Der Schweizer Bundesrat hat mehrere wichtige politische Initiativen angekündigt, darunter eine neue Steuer auf Elektrofahrzeuge zur Finanzierung der Strasseninstandhaltung und einen humanitären Plan zur Behandlung verletzter Kinder aus Gaza. Diese Entwicklungen folgen auf eine kürzliche nationale Abstimmung, bei der die Bürger die Abschaffung des Eigenmietwerts genehmigten, was eine dynamische Periode in der schweizerischen Innen- und Aussenpolitik signalisiert.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Schweizer Regierung plant bis 2030 eine neue Steuer auf Elektrofahrzeuge, um sinkende Einnahmen aus der Treibstoffsteuer zu ersetzen.
- Die Schweiz wird medizinische Versorgung für etwa 20 verletzte Kinder aus dem Gazastreifen bereitstellen.
- Neue, strengere Kapitalanforderungen für den Bankenriesen UBS werden vorangetrieben, um Finanzrisiken zu mindern.
- Die Wähler im Kanton Tessin haben Massnahmen zur Deckelung der Krankenkassenprämien genehmigt, was einen nationalen Trend widerspiegelt.
Bundesrat schlägt neue Steuer auf Elektrofahrzeuge vor
Um einem drohenden Finanzierungsdefizit bei der Strasseninfrastruktur entgegenzuwirken, hat der Schweizer Bundesrat die Einführung einer Steuer auf Elektrofahrzeuge vorgeschlagen. Der Plan zielt darauf ab, sicherzustellen, dass E-Auto-Besitzer zur Instandhaltung der von ihnen genutzten Strassen beitragen, ähnlich wie dies Fahrer von Benzin- und Dieselfahrzeugen derzeit über die Treibstoffsteuern tun.
Mit der Zunahme der Elektrofahrzeuge auf Schweizer Strassen sinken die Einnahmen aus traditionellen Treibstoffabgaben stetig. Die Regierung präsentierte zwei potenzielle Modelle für die neue Steuer, die um 2030 zur Umsetzung vorgesehen ist.
Zwei Besteuerungsmodelle in Betracht
Das erste Modell schlägt eine distanzbasierte Abgabe vor, bei der E-Auto-Besitzer basierend auf der Anzahl der gefahrenen Kilometer zahlen würden. Die zweite Option beinhaltet eine Steuer auf den Stromverbrauch, der zum Laden der Fahrzeuge verwendet wird. Beide Ansätze sollen eine nachhaltige Finanzierungsquelle für die nationale Strasseninfrastruktur schaffen.
Der Vorschlag hat vorläufige Unterstützung von wichtigen Organisationen erhalten. Der Touring Club Schweiz begrüsste den Plan, während der Verkehrs-Club der Schweiz grundsätzlich zustimmte. Letztere betonte jedoch, dass jede neue Steuer so strukturiert sein muss, dass die finanzielle Attraktivität von E-Autos gegenüber Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen erhalten bleibt, um die Klimaziele der Schweiz nicht zu untergraben.
Verfassungsänderung erforderlich
Da die neue Steuer eine Änderung der Schweizer Verfassung erfordert, wird der Vorschlag zunächst im Parlament debattiert. Nach der parlamentarischen Genehmigung wird er einem nationalen Referendum unterbreitet, das den Schweizer Bürgern das letzte Wort über seine Umsetzung ermöglicht.
Schweiz leistet medizinische Hilfe für Kinder aus Gaza
In einer bedeutenden humanitären Geste hat sich die Schweiz verpflichtet, etwa 20 schwer verletzte Kinder aus dem Gazastreifen aufzunehmen und zu behandeln. Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement, das die Bemühungen koordiniert, bestätigte, dass die Kinder von Betreuungspersonen begleitet und in Spitälern in mehreren Kantonen behandelt werden.
Die Bundesregierung trägt die vollen Kosten für den Transport der Kinder in die Schweiz. Die am Programm teilnehmenden Kantone haben zugestimmt, alle damit verbundenen medizinischen Kosten für deren Behandlung zu übernehmen.
Eine wachsende humanitäre Krise
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Bedarf an medizinischen Evakuierungen aus Gaza immens. Die WHO hat derzeit eine Liste von rund 19'000 Patienten, die dringend medizinisch evakuiert werden müssen, darunter etwa 4'000 Kinder mit lebensbedrohlichen Verletzungen oder Krankheiten, die vor Ort nicht ausreichend behandelt werden können. Offizielle Stellen gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Hilfsbedürftigen wahrscheinlich viel höher ist.
Der anhaltende Konflikt in der Region hat eine katastrophale humanitäre Situation geschaffen und das lokale Gesundheitssystem überfordert. Der Zeitplan für die Ankunft der Kinder in der Schweiz bleibt ungewiss und hängt von der Sicherstellung einer sicheren Passage aus der Konfliktzone ab.
Strengere Kapitalanforderungen für die UBS werden vorangetrieben
Der Bundesrat treibt die Pläne zur Einführung strengerer Kapitalanforderungen für die UBS, die grösste Bank der Schweiz, voran. Die vorgeschlagenen Änderungen des Bankengesetzes zielen speziell auf die ausländischen Tochtergesellschaften der Bank ab und verlangen von ihnen, mehr Kapital zur Absorption potenzieller Verluste vorzuhalten.
Diese Initiative ist eine direkte Folge der staatlich vermittelten Übernahme der Credit Suisse durch die UBS im Jahr 2023. Die Fusion schuf ein Bankinstitut von solchem Ausmass, dass ein zukünftiger Ausfall eine existenzielle Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft darstellen könnte. Die neuen Regeln zielen darauf ab, das Risiko einer weiteren staatlichen Rettung zu minimieren.
Trotz intensiver Lobbyarbeit von UBS-CEO Sergio Ermotti, der argumentierte, dass die Vorschriften die globale Wettbewerbsfähigkeit der Bank beeinträchtigen würden, hat der Bundesrat an seinem Vorschlag festgehalten. Der Gesetzesentwurf wurde zur Konsultation versandt, die bis Anfang Januar 2026 dauern wird. Anschliessend wird das Parlament über den endgültigen Gesetzentwurf debattieren.
Kantone gehen steigende Krankenkassenkosten an
Die Wähler im Kanton Tessin haben zwei separate Initiativen zur Reduzierung der finanziellen Belastung durch Krankenkassenprämien entschieden angenommen. Diese lokale Abstimmung spiegelt eine wachsende landesweite Besorgnis über die Erschwinglichkeit der Gesundheitsversorgung wider.
Eine erfolgreiche Initiative, die von der Sozialdemokratischen Partei (SP) eingebracht wurde, wird die Krankenkassenprämien auf 10% des Haushaltseinkommens begrenzen. Die zweite, von der rechtsgerichteten Lega dei Ticinesi Partei, wird höhere Steuerabzüge auf Prämienzahlungen ermöglichen.
Ein Trend in der ganzen Schweiz
Das Tessin ist nicht der erste Kanton, der solche Massnahmen ergreift. Ähnliche Massnahmen zur Prämiendeckelung wurden bereits in Genf, Waadt und Basel-Stadt umgesetzt. Der Trend unterstreicht eine weit verbreitete öffentliche Meinung, dass die steigenden Kosten der Krankenkassen für viele Haushalte untragbar werden.
Weitere Initiativen sind derzeit in den Kantonen Freiburg, Neuenburg, Jura und Wallis anhängig. Auf nationaler Ebene bereitet die SP zwei neue Initiativen vor: eine für einkommensbasierte Prämienverbilligungen und eine weitere, die sich für eine einzige nationale Krankenkasse einsetzt.
Jüngste Abstimmungsergebnisse und politische Debatten
Diese politischen Entwicklungen folgen auf eine kürzliche nationale Abstimmung, bei der die Schweizer Wähler die Abschaffung des Eigenmietwerts genehmigten. Das System besteuerte Hausbesitzer auf das theoretische Einkommen, das sie durch die Vermietung ihrer Immobilie erzielen könnten. Das klare Ja wurde als bedeutender Sieg für Hausbesitzer angesehen, die etwa 44% der Schweizer Haushalte ausmachen.
Die Kampagne zur Abschaffung wurde stark finanziert, mit einem Budget von rund 7 Millionen Schweizer Franken, hauptsächlich vom Hauseigentümerverband. Im Gegensatz dazu hatte die Oppositionskampagne etwa 350'000 Franken zur Verfügung.
In anderen Bundesgeschäften schloss der Nationalrat kürzlich eine 11-stündige Debatte über die "Nachhaltigkeitsinitiative" der Schweizerischen Volkspartei (SVP) ab. Der Vorschlag, der die Schweizer Bevölkerung bis 2050 auf 10 Millionen begrenzen wollte, wurde schliesslich mit 121 zu 64 Stimmen abgelehnt.




