Eine neue Theaterproduktion beleuchtet das Konzept der empathischen Führung und hinterfragt traditionelle Machtstrukturen in Wirtschaft und Gesellschaft. Das Stück mit dem Titel „Boss/y Helvetia“ zeigt die Schauspielerin Fabienne Hadorn und untersucht, wie Prinzipien aus der Theaterwelt die Unternehmenskultur neu gestalten könnten.
Wichtige Erkenntnisse
- Traditionelle Führung priorisiert oft Dominanz über Empathie.
- „Feministische Führung“ konzentriert sich auf verteilte Macht und menschenzentrierte Ansätze.
- Die Theaterszene bietet Modelle für flache Hierarchien und kollaboratives Arbeiten.
- Einfache Tools wie tägliche „Check-ins“ können das Teamwohl und die Produktivität erheblich verbessern.
- Die Produktion „Boss/y Helvetia“ zielt darauf ab, feministische Führung zugänglich und ansprechend zu gestalten.
Macht in Führungspositionen neu denken
Seit Jahrzehnten besetzen Männer die Mehrheit der Positionen in Unternehmensvorständen und politischen Gremien. Traditionelle Ansichten stempeln Führungsambitionen und persönlichen Machtdrang oft als unfeministisch ab. Diese Wahrnehmung kann Chancen einschränken und die Dynamik am Arbeitsplatz auf Weisen prägen, die nicht mehr effektiv sind.
Die Produktion „feminist Leaderabend“, „Boss/y Helvetia“, greift diese Themen direkt auf. Inszeniert am Theater Orchester Biel Solothurn, zeigt die von Sophie und Lisa Stepf inszenierte Show die Zürcher Schauspielerin Fabienne Hadorn. Hadorn ist bekannt für ihre Arbeit im Theater und Fernsehen, unter anderem in „Die Sendung des Monats“.
Historischer Kontext von Führung
Historisch gesehen basierten Führungsmodelle oft auf hierarchischen Strukturen, die Top-Down-Entscheidungen und einen Command-and-Control-Ansatz betonten. Dies war in vielen Branchen, von der Fertigung bis zum Finanzwesen, weit verbreitet und prägte die Funktionsweise von Organisationen und die Mitarbeiterführung.
Fabienne Hadorn über persönliche und berufliche Macht
Fabienne Hadorn spricht über ihre persönlichen Erfahrungen mit Macht. Als Mutter strebt sie eine frühe Machtverteilung innerhalb ihrer Familie an. Sie betont, dass dieser Ansatz die elterliche Verantwortung nicht mindert. Stattdessen ermöglicht er jüngeren Individuen, aufzublühen, wenn sie keinem patriarchalischen Führungsstil unterworfen sind.
In ihrem Berufsleben empfand Hadorn traditionelle Theaterstrukturen als herausfordernd. Es missfiel ihr, ein blosses Werkzeug für Regisseure zu sein, ohne Mitspracherecht bei kreativen Entscheidungen. Dies führte sie in die freie Theaterszene, die sie als ihr wahres Zuhause bezeichnet. Dieser Sektor zeichnet sich oft durch flache Hierarchien aus, eine Eigenschaft, die mit feministischen Führungsprinzipien übereinstimmt.
„Als Mutter, ha! Im familiären Bereich finde ich es grossartig, so früh wie möglich eine Machtverteilung anzustreben. Das heisst nicht, dass Eltern keine Verantwortung tragen. Aber es ist wunderbar zu sehen, wie junge Menschen aufblühen, wenn man keinen patriarchalischen Führungsstil pflegt.“
— Fabienne Hadorn, Schauspielerin
Feministische Führung verstehen
Feministische Führung bedeutet nicht einfach, Frauen an die Spitze zu setzen. Sie konzentriert sich auf die empathische Verteilung von Macht. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Beteiligten am effizientesten einzusetzen und sicherzustellen, dass niemand ausgebeutet wird. Es geht darum, Mitarbeiter als ganze Individuen zu sehen, nicht nur ihre beruflichen Fähigkeiten.
Dieser Stil berücksichtigt die gesamte Bandbreite dessen, was einen Menschen ausmacht, anstatt nur seine technischen Fähigkeiten. Er hinterfragt auch, welche Umgebung ein Mitarbeiter benötigt, um sich wohlzufühlen und optimal zu arbeiten. Diese Perspektive geht über eine enge Sichtweise der Produktivität hinaus und umfasst das allgemeine Wohlbefinden.
Der Aufstieg der Empathie im Geschäftsleben
Jüngste Studien deuten darauf hin, dass Unternehmen mit empathischer Führung 20 % höhere Mitarbeiterbindungsraten und 15 % höhere Produktivität aufweisen. Dieser Wandel unterstreicht eine wachsende Anerkennung des menschlichen Elements für den Erfolg am Arbeitsplatz.
Die Kraft eines einfachen Check-ins
Eines der einfachsten Werkzeuge in der empathischen Führung ist der tägliche Check-in. Dies beinhaltet ein kurzes Teamtreffen jeden Morgen. Dabei teilt jede Person mit, wie sie sich fühlt, worauf sie sich freut oder welche nicht-arbeitsbezogenen Themen sie beschäftigen. Jeder bekommt einen Moment, um zu sprechen.
Hadorn glaubt, dass diese Praxis den Beginn eines Arbeitstages tiefgreifend verändern kann. Sie würdigt den menschlichen Aspekt der Mitarbeiter und fördert ein Gefühl der Verbundenheit und des Verständnisses innerhalb des Teams. Dies steht in scharfem Kontrast zu stark hierarchischen Organisationen.
In solchen traditionellen Umgebungen werden Mitarbeiter oft nicht vollständig als Individuen anerkannt. Ihre beruflichen Fähigkeiten könnten ebenfalls übersehen werden. Dies kann zu dem Gefühl führen, nicht gesehen zu werden, und letztendlich dazu, dass Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Dies geschieht selbst dann, wenn diese Personen hochkreativ sind und wertvolle Vermögenswerte für die Organisation sein könnten.
Ausbeutung am Arbeitsplatz vermeiden
Hadorn weist auch darauf hin, dass die Geschäftswelt manchmal negative Praktiken aus der freien Theaterszene übernimmt. In künstlerischen Bereichen beuten sich Individuen aufgrund ihrer Leidenschaft für ein Projekt oft selbst aus. Diese Selbstausbeutung kann sich im Geschäftsleben wiederholen. Unternehmen können die Leidenschaft eines Mitarbeiters nutzen, um übermässige Verantwortlichkeiten für unzureichende Vergütung zuzuweisen.
Diese Praxis verdeutlicht ein kritisches ethisches Problem in modernen Arbeitswelten. Die Wertschätzung von Mitarbeitern für ihre Leidenschaft sollte nicht dazu führen, sie zu überarbeiten oder unterbezahlen. Ein wirklich empathisches Führungsmodell würde eine solche Ausbeutung verhindern.
„Boss/y Helvetia“: Feminismus zugänglich machen
Hadorn empfindet das Projekt „Boss/y Helvetia“ als sehr zugänglich. Es kombiniert Musik mit theatralischen Darbietungen von fünf Frauen, die reale Persönlichkeiten darstellen. Sie rezitieren Reden von Frauen aus der Politik, die sowohl intelligent als auch leicht verständlich sind.
Ein Beispiel ist eine Rede aus dem Jahr 1983 der ehemaligen deutschen Grünen-Politikerin Waltraud Schoppe. Obwohl sie aufschlussreich war, wurde sie damals im Bundestag mit Gelächter aufgenommen. Hadorn betont die Bedeutung, Feminismus ansprechend und unterhaltsam zu gestalten und plädiert für „Fun Feminism“.
Das Stück integriert theoretische Konzepte in eine praktische, interaktive Erfahrung. Die Bühne öffnet sich und ermöglicht es den Zuschauern, an verschiedenen Aktivitäten mit den Darstellern teilzunehmen. Dazu gehören eine Bar und gemeinsames Singen, wodurch ein immersives Infotainment-Erlebnis entsteht.
„Boss/y Helvetia“ verspricht eine Mischung aus schöner Musik, witzigen Szenen, kraftvollen Reden und lehrreichen Inhalten. Die Produktion eröffnet am 19. September im Stadttheater Biel und Solothurn. Sie bietet eine frische Perspektive auf Führung und gesellschaftliche Rollen.
Theater als Spiegel der Gesellschaft
Das Theater dient seit langem als Plattform für soziale Kommentare und Veränderungen. Produktionen wie „Boss/y Helvetia“ nutzen den künstlerischen Ausdruck, um Normen herauszufordern und zum Nachdenken anzuregen, wodurch komplexe gesellschaftliche Themen einem breiteren Publikum zugänglicher und verständlicher gemacht werden.
Die breitere Wirkung empathischer Führung
Die in „Boss/y Helvetia“ untersuchten Themen reichen über die Bühne hinaus. Sie berühren grundlegende Fragen darüber, wie Organisationen strukturiert sind und wie Individuen bewertet werden. Eine Verlagerung hin zu empathischer Führung kann zu inklusiveren, produktiveren und menschlicheren Arbeitsumgebungen führen.
Dies beinhaltet die Anerkennung des vollen Potenzials jedes Teammitglieds. Es bedeutet, Räume zu schaffen, in denen sich Individuen gehört, respektiert und befähigt fühlen. Ein solcher Ansatz kann Innovation und Loyalität fördern, was sowohl den Mitarbeitern als auch der Organisation als Ganzes zugutekommt.
Die Diskussion über Führung entwickelt sich weiter. Da immer mehr Arbeitsplätze die Bedeutung von Wohlbefinden und Vielfalt erkennen, werden empathische Modelle zunehmend relevant. Die Erkenntnisse aus den Künsten, wie von Hadorn hervorgehoben, bieten wertvolle Lektionen für Führungskräfte, die sich an eine sich verändernde Welt anpassen und darin gedeihen wollen.