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Könizer Gemeinderatskandidaten diskutieren Schlüsselthemen

Fünf führende Kandidaten für den Könizer Gemeinderat stellten ihre Visionen und Prioritäten für die kommende Legislaturperiode vor, mit Schwerpunkten auf Finanzen, Verkehr und Familienpolitik.

Clara Meier
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Clara Meier

Clara Meier is a community affairs correspondent specializing in local development, social integration, and interfaith initiatives across Swiss cities. She covers projects that build stronger, more inclusive communities. (DE)

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Könizer Gemeinderatskandidaten diskutieren Schlüsselthemen

Die Könizer Bevölkerung wählt diesen Sonntag ein neues Parlament und einen neuen Gemeinderat. Bern News Today hat fünf führende Kandidaten für den Gemeinderat interviewt, um ihre Qualifikationen und Prioritäten für die kommende Legislaturperiode zu verstehen. Diese Kandidaten äusserten sich zu kritischen Themen wie Finanzen, Verkehr und Familienpolitik und gaben Einblicke in ihre Vision für die Zukunft der Gemeinde.

Wichtigste Erkenntnisse

  • Fünf Top-Kandidaten für den Könizer Gemeinderat stellten ihre Qualifikationen und Prioritäten vor.
  • Schlüsselthemen sind finanzielle Stabilität, Verkehrsmanagement und Familienförderung.
  • Die Kandidaten betonten Infrastrukturinvestitionen, nachhaltiges Wachstum und effiziente Verwaltung.
  • Unterschiede zeigten sich in der Finanzpolitik und der politischen Zusammenarbeit.

Dominic Amacher: Erfahrung und Finanzdisziplin

Dominic Amacher, Kandidat der FDP, hebt seine umfassende Erfahrung als Geschäftsleiter und langjähriger Parlamentarier hervor. Er ist überzeugt, dass der Gemeinderat belastbare, engagierte Persönlichkeiten mit Führungserfahrung und einem lösungsorientierten Ansatz braucht. Amacher betont sein tiefes Verständnis sowohl für die Privatwirtschaft als auch für politische Prozesse.

«Im Gemeinderat brauchen wir belastbare, engagierte Persönlichkeiten, die Führungserfahrung haben und lösungsorientiert sind», so Amacher. Er fügte hinzu, dass sein Hintergrund als dreifacher Vater ihm Einblicke in das Bildungssystem gebe und sein Engagement in verschiedenen Vereinen seine Verbundenheit zur Gemeinschaft zeige.

Kandidatenprofil: Dominic Amacher (FDP)

  • Erfahrung: Geschäftsleiter, langjähriger Parlamentarier.
  • Schwerpunkte: Kostenbewusste Finanzverwaltung, Infrastrukturunterhalt.
  • Haltung zu Finanzen: Strikte Kosten- und Schuldenkontrolle, Fokus auf Defizite im Finanzplan.

Prioritäten für Köniz

Amacher nennt die kostenbewusste Umsetzung der geplanten Investitionen und den Unterhalt der kommunalen Infrastruktur als die dringendsten Aufgaben für die nächste Legislaturperiode. Er weist darauf hin, dass der aktuelle Fachkräftemangel dies besonders herausfordernd mache und eine realistische Einschätzung des Machbaren erfordere. Sein Wissen aus der Baubranche soll massgeblich zu diesen Zielen beitragen.

Zu spezifischen Themen befürwortet Amacher eine strikte Kontrolle der Finanzen und Schulden. Er betont, dass der Finanzplan, insbesondere die Betriebsverluste, höchste Aufmerksamkeit erfordere. Für den Verkehr fordert er nachhaltige Lösungen, die einen reibungslosen Verkehrsfluss für alle Verkehrsteilnehmer gewährleisten, was für die lokalen Unternehmen entscheidend sei. In der Familienpolitik unterstützt Amacher die Aufrechterhaltung bestehender freiwilliger Familienleistungen durch eine umsichtige Finanzverwaltung und eine kritische Prüfung neuer Ausgaben, um diese Angebote zu schützen.

«Die Flut von Initiativen mit vielen ungedeckten Versprechungen bindet die Verwaltung und reduziert die Zeit für wirklich wichtige Entscheide», sagte Dominic Amacher und drückte damit seine Frustration über die politische Opposition aus.

Amacher beschreibt sich als Teamplayer, der auch unter Druck ruhig bleibt. Er bringt Erfahrung für klare und mutige Entscheide mit. Zudem ist er breit interessiert, belastbar und optimistisch, mit einem Sinn für Humor. Er gibt zu, ungeduldig zu werden, wenn die Dinge nicht reibungslos laufen.

Könizer Wahlen im Überblick

Köniz, eine Gemeinde im Kanton Bern, hält Wahlen für ihr Parlament und ihren Gemeinderat ab. Diese Wahlen bestimmen die lokalen Exekutiv- und Legislativorgane, die für die Verwaltung öffentlicher Dienste, Infrastruktur und Gemeindeentwicklung zuständig sind. Das Ergebnis beeinflusst verschiedene Aspekte des täglichen Lebens der Bewohner, von der Schulfinanzierung bis zur Verkehrsplanung.

Géraldine Boesch: Vernetzung und ausgewogenes Wachstum

Géraldine Boesch, Vertreterin der SP, hebt ihre Erfahrung als Abteilungsleiterin bei der Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM) hervor. Diese Rolle hat ihr ein starkes politisches Netzwerk und ein klares Verständnis administrativer Prozesse vermittelt. Sie ist überzeugt, dass ihre Fähigkeit, über die Gemeindegrenzen hinaus zu blicken, für Köniz wertvoll ist.

«Mein Blick über die Gemeindegrenzen hinaus ist wertvoll für Köniz», erklärte Boesch. Sie gab auch an, gewohnt zu sein, breit abgestützte Lösungen zu finden. Boesch beschreibt sich als proaktiv und aufmerksam zuhörend.

Kandidatenprofil: Géraldine Boesch (SP)

  • Erfahrung: Abteilungsleiterin bei der Regionalkonferenz Bern-Mittelland.
  • Schwerpunkte: Priorisierung von Investitionen in die Schulinfrastruktur, Integration sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Aspekte.
  • Haltung zu Finanzen: Lehnt selbst auferlegte finanzielle Beschränkungen ab, unterstützt Investitionen in Bildung und Infrastruktur.

Prioritäten für Köniz

Boesch betont, dass Köniz eine attraktive und wachsende Gemeinde ist. Daher hält sie es für unerlässlich, zukünftige Investitionen, insbesondere in die Schulinfrastruktur, klug zu priorisieren und zu planen. Sie plädiert für eine stärkere Integration sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Überlegungen in diese Pläne.

In Bezug auf die Finanzen argumentiert Boesch, dass eine Unterinvestition in Bildung, Innovation und Infrastruktur den Fortschritt von Köniz behindern wird. Sie betrachtet selbst auferlegte kommunale Finanzbeschränkungen als unnötig, angesichts bestehender kantonaler Vorschriften. Für den Verkehr unterstützt sie die Trennung von Verkehrsflüssen und den Ausbau der Fahrradinfrastruktur zur Verbesserung der Sicherheit. Sie erwähnte die kürzlich eingereichte Velo-Petition der SP Köniz mit rund 1.000 Unterschriften. In der Familienpolitik betont Boesch die Bedeutung einer bezahlbaren, ergänzenden Kinderbetreuung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, was der Wirtschaft zugutekommt.

«Dass politische Zusammenarbeit nicht durch gemeinsame Inhalte, sondern durch den Wunsch nach Machterhalt geprägt ist», nannte Boesch als ihre grösste Frustration mit der politischen Opposition. Sie fordert eine gemeinsame Vision für Köniz.

Boesch beschreibt sich kurz als «überwältigend und bescheiden». Neben den genannten Themen betrachtet sie auch einen sozialverträglichen Umwelt- und Klimaschutz, ein starkes Bildungsangebot und mehr bezahlbaren Wohnraum als dringende Anliegen für Köniz.

Dominique Bühler: Infrastruktur und Klimaziele

Dominique Bühler, die Kandidatin der Grünen, drückt ihre Hingabe an Köniz und seine Bewohner aus. Sie möchte mit einem lösungsorientierten Ansatz und einer breiten Perspektive zur Entwicklung der Gemeinde beitragen. Ihr Hintergrund umfasst umfassende politische Erfahrung als ehemalige Könizer Parlamentarierin, Grossrätin und Grossratspräsidentin sowie ihre berufliche Tätigkeit in einem internationalen Umfeld.

Kandidatenprofil: Dominique Bühler (Grüne)

  • Erfahrung: Ehemalige Könizer Parlamentarierin, Grossrätin, Grossratspräsidentin.
  • Schwerpunkte: Investitionen in Infrastruktur, Erreichen von Klimazielen (Ersatz fossiler Heizungen, Solarpotenzial, Fernwärme).
  • Haltung zu Finanzen: Vorsichtig optimistisch bezüglich Finanzen, betont aber fortgesetzte Investitionen in Infrastruktur, insbesondere Schulen.

Prioritäten für Köniz

Bühler ist der Meinung, dass Köniz zu wenig in seine Infrastruktur investiert hat, insbesondere im Hinblick auf die Klimaziele. Sie plädiert dafür, Öl- und Gasheizungen in kommunalen Gebäuden durch erneuerbare Energien zu ersetzen, das Solarpotenzial zu maximieren und die Fernwärme weiter auszubauen. Diese Massnahmen sind entscheidend für den Klimaschutz.

In Bezug auf die Finanzen ist Bühler durch positive Jahresrechnungen und das Wachstum der Steuereinnahmen ermutigt, räumt aber ein, dass die Finanzlage weiterhin angespannt ist. Sie besteht auf fortgesetzten Investitionen in die Infrastruktur, insbesondere in Schulen, um die Attraktivität von Köniz zu erhalten. Für den Verkehr hebt sie erste Schritte zu einer Verkehrswende hervor, fordert aber einen weiteren Ausbau des öffentlichen Verkehrs und sicherere Velo- und Fusswege. Ihr Ziel ist es, «15-Minuten-Quartiere» zu fördern, in denen wesentliche Dienstleistungen zu Fuss oder mit dem Velo erreichbar sind. In der Familienpolitik spricht Bühler die Herausforderung bezahlbaren Wohnraums für Familien an und plädiert für eine aktive kommunale Bodenpolitik und die Unterstützung gemeinnütziger Wohnbauträger. Sie fordert auch mehr Kinderbetreuungsoptionen, wie Tagesschulen, und zusätzliche Schulanlagen, um den Bedürfnissen einer wachsenden Bevölkerung gerecht zu werden.

«Es ärgert mich, wenn Probleme verharmlost oder Lösungen verzögert werden. Wir brauchen mehr Mut zur Veränderung», so Dominique Bühler, die damit ihren Hauptärgernis mit der politischen Opposition beschrieb.

Bühler nennt als ihre Stärken, gut zuzuhören und verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen. Sie legt Wert darauf, nachhaltige Lösungen gemeinsam zu finden. Ihre Schwäche ist Ungeduld; es fällt ihr schwer, einfach zuzusehen, wenn Dinge blockiert werden.

Kathrin Gilgen: Ländliche Vertretung und Fiskalische Verantwortung

Kathrin Gilgen, die SVP-Kandidatin, hat ihr ganzes Leben in Köniz verbracht und betont ihre tiefe Verbundenheit zur Gemeinde. Sie verfügt über mehr als zehn Jahre politische Erfahrung im Könizer Parlament, war in verschiedenen Kommissionen tätig und 2022 Parlamentspräsidentin. Ihr politisches Ziel ist es, einen Sitz im Gemeinderat zu sichern, ohne Ambitionen auf kantonale oder nationale Ämter, um ihren Fokus auf Köniz zu gewährleisten.

«Es ist wichtig, dass auch jemand aus dem ländlichen Teil von Köniz im Gemeinderat vertreten ist», betonte Gilgen.

Kandidatenprofil: Kathrin Gilgen (SVP)

  • Erfahrung: Über 10 Jahre im Könizer Parlament, ehemalige Parlamentspräsidentin.
  • Schwerpunkte: Ausreichend Schulraum, Realisierung von Investitionen, Behebung aufgeschobener Sanierungen, bürgernahe Verwaltung.
  • Haltung zu Finanzen: Befürwortet verantwortungsvolle, disziplinierte Finanzverwaltung und eine restriktive Finanzpolitik aufgrund hoher Pro-Kopf-Verschuldung.

Prioritäten für Köniz

Gälgens dringende Aufgaben für die nächste Legislaturperiode umfassen die Koordination und Realisierung von ausreichend Schulraum, die Umsetzung von Investitionen und die Behebung aufgeschobener Sanierungen. Sie betont auch die Bedeutung einer bürgernahen Verwaltung.

In Bezug auf die Finanzen plädiert Gilgen für einen verantwortungsvollen und disziplinierten Umgang mit öffentlichen Geldern und Steuern. Sie fordert eine restriktive Finanzpolitik und verweist auf die hohe Pro-Kopf-Verschuldung. Für den Verkehr ist sie der Meinung, dass die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt werden müssen, mit Verkehrstrennung wo möglich, und ausreichend Parkplätzen. In der Familienpolitik weist Gilgen auf die vielen attraktiven kommunalen Angebote, das wachsende Tagesschulangebot und die hervorragenden Bedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie innerhalb der Könizer Verwaltung hin.

«Es ist kein Ärgernis, aber ideologische Positionen und Theorien führen oft zu schwierigen und unrealistischen Vorschriften und Bedingungen», kommentierte Kathrin Gilgen ihre Sicht auf die politische Opposition. Sie ist der Meinung, dass diese oft unpraktisch oder sehr kostspielig in der Umsetzung sind.

Gilgen beschreibt sich als selbstlos, ausgeglichen und optimistisch. Sie ist eine gute Zuhörerin und Beobachterin. Sie gibt zu, oft ihre eigenen Interessen zurückzustellen, was sie persönlich als ungesund, für einen Arbeitgeber jedoch als positiv anerkennt.

Thomas Marti: Finanzielle Manövrierfähigkeit und moderne Mobilität

Thomas Marti, Vertreter der Grünliberalen, bringt 20 Jahre Führungserfahrung aus der Privatwirtschaft, der öffentlichen Verwaltung und dem Gemeinderat mit. Er versteht die Herausforderungen von Köniz und die Funktionsweise von Politik und Verwaltung.

Kandidatenprofil: Thomas Marti (Grünliberale)

  • Erfahrung: 20 Jahre in Führungspositionen (Privatwirtschaft, Verwaltung, Gemeinderat).
  • Schwerpunkte: Erhalt der finanziellen Flexibilität, Sanierung und Erweiterung von Schulgebäuden, Modernisierung von Sportanlagen, Anpassung der Infrastruktur an den Klimawandel.
  • Haltung zu Finanzen: Stabilisiert, betont aber verstärkte Anstrengungen in der Arealentwicklung, um Einnahmen für notwendige Investitionen zu steigern.

Prioritäten für Köniz

Martis oberste Priorität ist der Erhalt der finanziellen Flexibilität der Gemeinde, um notwendige Projekte zu ermöglichen. Er stellt fest, dass Köniz bei der Sanierung und Erweiterung von Schulgebäuden Nachholbedarf hat. Zudem müssen Fussballfelder und Turnhallen erneuert und erweitert werden. Strassen, öffentliche Plätze und Wasser-/Abwassersysteme müssen an zukünftige klimatische Bedingungen wie Starkregen, höhere Temperaturen und Trockenperioden angepasst werden.

In Bezug auf die Finanzen räumt Marti ein, dass sich die Finanzlage der Gemeinde stabilisiert hat. Es sind jedoch erhebliche Investitionen geplant. Um diese zu finanzieren, muss Köniz seiner Meinung nach seine Anstrengungen in der Arealentwicklung verstärken, um schnell mehr Einnahmen zu generieren. Für die Mobilität argumentiert er, dass die notwendige Kapazität für alle Verkehrsarten (Individual-, öffentlicher, Velo- und Fussgängerverkehr) ohne zusätzlichen Landverbrauch bereitgestellt werden muss. Die Lösung liegt in mehr «Software» (intelligenten Lösungen) statt «Hardware» (neuer Infrastruktur), was eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bund, Kanton und Gemeinden erfordert. In der Familienpolitik plädiert Marti für umfassende Tagesschulmodelle, um Familien bei der Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung besser zu unterstützen.

«Die politische Mitte, die ich vertrete, hat sogar zwei Gegenpole. Von bürgerlicher Seite werden wir als links wahrgenommen; von links-grüner Seite als bürgerlich», so Thomas Marti und drückte damit seine Frustration aus. Er betont, dass die Gemeindepolitik sich auf mehrheitsfähige Lösungen für konkrete Probleme konzentrieren sollte, die seiner Meinung nach keine politische Ausrichtung haben, sondern faktenbasiert sind und dem Gemeinwohl dienen.

Marti beschreibt sich als neugierig und generell ein guter Zuhörer. Er bildet sich Meinungen auf der Grundlage von Fakten. Er gibt zu, nicht immer sehr geduldig zu sein und sagt, dass er keinen Salsa tanzen kann.