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Fussweg-Streit in Muri eskaliert wegen Erosion und Naturschutzpolitik

Ein Streit um einen erodierten Fussweg am Flussufer in Muri, Schweiz, hat sich zugespitzt und stellt eine Petition mit 3.000 Unterschriften gegen strenge Umweltgesetze.

Adrian Fischer
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Adrian Fischer

Adrian Fischer is a local affairs correspondent for Bern News Today, focusing on the intersection of community issues, environmental policy, and local governance within the Canton of Bern. (DE)

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Fussweg-Streit in Muri eskaliert wegen Erosion und Naturschutzpolitik

Ein beliebter, 700 Meter langer Fussweg entlang der Aare in Muri, Schweiz, ist zum Zentrum einer hitzigen politischen und umweltpolitischen Debatte geworden. Nachdem Erosion durch den Fluss seine Schliessung erzwang, kollidiert eine lokale Petition zur Rettung des Weges mit kantonalen und eidgenössischen Naturschutzgesetzen, zieht hochrangige Beamte an und spaltet die Gemeinschaft.

Der informelle Pfad, der seit Jahrzehnten von Schwimmern und Spaziergängern zwischen dem Muribad und der Auguetbrücke genutzt wurde, wurde von der Gemeinde aus Sicherheitsgründen offiziell geschlossen. Starke Sommerregen haben den Weg seither völlig unpassierbar gemacht, was die Anwohner dazu zwingt, eine alternative Kiesroute zu nutzen, und eine erhebliche lokale Kontroverse ausgelöst hat.

Wichtige Erkenntnisse

  • Ein 700 Meter langer Fussweg am Flussufer in Muri wurde wegen starker Erosion durch die Aare geschlossen.
  • Eine Petition zur Rettung des Weges, initiiert vom Politiker Julien Reich, hat rund 3.000 Unterschriften gesammelt.
  • Der Weg liegt in einem eidgenössisch geschützten Überschwemmungsgebiet, wo Bauarbeiten durch den kantonalen Wasserbauplan stark eingeschränkt sind.
  • Der Gemeinderat von Muri erklärt, keine rechtliche Befugnis zum Eingreifen zu haben, während kantonale Beamte andeuten, dass jede Massnahme eine eidgenössische Genehmigung erfordern würde.
  • Der Streit beleuchtet einen Konflikt zwischen lokaler Freizeitnutzung, Umweltpolitik und politischen Spannungen.

Wegschliessung löst Empörung in der Gemeinde aus

Viele Jahre lang diente der Weg als wichtige Verbindung in einem lokalen Erholungsgebiet. Seine Schliessung vor der Sommersaison schockierte viele Anwohner, die ihn für den Zugang zur Aare nutzten. Die Situation verschärfte sich nach starken Regenfällen im Juli, die weitere Abschnitte des Weges wegrissen und ihn unbrauchbar machten.

Als Reaktion auf die Schliessung lancierte Julien Reich von den Jungfreisinnigen eine Petition, die sofortige Massnahmen zur langfristigen Sicherung des Weges forderte. Die Initiative gewann schnell an Fahrt, sammelte anfänglich 1.500 Unterschriften und wuchs später auf rund 3.000 an, was Reich als „starkes Signal aus der Bevölkerung“ bezeichnet.

Die Besorgnis der Öffentlichkeit wurde durch zahlreiche Artikel und Leserbriefe in lokalen Nachrichtenmedien verstärkt, was die Bedeutung des Weges für die Gemeinschaft widerspiegelt. Der weitere Weg ist jedoch durch ein Geflecht von Umweltvorschriften kompliziert.

Rechtliche und umweltbezogene Einschränkungen

Der Kern des Konflikts liegt in der Lage des Weges. Er verläuft durch ein Überschwemmungsgebiet, das als Gebiet von nationaler Bedeutung ausgewiesen ist und strengen Schutzvorschriften unterliegt. Laut Gabriele Siegenthaler Muinde, Gemeinderätin für Umwelt und Energie von Muri-Gümligen, sind diese Vorschriften bindend.

„Muri-Gümligen hat dem kantonalen Wasserbauplan vor dreizehn Jahren zugestimmt“, erklärte Siegenthaler Muinde. Sie erläuterte, dass dieser Plan die natürliche Dynamik des Flusses, einschliesslich Erosion, ausdrücklich zulässt, um die Landschaft zu gestalten. „Der Plan sieht vor, dass sich hier ein Überschwemmungsgebiet entwickelt“, fügte sie hinzu und betonte, dass der Gemeinde rechtlich die Hände gebunden seien.

Den Wasserbauplan verstehen

Der 2012 genehmigte kantonale Wasserbauplan zielt darauf ab, natürliche Flussabläufe wiederherzustellen und die Artenvielfalt in ausgewiesenen Zonen wie dem Überschwemmungsgebiet Haldenau zu verbessern. Ein Hauptziel ist es, Flüssen wie der Aare zu ermöglichen, ihre Ufer auf natürliche Weise umzugestalten, was oft im Konflikt mit der Aufrechterhaltung fester Infrastrukturen wie Wegen oder Mauern steht.

Siegenthaler Muinde wies auch darauf hin, dass der Fussweg selbst keinen offiziellen Schutzstatus besitzt. Ein kantonales Memo von 2012 zum Plan erwähnte lediglich, dass das Flussufer zugänglich bleiben sollte, präzisierte aber, dass der Weg nur „noch begehbar“ sei, was keine Garantie für seine Erhaltung impliziert.

Politische Spannungen steigen

Die Debatte hat sich zu einer politischen Pattsituation entwickelt. Christoph Neuhaus, Regierungspräsident des Kantons, hat angedeutet, dass das Thema für politische Zwecke instrumentalisiert wird. Bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung kommentierte er die eskalierende Rhetorik.

„Ich habe langsam das Gefühl, dass Herr Reich gnadenlos politisiert, um den Gemeinderat in die Pflicht zu nehmen“, sagte Neuhaus und warf dem Petenten vor, den Fussweg als Werkzeug in der Lokalpolitik zu nutzen.

Reich bestreitet diese Behauptungen und argumentiert, die breite Unterstützung für seine Petition zeige eine echte öffentliche Besorgnis. Er und andere Unterstützer, darunter eine Interessengruppe, die mit dem Geologen Ueli Gruner, dem Anwalt Thomas Helbling und dem ehemaligen Redaktor Peter Ziegler gegründet wurde, glauben, dass die Behörden die Erosionskraft der Aare falsch eingeschätzt haben.

„Wenn wir jetzt nicht handeln, werden die Eingriffe in die Natur und die finanziellen Folgen später unverhältnismässig grösser sein“, argumentierte Reich. Die Gruppe fordert einen Stopp des aktuellen Wasserbauplans und behauptet, er werde zu irreversiblen Schäden an der Flora und Fauna des Überschwemmungsgebiets führen.

Potenzielle Lösungen erkunden

Befürworter des Weges kritisieren die Regierung dafür, dass sie weniger invasive Stabilisierungsmethoden nicht in Betracht zieht. Reich schlug vor, dass „sanfte Massnahmen“, wie das Platzieren grosser Wurzelstöcke in Ufernähe, helfen könnten, die Erosion zu reduzieren, ohne massive Bauarbeiten zu erfordern.

Beamte betonen jedoch, dass jeder Eingriff erheblich wäre. „Wenn man den Fussweg mittel- bis langfristig erhalten will, wird es wahrscheinlich massive bauliche Massnahmen erfordern“, sagte Siegenthaler Muinde und bekräftigte, dass selbst kleine Massnahmen mit dem bestehenden Plan unvereinbar seien.

Schlüsselfiguren in der Debatte

  • Julien Reich (Jungfreisinnige): Leitet die Petition mit 3.000 Unterschriften zur Rettung des Weges.
  • Gabriele Siegenthaler Muinde (Forum): Gemeinderätin von Muri, argumentiert, dass rechtliche Pläne ein Eingreifen verhindern.
  • Christoph Neuhaus (SVP): Regierungspräsident, deutet an, dass das Thema politisiert wird und eine eidgenössische Genehmigung für Bauarbeiten erforderlich ist.

Nächste Schritte und eidgenössische Hürden

Das Gemeindeparlament von Muri soll die Petition am 21. Oktober diskutieren. Das Ergebnis bleibt ungewiss, angesichts der begrenzten Macht der lokalen Regierung in dieser Angelegenheit.

Christoph Neuhaus stellte die Position des Kantons klar und erklärte, dass die Beamten zwar nicht grundsätzlich gegen Massnahmen seien, der Prozess jedoch komplex sei. „Die Gemeinde hat den Masterplänen zugestimmt, und diese sind bindend“, erklärte er. „Wir können bauen, aber dafür brauchen wir eine Genehmigung.“

Laut Neuhaus liegt die Verantwortung bei der Gemeinde, diese Genehmigung einzuholen. Jeder Vorschlag zum Bau von Schutzstrukturen müsste dem Bundesamt für Umwelt zur Genehmigung vorgelegt werden, ein Prozess ohne garantiertes Ergebnis. Dies versetzt die Zukunft des beliebten Fussweges in einen Zustand rechtlicher und politischer Unsicherheit.