Nach gewalttätigen Protesten Anfang des Monats ist in Bern eine hitzige Debatte entbrannt. Führende Politiker fordern nun, dass die Stadt ihren finanziellen Beitrag an die Kantonspolizei deutlich erhöht. Diese Forderung kommt, nachdem eine pro-palästinensische Demonstration Mitte Oktober zu zahlreichen Verletzungen und Sachschäden in Millionenhöhe geführt hatte.
Wichtigste Erkenntnisse
- SVP-Politiker fordern, dass Bern seinen Polizeibeitrag von CHF 30 Millionen auf CHF 60 Millionen verdoppelt.
- Forderungen nach einem Verbot von «linksextremen Terrorgruppen» wie der Antifa.
- SP und der Berner Sicherheitsdirektor lehnen die Forderungen ab und verweisen auf Berns Rolle als Nettozahler des Kantons.
- Die aktuelle Ressourcenvereinbarung mit der Kantonspolizei wird von den Stadtbehörden als wirksam erachtet.
SVP fordert strengere Massnahmen und höhere Finanzierung
Nach den erheblichen Unruhen drängen die SVP-Grossräte Thomas Fuchs und Sandra Schneider auf energische Massnahmen. Sie planen, Motionen im kantonalen Parlament einzureichen. Ihre Vorschläge beinhalten das Verbot von Gruppen, die sie als «linksextreme Terrorgruppen» bezeichnen, wobei sie explizit Antifa-Organisationen erwähnen.
Thomas Fuchs betonte ein wahrgenommenes Muster politischer Gewalt in der Bundesstadt. Er erklärte: «Heute werden Polizeikräfte fast regelmässig verletzt – immer bei Einsätzen gegen linksextreme Täter, immer in der Stadt Bern.» Fuchs kritisierte den Stadtrat dafür, die erheblichen Kosten dieser Einsätze abzutun. Er wies darauf hin, dass der Rat sich auf eine bestehende jährliche Pauschalzahlung an die Polizei verlasse.
Fakt: Aktueller Polizeibeitrag
Die Stadt Bern zahlt derzeit jährlich rund 30 Millionen Schweizer Franken an die Kantonspolizei für deren Dienste.
Forderung nach Verdoppelung des Polizeibeitrags
SVP-Grossrätin Sandra Schneider hat explizit gefordert, dass die jährliche Pauschale, die Bern an die Kantonspolizei zahlt, erhöht wird. Sie schlägt vor, diese von den derzeitigen 30 Millionen Franken auf mindestens 60 Millionen Franken anzuheben. Schneider argumentiert, dass «der aktuelle Beitragsbetrag die tatsächlichen Kosten nicht mehr deckt.»
SP lehnt Forderungen ab und verweist auf Berns finanzielle Rolle
Die Sozialdemokratische Partei (SP) nimmt eine andere Haltung in dieser Angelegenheit ein. SP-Grossrat Stefan Jordi hob das kantonale Finanz- und Lastenausgleichssystem hervor. Er beschrieb es als ein «fein austariertes Instrument», das die Finanzkraft der Gemeinden sowie deren spezifische Belastungen und Vorteile berücksichtigt.
«Die Stadt Bern ist der Wirtschaftsmotor des Kantons und zahlt jährlich viele Millionen netto in die Staatskasse zugunsten des Kantons und vieler Gemeinden.»
Die SP Kanton Bern lehnt jede Entscheidung, die Entschädigung für zentrale Lasten ausschliesslich für die Stadt Bern zu kürzen, entschieden ab. Sie lehnt auch weitere Angriffe ab, die die Stadtfinanzen schwächen, wie die Erhöhung der Polizeipauschalen. Jordi warnte, dass solche Massnahmen letztendlich den gesamten Kanton schwächen würden. «Wenn Bern stottert, stottert der Kanton», sagte er als Fraktionspräsident der SP/Juso-Fraktion im Berner Grossrat.
Das Finanzsystem verstehen
Der Kanton Bern betreibt ein komplexes System des Finanzausgleichs. Dieses System stellt sicher, dass alle Gemeinden fair beitragen und Unterstützung erhalten, basierend auf ihren Bedürfnissen und ihrer Rolle innerhalb des Kantons. Die Stadt Bern als Hauptstadt und Wirtschaftszentrum hat erhebliche finanzielle Abflüsse an den Kanton, was sie zu einem Nettozahler macht.
Städtischer Sicherheitsdirektor weist Vorschlag zurück
Die Stadt Bern selbst zeigte wenig Verständnis für die Vorschläge der SVP. Alec von Graffenried, Sicherheitsdirektor der Stadt Bern, lehnte die Idee einer Erhöhung der Polizeibeiträge entschieden ab. Er betonte die etablierte und effektive Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Kantonspolizei.
«Die Ressourcenvereinbarung mit der Kantonspolizei und die gute Zusammenarbeit zwischen den Stadtbehörden und der Kantonspolizei haben sich nach einhelliger Einschätzung von Stadt und Kanton sehr bewährt. Die Forderung entbehrt daher jeder sachlichen Grundlage und ist abzulehnen.»
Von Graffenrieds Kommentare unterstreichen die Überzeugung der Stadt, dass das aktuelle Finanzierungsmodell angemessen ist und die Polizei im Rahmen der bestehenden Vereinbarungen ausreichend unterstützt wird. Er bekräftigte, dass das derzeitige System für beide beteiligten Parteien gut funktioniert.
Öffentliche Reaktion und Zukunftsaussichten
Die öffentliche Reaktion auf die gewalttätige Demonstration und die darauf folgenden politischen Forderungen war unterschiedlich. Viele Bürger äussern Besorgnis über die steigenden Kosten für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und die Sicherheit der Polizeibeamten. Es gibt Forderungen nach einer stärkeren Durchsetzung und Rechenschaftspflicht für diejenigen, die an zerstörerischen Handlungen beteiligt sind.
Einige Kommentatoren schlagen vor, dass alle festgenommenen Randalierer in Untersuchungshaft genommen werden sollten, anstatt nur Identitätskontrollen durchzuführen. Sie schlagen auch vor, dass Schäden durch Lohnpfändung zurückgefordert werden sollten. Dieser Ansatz, so argumentieren sie, würde das Problem der wiederkehrenden Gewalt bei Demonstrationen schnell lösen.
Die Debatte wird im kantonalen Parlament fortgesetzt. Die Motionen der SVP werden voraussichtlich auf erheblichen Widerstand der SP und der Stadtverwaltung stossen. Das Ergebnis wird direkte Auswirkungen auf den Berner Haushalt und die zukünftige Beziehung zwischen der Stadt und der Kantonspolizei haben.
- Das Drängen der SVP auf eine erhöhte Polizeifinanzierung ist eine direkte Reaktion auf die jüngsten gewalttätigen Proteste.
- Die SP argumentiert, dass Bern bereits erheblich zu den Finanzen des Kantons beiträgt.
- Stadtbeamte glauben, dass die aktuelle Polizeiresourcenvereinbarung effektiv und ausreichend ist.
- Die Diskussion beleuchtet die anhaltenden Herausforderungen bei der Bewältigung öffentlicher Demonstrationen und deren finanziellen Auswirkungen.




