Der Berner Stadtrat hat wichtige Entwicklungsprojekte im Gebiet Egelsee-Wyssloch gestoppt und begründet dies mit Ressourcenengpässen und rechtlichen Herausforderungen. Dieser Entscheid legt Pläne für ein neues Schulgebäude und einen grossen Quartierpark auf Eis, während eine provisorische Schulanlage dauerhaft wird.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Berner Stadtrat hat die Entwicklung im Egelsee-Wyssloch-Gebiet gestoppt.
- Pläne für eine neue Schule und einen Quartierpark liegen auf Eis.
- Das Bauernhaus Wysslochgut wird trotz rechtlicher Einsprüche zu einer Tagesschule umgebaut.
- Ein temporäres Modulschulgebäude wird nun dauerhaft.
- Stadträtin Béatrice Wertli fordert sofortige, kleinere Verbesserungen im Gebiet.
Zukunft des Gebiets Egelsee-Wyssloch ungewiss
Das Gebiet Egelsee-Wyssloch, bekannt für seine Grünflächen, die sich von der Muristrasse bis zum Zentrum Paul Klee erstrecken, war für umfassende Aufwertungen vorgesehen. Ein vor sieben Jahren durchgeführter Wettbewerb hatte einen Siegerentwurf hervorgebracht. Dieser Entwurf umfasste eine neue Schule in der Nähe der Familiengärten Egelgasse und einen Quartierpark, der sich bis zur Laubeggstrasse erstrecken sollte.
Der Stadtrat hat jedoch kürzlich die definitive Aufgabe der Gesamtüberbauungsplanänderung bekannt gegeben. Die Verantwortlichen erklärten, dass die Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss minimal seien.
Projektzeitplan
- Vor 7 Jahren: Wettbewerb für die Entwicklung Egelsee-Wyssloch.
- Sommer 2016: Modulschulgebäude im Wyssloch nahm den Betrieb auf.
- Ende Juli: Kanton bestätigte Baubewilligung für den Umbau des Wysslochguts.
- März 2024: Stadt entschied sich gegen den öffentlichen Park an der Muristrasse 21.
Umbau des Wysslochguts vor Gericht
Inmitten der Absagen bleibt ein Projekt aktiv: der Umbau des historischen Bauernhauses Wysslochgut zu einer Tagesschule für rund 150 Kinder. Dieses Bauernhaus, das schräg gegenüber dem Standort der ursprünglich geplanten neuen Schule liegt, erhielt Ende Juli die Bestätigung seiner Baubewilligung vom Kanton.
Trotz dieser Genehmigung wird der Entscheid angefochten. Die Angelegenheit liegt nun beim Verwaltungsgericht. Die Stadtverwaltung hat nicht bekannt gegeben, wer die Beschwerde eingereicht hat oder welche spezifischen Argumente vorgebracht werden.
"Auch wenn die Gesamtplanung blockiert ist, bleiben konkrete Verbesserungen etappenweise möglich."
Béatrice Wertli, Stadträtin (Mitte)
Quartierpark und neue Schule auf Eis gelegt
Der vorgeschlagene Quartierpark ist derzeit ausgesetzt. Der Stadtrat begründet dies mit einem Mangel an personellen und finanziellen Ressourcen. Das neue Schulgebäude, ursprünglich für die Egelgasse geplant, war eine Hauptursache für Einsprüche gegen die Zonenplanänderungen. Der Rat hat seine Zukunft offen gelassen und erklärt, dass der Bedarf an Schulanlagen derzeit durch das bestehende Modulgebäude Wyssloch, die Schule Nussbaumstrasse und die geplante Tagesschule Wysslochgut gedeckt sei.
Der Grüne Korridor
Das Gebiet Egelsee-Wyssloch bildet einen wichtigen grünen Korridor in Bern, der sich von der ehemaligen Deponie an der Muristrasse bis zur Autobahn in der Nähe des Zentrums Paul Klee erstreckt. Dieses Gebiet ist beliebt für Spaziergänge und Erholung, was seine zukünftige Entwicklung zu einem wichtigen Anliegen für die Bewohner macht.
Provisorische Schule wird dauerhaft
Das Modulschulgebäude im Wyssloch, ein dreistöckiges Gebäude an der Egelgasse, nahm im Sommer 2016 den Betrieb auf. Es war ursprünglich als temporäre Lösung gedacht und sollte sechs Jahre später durch ein neues Schulgebäude ersetzt werden. Da das neue Schulprojekt aufgegeben wurde, plant die Stadt nun, den provisorischen Status dieses Modulgebäudes durch einen neuen Bauantrag aufzuheben. Dies macht die provisorische Struktur effektiv zu einer dauerhaften Lösung ohne Ablaufdatum.
Modulgebäude Wyssloch
- Eröffnung: Sommer 2016
- Ursprüngliche Absicht: Temporär für sechs Jahre
- Neuer Status: Dauerhaft, ohne Ablaufdatum
Forderungen nach schrittweisen Verbesserungen
Stadträtin Béatrice Wertli von der Partei Die Mitte bezeichnete diese Entscheidungen als "höchst unbefriedigend". Ihre kürzlich eingereichte Interpellation, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen von GLP und GFL, suchte Antworten auf die Entwicklungsrückschläge. Wertli drängt nun auf einen neuen Bericht mit dem Titel "Etappieren statt Resignieren", der kostengünstige, kurzfristige Verbesserungen für das Gebiet untersuchen soll.
Wertli schlägt vor, dass "naturnahe Spielräume und ökologische Aufwertungen unkompliziert realisiert werden können." Sie weist darauf hin, dass grosse Teile des Gebiets bereits für die öffentliche Nutzung zonisiert sind. Potenzielle Projekte umfassen die teilweise Renaturierung des Wysslochbachs, eine Idee aus dem ursprünglichen Wettbewerbsentwurf.
Parzelle Muristrasse 21 wird Grünfläche
Auf der Muristrasse-Seite des Egelsee befasst sich Wertli auch mit dem leerstehenden Grundstück an der Muristrasse 21. Ein städtisches Wohngebäude wurde dort im Frühjahr abgerissen, wodurch das Gelände neben der Caffè Bar Riva als leeres Grundstück zurückblieb. Wertli fordert, dass der Bericht des Stadtrats Pläne für diese Freifläche darlegt.
Vor drei Jahren, als der Abriss angekündigt wurde, hatte der Rat eine Entscheidung über einen Projektkredit für die Nutzung als öffentlicher Park bis Ende 2023 in Aussicht gestellt. Im März 2024 bestätigte der Rat jedoch, dass er sich gegen einen Park entschieden hat. Stattdessen wird das Gebiet bis zum nächsten Frühjahr vorbereitet, mit Gras, Wiese und einheimischen Sträuchern bepflanzt, um es in die öffentliche Grünfläche Wyssloch zu integrieren.
Bedenken bezüglich der Bedingungen an der Schule Baumgarten
Wertlis Motion zielt auch auf die Schule Baumgarten ab. Diese Schule, die in ehemaligen Bürogebäuden entlang der Autobahn untergebracht ist, dient als Ersatz für den ins Stocken geratenen Neubau Wyssloch. Sie wurde wegen fehlender Aussenflächen und einer dedicated Turnhalle kritisiert.
Wertli wirft der Stadt "Verantwortungslosigkeit gegenüber Kindern" vor, da "Bewegungsräume, Begegnungszonen und kinderfreundliche Infrastruktur" fehlen. Sie fordert, dass der Stadtrat bis Ende 2026 einen "kinderfreundlichen Spielplatz" für die Primarschule Baumgarten bereitstellt. Zusätzlich fordert sie eine "dauerhafte Turnhallenlösung (nicht nur eine temporäre Traglufthalle)" in unmittelbarer Nähe bis spätestens 2028.
Schulkommission äussert Kritik
Ein weiterer Punkt in Wertlis Motion verlangt vom Stadtrat, bis Mitte 2026 zu erklären, wie Schulstandorte ohne Spielplätze und Turnhallen pädagogisch gerechtfertigt werden können. Die zuständige Schulkommission soll ebenfalls ihre Position zu diesen Bedingungen darlegen. Wertli erklärt, dass die Kommission seit Betriebsbeginn der Baumgarten-Schule eng involviert war.
Vanessa Käser, Präsidentin der Schulkreiskommission Kirchenfeld-Schosshalde, bestätigte diese Kritik. "Wir verfolgen die Schulbauprojekte in unserem Schulkreis seit Jahren aufmerksam und stossen uns insbesondere am fehlenden Aussenraum der Schule Baumgarten."
Käser wies auf die laufende Kommunikation hin: "Die Schulkreiskommission befindet sich in einem guten, kontinuierlichen Austausch mit allen Beteiligten, wie den Schulleitungen, der städtischen Bildungsdirektion und der Pädagogischen Hochschule."
- Probleme der Schule Baumgarten:
- Mangel an Spielplatz
- Keine dedicated Turnhalle
- Begrenzte Aussenflächen
- Kritik an "kinderfreundlicher Infrastruktur"
Gebiet Springgarten für Schule und Sport im Visier
Bezüglich des Mangels an Aussenflächen in Baumgarten plädiert Käser für eine Lösung im Springgarten-Gebiet. Dieses Gebiet grenzt an die Büro- und Schultürme entlang der Autobahn. "Es ist wichtig für den Kreis, dass Schulräume, Sport und Freiräume für Kinder in diese Planung integriert werden", so Käser.
Das Springgarten-Gebiet selbst ist ebenfalls Gegenstand laufender Diskussionen. Die Lindenhofgruppe plant, ihre Spitäler in einem Neubau dort zu zentralisieren. Der Grundeigentümer, die Burgergemeinde, und die städtischen Planungsbehörden prüfen derzeit eine Machbarkeitsstudie für den Standort.




