Ein 25-jähriger Algerier ist wegen eines Machetenangriffs zu 43 Monaten Gefängnis und einem achtjährigen Landesverweis aus der Schweiz verurteilt worden. Der Vorfall ereignete sich Ende Dezember auf dem Vorplatz des Berner Kulturzentrums Reitschule und hinterliess einen 39-jährigen Syrer mit schweren Handverletzungen. Der Angriff verdeutlichte die anhaltenden Sicherheitsbedenken im Schützenmatte-Gebiet.
Wichtige Erkenntnisse
- Ein 25-jähriger Algerier wurde zu 43 Monaten Gefängnis verurteilt.
- Er erhielt zudem einen achtjährigen Landesverweis aus der Schweiz.
- Der Angriff erfolgte mit einer Machete und verletzte einen 39-jährigen Syrer schwer.
- Die Reitschule schloss nach dem Vorfall vorübergehend aufgrund von Sicherheitsbedenken.
- Das Schützenmatte-Gebiet bleibt ein Brennpunkt für Sicherheitsdiskussionen in Bern.
Gericht verurteilt Angreifer
Am Donnerstag befand das Regionalgericht Bern-Mittelland den Angeklagten für schuldig. Ihm wurde vorgeworfen, am 28. Dezember einen Mann mit einer Machete angegriffen zu haben, wodurch der linke Ringfinger des Opfers beinahe vollständig abgetrennt wurde. Das Gericht stimmte weitgehend der Anklage und dem beantragten Strafmass zu.
Der Angeklagte, der neun Monate in Untersuchungshaft verbracht hatte, erschien in Jogginghose und T-Shirt vor Gericht. Er beteuerte seine Unschuld und behauptete, sein Bruder sei verantwortlich. „Ich habe niemanden verletzt“, erklärte er auf Arabisch. Er gab lediglich Kokainkonsum zu, was ein Urintest nach seiner Verhaftung bestätigte.
Details zum Angriff
- Datum des Vorfalls: 28. Dezember
- Opfer: 39-jähriger Syrer
- Waffe: Machete und Krücke
- Verletzung: Linker Ringfinger beinahe abgetrennt
Der Angriff entfaltet sich
Laut Anklage begann der Vorfall während eines Streits innerhalb einer Gruppe von etwa zehn Personen, hauptsächlich arabischsprachig. Der Angeklagte setzte zuerst Pfefferspray ein, griff dann eine Machete in seiner rechten Hand und eine Krücke in seiner linken. Anschliessend schwang er beide Waffen aggressiv und wahllos in Richtung der Gruppenmitglieder.
Staatsanwalt Cesar Lopez erklärte, der Algerier habe bewusst das Risiko schwerer Verletzungen durch die Machete in Kauf genommen. Die linke Hand des Opfers, die zum Schutz des Kopfes erhoben wurde, wurde von der Machete getroffen. Dieser Aufprall trennte seinen linken Ringfinger beinahe vollständig ab.
„Der Angeklagte handelte mit heftigen und kraftvollen Schwungbewegungen und schlug wahllos auf die Gruppe ein“, sagte Staatsanwalt Cesar Lopez in seiner Aussage.
Unmittelbare Folgen und Verhaftung
Nach dem Angriff floh der Angeklagte vom Tatort. Auf dem Vorplatz kam es zu mehreren chaotischen Auseinandersetzungen, darunter Schlägereien und weiterer Pfefferspray-Einsatz. Die Behörden fassten den Algerier später in der Nähe des Bundesasylzentrums, dem ehemaligen Zieglerspital. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme hielt er noch die Machete, die die Polizei zusammen mit einem Pfefferspraygerät und einer Krücke sicherstellte. Die Machete wies Blut des Opfers auf.
Mitarbeiter der Reitschule leisteten dem Opfer sofort Erste Hilfe. Sein Ringfinger, der nur noch an einem Hautstück hing, wurde in einer sechsstündigen Operation im Inselspital wieder angenäht.
Hintergrund zur Schützenmatte
Das Schützenmatte-Gebiet, einschliesslich des Reitschule-Vorplatzes, war wiederholt Schauplatz gewalttätiger Vorfälle. Dieser spezielle Machetenangriff wurde als Höhepunkt einer Reihe von Gewalttaten im Kulturzentrum beschrieben. Nach dem Vorfall stellte die Reitschule ihren Betrieb vorübergehend ein, um Sicherheitsbedenken zu begegnen.
Herausforderungen bei der Ermittlung
Die Reitschule bezeichnete den Vorfall zunächst als „Deal- und Bandenkrieg“. Ihre Mitarbeiter lehnten es jedoch ab, vor der Polizei oder vor Gericht auszusagen. Dies erschwerte die Ermittlungen.
Die Anklage stützte sich stark auf die Aussagen von zwei Sicherheitsmitarbeitern. Diese Mitarbeiter sind von der Stadt beauftragt, am Wochenende für Sicherheit auf der Schützenmatte zu sorgen. Ihre detaillierte Beschreibung des Verdächtigen war entscheidend für seine schnelle Festnahme.
Der genaue Grund des Streits blieb auch nach dem Urteil unklar. Es gab Spekulationen, dass der Verurteilte Rache für seinen Bruder gesucht haben könnte. Sein Bruder war wenige Wochen zuvor auf demselben Vorplatz Opfer eines Messerangriffs geworden.
Auch die Aussage des Opfers klärte die Ereignisse nicht vollständig. Zunächst behauptete er im Krankenhaus, den Namen des Angeklagten zweimal auf dem Vorplatz gehört zu haben. Dies konnte er sich jedoch vor Gericht nicht mehr erinnern. Er lehnte auch eine Konfrontation mit dem Angeklagten ab und konnte seinen Angreifer auf Fotos nicht identifizieren.
Immigrationsstatus des Angeklagten
Der verurteilte Algerier kam letzten Sommer in die Schweiz. Er beabsichtigte angeblich, eine medizinische Behandlung zu suchen. Sein Asylantrag wurde jedoch nicht bearbeitet, da Italien gemäss bestehenden Abkommen dafür zuständig war. Er hätte die Schweiz bis Ende Oktober verlassen sollen.
Italien hat Flüchtlinge, deren Asylanträge es bearbeiten sollte, nicht zurückgenommen. Dies bedeutete, dass die Schweizer Behörden den Algerier nicht in Ausschaffungshaft nehmen konnten. Eine solche Haft ist nur möglich, wenn die Ausschaffung unmittelbar bevorsteht.
„Dieser Fall zeigt eine Lücke auf, die der Bundesgesetzgeber schliessen muss“, sagte Berns Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP).
Eine Taskforce, die von Bundes- und Kantonsbehörden eingerichtet wurde, arbeitet an Lösungen für den Umgang mit Wiederholungstätern. Der Algerier war vor diesem Angriff nicht als Wiederholungstäter auf ihrem Radar, auch weil er erst kürzlich in der Schweiz angekommen war.
Laufende Sicherheitsbemühungen auf der Schützenmatte
Nach dem Machetenvorfall organisierte Berns neue Stadtpräsidentin, Marieke Kruit (SP), ein Treffen zwischen der Reitschule und der Polizei. Während die Reitschule regelmässige Austausche abgelehnt hat, erklärt die Polizeimedienstelle, dass „situative Absprachen bei Vorfällen manchmal stattfinden und funktionieren“.
Die Stadt setzt auch strukturelle Änderungen um, um das Schützenmatte-Gebiet sicherer und einladender zu gestalten. Trotz dieser Bemühungen zeigen Polizeiberichte, dass die Anzahl der registrierten Gewaltdelikte im Schützenmatte-Perimeter ähnlich wie in den Vorjahren ist. Die Art dieser Verbrechen hat sich jedoch geändert.
Die Polizei stellte fest, dass im Dezember 2024 zwar keine ungewöhnliche Zunahme der Delikte zu verzeichnen war, einzelne Taten jedoch zu schwerwiegenderen Folgen führten, selbst bei einer vergleichbaren Anzahl von Vorfällen. Das Schützenmatte/Vorplatz-Gebiet bleibt ein Brennpunkt für kriminelle Aktivitäten und Sicherheitsbedenken.