vor, dass frühere Solidaritätskundgebungen zu Konfrontationen geführt hatten, was einige dazu veranlasste, diesmal eine ähnliche, eingedämmte Situation zu erwarten.
Nationalrat Nause widersprach vehement. Er erklärte, dass schwere Ausschreitungen typischerweise bei nicht genehmigten Demonstrationen auftreten. Er erklärte, dass Genehmigungen Vereinbarungen mit den Organisatoren ermöglichen, die Ausbrüche von Gewalt in der Regel verhindern. Nause legte Beweise, einschliesslich Videomaterial, vor, die darauf hindeuten, dass die jüngste Gewalt vorsätzlich war und eine direkte Konfrontation mit der Polizei explizit gesucht wurde.
Wichtige Datenpunkte
- Anreise: Viele festgenommene Personen reisten aus verschiedenen Teilen der Schweiz an.
- Vorsatz: Beweise deuten darauf hin, dass einige Teilnehmer die Absicht hatten, Unruhen zu verursachen.
Beide Politiker waren sich einig, dass die gewalttätigen Randalierer, die Hunderte zählten, sich von den Tausenden anderer Teilnehmer unterschieden. Nause plädierte dafür, diese Personen zu identifizieren und strafrechtlich zu verfolgen. Er schlug auch präventive Massnahmen vor, einschliesslich Überwachung. Er persönlich schlug vor, der Polizei den Einsatz von Gesichts- und Bewegungserkennungssoftware bei solchen Operationen zu erlauben, um die Identifizierung zu vereinfachen, eine derzeit verbotene Praxis.
Stadträtin Bill lehnte den Einsatz solcher Überwachungstechnologien entschieden ab und erklärte: „Hier sind wir uns nicht mehr einig.“
Zukünftige Massnahmen und demokratische Rechte
Die Debatte erstreckte sich auf mögliche zukünftige Massnahmen und deren Auswirkungen auf demokratische Rechte. Nause äusserte Frustration darüber, dass ähnliche Gewaltausbrüche immer wieder dieselben Gruppen betreffen. Er glaubt, dass die Identifizierung der Rädelsführer zu einer friedlicheren Zukunft für Bern führen und das legitime Demonstrationsrecht besser schützen würde.
„Wenn jemand die Demokratie zerstört, dann sind es jene Kreise, die auf den Strassen Berns randaliert haben“, bekräftigte Reto Nause und machte die gewalttätigen Elemente verantwortlich.
Stadträtin Bill verurteilte die Verletzungen von Polizisten und Demonstranten gleichermassen und nannte Gewalt inakzeptabel. Sie ging auch auf die Kritik an der Linken ein, insbesondere an der Jungen Alternative (JA!), die den Protest unterstützte. Bill stellte klar, dass die Grüne Allianz nicht zu der Demonstration aufgerufen hatte und dass die JA! nicht ihre Jugendpartei ist.
Sie betonte die Notwendigkeit, die gleichzeitigen Realitäten zu tolerieren: die Anwesenheit von Randalierern neben Tausenden, die legitime Solidarität ausdrücken. Bill kritisierte die sofortige Reaktion der Rechten als ausschliesslich repressiv und plädierte für mehr Verbote und Überwachung. Sie argumentierte gegen einen, wie sie es nannte, „Trump-ähnlichen“ Ansatz der breiten Überwachung und warnte vor autoritären und antidemokratischen Gefahren.
Nause beabsichtigt, einen Antrag zur Lockerung des Gesetzes über den Nachrichtendienst des Bundes einzubringen. Er glaubt, dass eine Gesetzeslücke eine effektive Überwachung von gewalttätigem Extremismus, wie z.B. Telefonüberwachung, verhindert. Er unterstrich die Ernsthaftigkeit der Situation und erklärte: „Wir können uns glücklich schätzen, dass es am Samstag in Bern keine Todesfälle gab.“ Er stellte klar, dass die Überwachung auf Anführer von Bewegungen abzielen sollte, nicht auf Hunderte von normalen Bürgern.
Blick auf zukünftige Proteste
Eine ähnliche Demonstration ist für November in Bern geplant. Stadträtin Bill glaubt, dass die Stadt auf dem richtigen Weg ist, indem sie manchmal nicht genehmigte Proteste zulässt und sich auf Verhältnismässigkeit statt auf sofortige Härte konzentriert. Sie forderte auch Selbstkritik innerhalb der Protestbewegung selbst.
Nationalrat Nause hofft, dass der bevorstehende Protest entweder zurückgezogen oder eine Genehmigung beantragt wird. Er warnte, dass, wenn er ohne Genehmigung stattfindet, das Ergebnis vorhersehbar ist. Er hob auch Berns erhebliche Herausforderung mit gewalttätigem Extremismus hervor und wies auf eine volatile Mischung aus lokalen und französischsprachigen Schweizer Extremistenszenen hin, die besonders militant in der Gaza-Frage sind.
Stadträtin Bill räumte die Verurteilung gewalttätiger Handlungen ein, widersprach aber der Darstellung, dass der Extremismus sich ständig verschlimmere. Sie verwies auf den globalen Aufstieg rechter, antidemokratischer Kräfte als die wahre Gefahr und schlug einen breiteren Kontext für die Herausforderungen der Stadt vor.




