Jüngste Entwicklungen in der Schweizer Bundespolitik umfassen Enthüllungen über Medienunternehmen, die eine Pro-E-ID-Kampagne finanzierten, eine neue Initiative zur Anerkennung Palästinas als Staat und die öffentliche Forderung nach strengeren Vorschriften für die UBS. Diese Themen beleuchten die anhaltenden Debatten innerhalb der Schweizer Politlandschaft.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Medienunternehmen Ringier und TX Group unterstützten die Pro-E-ID-Kampagne nicht-monetär.
- Eine Initiative zur Anerkennung Palästinas als Staat durch die Schweiz schreitet voran.
- Die Schweizer Öffentlichkeit unterstützt strengere Kapitalvorschriften für die UBS nachdrücklich.
- Die Armee plant, neue Drohnenabwehrsysteme anzuschaffen, nachdem die Sichtungen in Europa zugenommen haben.
- Ein Gerichtsurteil gewährt Zugang zu Bundes-Cloud-Verträgen mit Big-Tech-Firmen.
Medienunternehmen finanzierten E-ID-Kampagne
Zwei grosse Schweizer Mediengruppen, Ringier und TX Group, leisteten erhebliche nicht-monetäre Beiträge zur Kampagne 'Allianz Pro E-ID'. Dies geschah kurz vor der Abstimmung über die E-ID-Initiative am 28. September. Die Beiträge im Wert von insgesamt 163'000 Schweizer Franken wurden im Transparenz-Tool der Eidgenössischen Finanzkontrolle aufgeführt.
Diese Beiträge erfolgten in Form von kostenlosen Anzeigen für die 'Ja'-Kampagne. Die Pro-E-ID-Seite erhielt kostenlosen Werbeplatz online und in Printmedien. Dies umfasste Plattformen wie '20 Minuten', Tagesanzeiger.ch, 'Der Bund', Blick.ch und 'Der Beobachter'. Die 'Nein'-Kampagne erhielt kein ähnliches Angebot.
Details zur Kampagnenfinanzierung
- Gesamtwert: 163'000 Schweizer Franken
- Beitragsleistende: Ringier und TX Group
- Empfänger: Allianz Pro E-ID
- Art des Beitrags: Kostenlose Online- und Print-Werbung
Anfragen an die Medienunternehmen enthüllten deren Beteiligung. TX Group und Ringier sind Mitglieder von Digitalswitzerland, einem Wirtschaftsverband, der die 'Ja'-Stimme aktiv unterstützte. Ringier CEO Marc Walder warb auch persönlich in den sozialen Medien für die 'Ja'-Stimme, ähnlich wie bei der E-ID-Abstimmung 2021.
Die TX Group bestätigte, dass sie nur der 'Pro'-Kampagne kostenlose Plattformen anbot. Ringier reagierte vorsichtig und erklärte, dass "die Gewährung von Rabatten auf politische Werbung in der Branche gängige Praxis ist." Sie betonte auch, dass die redaktionelle Unabhängigkeit der Ringier-Medien intakt geblieben sei.
"Wenn sich ein Medienunternehmen politisch engagiert, sollte es erklären, warum es dies tut. Es sollte auch klären, wie die redaktionelle Unabhängigkeit weiterhin gewährleistet ist."
Linards Udris, Medienwissenschaftler, Universität Zürich
Das 'Nein'-Komitee äusserte sich verärgert. Kampagnenleiterin Monica Amgwerd erklärte: "Wenn Mediengruppen zu Parteien in Abstimmungen werden, untergraben sie ihre demokratische Funktion." Die Organisation Mass-voll reichte eine zweite Wahlbeschwerde beim Kanton Zürich zu diesem Thema ein. Das knappe Abstimmungsergebnis mit 50,4 Prozent 'Ja'-Stimmen macht die Beteiligung der Medien besonders bemerkenswert.
Armee verstärkt Drohnenabwehr
Die Schweizer Armee hat das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) beauftragt, Abwehrsysteme gegen Mikro- und Mini-Drohnen zu beschaffen. Dieser Schritt zielt darauf ab, Truppen und kritische Infrastruktur zu schützen. Die Entscheidung folgt auf eine Zunahme von Sichtungen ausländischer Drohnen über europäischem Territorium.
Seit Anfang September wurden Drohnen in neun europäischen Ländern gesichtet. Dazu gehören Polen, Deutschland und Frankreich. Einige Sichtungen wurden definitiv Russland zugeordnet. Mehrere Flughäfen stellten den Betrieb aufgrund von Drohnenaktivitäten vorübergehend ein. Polen und NATO-Partner schossen Drohnen ab, nachdem 19 von ihnen in den polnischen Luftraum eingedrungen waren. Einige Regierungen werfen Russland hybride Kriegsführung vor, möglicherweise um die Fähigkeiten der NATO und die westlichen Reaktionen zu testen.
Europäische Drohnenaktivität
Die jüngste Zunahme von Drohnensichtungen in ganz Europa hat Sicherheitsbedenken ausgelöst. Vorfälle haben zu Betriebsunterbrechungen an Flughäfen und Forderungen nach stärkeren Abwehrmassnahmen geführt. Dieser Trend deutet auf eine mögliche Verschiebung der geopolitischen Taktiken hin und veranlasst Nationen, ihre Luftsicherheitsprotokolle neu zu bewerten.
Armasuisse hat eine Task Force eingerichtet. Diese Gruppe wird die spezifischen Anforderungen an ein solches Abwehrsystem festlegen. Die Herausforderung besteht darin, ein System zu finden, das gegen viele Arten von Drohnen wirksam ist. Die Drohnentechnologie entwickelt sich rasant weiter, was diesen Beschaffungsprozess komplex macht.
Neue Initiative zur Anerkennung Palästinas
Ein zivilgesellschaftliches Komitee bereitet die Lancierung einer Initiative vor, damit die Schweiz Palästina als Staat anerkennt. Recherchen des Westschweizer Senders RTS deuten darauf hin, dass die Bundeskanzlei den Initiativtext genehmigt hat. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einer Volksabstimmung in dieser Angelegenheit.
Ende September schlossen sich Länder wie Grossbritannien, Kanada, Australien und Frankreich der Mehrheit der Nationen an, die Palästina als Staat anerkennen. Ihr Ziel ist es, den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu zu einem Frieden mit den Palästinensern und einer Zwei-Staaten-Lösung zu drängen. Der Konflikt im Gazastreifen dauert seit zwei Jahren an. Viele Genozidforscher bezeichnen ihn als Genozid.
Trotz internationaler Trends lehnen sowohl der Schweizer Bundesrat als auch eine parlamentarische Mehrheit (SVP, FDP, Mitte und GLP) die Anerkennung ab. Das Initiativkomitee will mit einer Volksabstimmung die Regierung zu diesem Schritt zwingen. Laut RTS könnte die Unterschriftensammlung diesen Monat beginnen. Das Komitee hat 18 Monate Zeit, die notwendigen 100'000 Unterschriften zu sammeln.
Transparenz-Sieg: Bundes-Cloud-Verträge veröffentlicht
Bern News Today hat Zugang zu den Rahmenverträgen für öffentliche Clouds mit fünf grossen Technologieunternehmen erhalten: Microsoft, Alibaba, Amazon, Oracle und IBM. Im Jahr 2023 reichte Bern News Today bei der Bundesverwaltung einen Antrag auf öffentlichen Zugang zu diesen Dokumenten ein. Amazon legte gegen den Entscheid der Bundeskanzlei Berufung ein und blockierte den Zugang zu allen fünf Verträgen.
Diesen Sommer entschied das Bundesverwaltungsgericht zugunsten von Bern News Today. Amazon hat gegen dieses Urteil keine Berufung eingelegt, wodurch die Entscheidung rechtskräftig ist. Die Bundeskanzlei vergab 2021 Verträge an diese fünf amerikanischen und chinesischen Big-Tech-Firmen für den Betrieb öffentlicher Clouds. Aufgrund öffentlicher und politischer Proteste waren die Bundesämter vorsichtig bei der Nutzung dieser Cloud-Dienste.
- Das Zollamt nutzt Amazon-Dienste für seine Anwendungen.
- Das Bundesamt für Gesundheit betreibt verschiedene Programme auf Microsoft.
Im September 2025 beschloss die Bundeskanzlei, diese Rahmenverträge um weitere fünf Jahre zu verlängern. Das Genfer IT-Unternehmen Infomaniak hat Beschwerde gegen diese Verlängerung eingereicht. Der Zugang zu diesen Dokumenten ist von entscheidender Bedeutung. Die Verträge regeln Datenschutz, Haftung, IT-Sicherheit und Gerichtsbarkeit. Transparenz in diesen Bereichen schafft Rechtssicherheit für die Schweizer Bevölkerung.
Ab dem 20. Oktober wird die Bundeskanzlei Bern News Today die redigierten Rahmenverträge für vier Big-Tech-Unternehmen zur Verfügung stellen. Der Fall Bern News Today gegen Amazon wird separat fortgesetzt. Dieser laufende Prozess zielt darauf ab, vollen Zugang zu den Vertragsdetails von Amazon zu erhalten. Die Analyse dieser Verträge ist auch wichtig für die bevorstehende Ausschreibung der Schweizer Regierungs-Cloud.
Öffentlichkeit fordert strengere UBS-Regulierung
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die Schweizer Öffentlichkeit strengere Kapitalanforderungen für die Grossbank UBS wünscht. Dies gilt auch dann, wenn die UBS behauptet, ihre Regeln seien bereits strenger als die im Ausland. 61 Prozent der rund 24'000 Befragten in einer Leewas-Institut-Umfrage für "20 Minuten" und Tamedia unterstützen diese Ansicht.
Der Bundesrat will den Schweizer Finanzsektor stabilisieren. Dazu plant er, die Kapitalregeln für die UBS, die letzte verbleibende Grossbank des Landes, zu verschärfen. Der aktuelle Vorschlag ist weniger streng als frühere Versionen. Er verlangt von der UBS lediglich, ihre ausländischen Tochtergesellschaften mit mehr Kapital zu unterlegen. Die UBS lehnt diese Änderungen jedoch ab. Die Bank droht, Operationen ins Ausland zu verlegen, wenn die Regeln zu streng werden.
Umfrageergebnisse zur UBS-Regulierung
- 61% der Befragten wünschen strengere Kapitalregeln für die UBS.
- 65% glauben, dass ein Umzug der UBS ins Ausland der Schweiz schaden würde.
- Umfrage durchgeführt vom Leewas Institut für "20 Minuten" und Tamedia.
- Rund 24'000 Personen nahmen teil.
Eine Mehrheit der Umfrageteilnehmer glaubt auch, dass ein Umzug der UBS ins Ausland ein Verlust für die Schweiz wäre (65 Prozent). Am 3. November wird die Wirtschaftskommission des Nationalrats den Reformvorschlag des Bundesrates diskutieren. UBS-CEO Sergio Ermotti und Finanzministerin Karin Keller-Sutter werden am selben Tag befragt.
Bundesamt für Migration klärt Bürgerrechtspolitik
Die Schweiz definiert die Staatsbürgerschaft durch den Besitz eines Passes, nicht durch Herkunft oder Religion. Dieses Prinzip des liberalen Bundesstaates scheint jedoch einigen im Staatssekretariat für Migration (SEM) unklar zu sein. SP-Nationalrätin Céline Widmer reichte eine Interpellation ein, in der sie erklärte, das SEM habe Antragsteller aufgefordert, Referenzen von "Bürgern nach Abstammung" mit angeblich schweizerisch klingenden Namen anzugeben.
Das SEM hat sich in einer Stellungnahme gegenüber dem "Tages-Anzeiger" von dieser Praxis distanziert. Das Amt informierte seine Mitarbeiter, dass diese Praxis nicht zulässig sei. Diese Klarstellung unterstreicht den inklusiven Charakter des Schweizer Bürgerrechtsgesetzes.




