Ein neuer Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) deckt erhebliche Mängel in der Schweizer Strategie zur Korruptionsbekämpfung innerhalb ihrer internationalen Kooperationsinitiativen auf. Die Prüfung ergab, dass den zuständigen Bundesstellen eine klare operative Strategie, systematische Aufsicht und messbare Ziele für ihre Anti-Korruptionsbemühungen fehlen.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Schweizer Anti-Korruptionsstrategie in der internationalen Hilfe fehlen klare operative Ziele.
- Es gibt keine systematische Überwachung oder Erfolgsmessung für Anti-Korruptionsmassnahmen.
- Die Eidgenössische Finanzkontrolle empfiehlt eine gemeinsame Koordinationsplattform für bessere Zusammenarbeit.
- Korruptionsprävention ist oft ein 'Querschnittsziel' statt eines primären Fokus in Projekten.
- Wissensmanagement und Wirkungsanalyse stehen vor erheblichen Herausforderungen.
Eidgenössische Finanzkontrolle identifiziert strategische Lücken
Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) veröffentlichte am Donnerstag einen Bericht, der kritische Mängel in der Art und Weise aufzeigt, wie die Schweiz ihre Anti-Korruptionsinitiativen innerhalb der internationalen Entwicklungszusammenarbeit verwaltet. Die Schweiz investiert jährlich Milliarden in Entwicklungs- und Wirtschaftsprogramme weltweit. Ein Hauptziel dieser Programme ist es, Korruption zu verhindern und die Rechtsstaatlichkeit zu stärken. Diese Politik zielt darauf ab, weltweit Vertrauen in die Schweizer Hilfe aufzubauen und sicherzustellen, dass öffentliche Gelder ihre beabsichtigten Empfänger erreichen.
Die Ergebnisse der EFK deuten jedoch auf eine Diskrepanz zwischen diesen Zielen und ihrer praktischen Umsetzung hin. Der Bericht stellt fest, dass der Bundesverwaltung eine kohärente Strategie fehlt, um die Wirksamkeit ihrer Anti-Korruptionsmassnahmen sicherzustellen. Dies wirft Fragen nach der Wirkung erheblicher finanzieller Investitionen auf.
Faktencheck
Die Schweiz stellt jährlich Milliarden für internationale Entwicklungs- und Wirtschaftsprogramme bereit. Ein Kernziel ist die Bekämpfung von Korruption und die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit in Partnerländern.
Mangel an klaren Zielen und Koordination
Laut EFK verfügen weder die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) noch das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) über klare operative Ziele, dedizierte Budgets oder messbare Vorgaben speziell für Anti-Korruptionsbemühungen. Aktivitäten entstehen oft aus einem 'Bottom-up'-Ansatz, mit wenig strategischer Abstimmung über Projekte hinweg. Dies macht eine systematische Erfolgsüberwachung nahezu unmöglich.
Die Prüfer stellten das Fehlen einer zentralen Datenbank fest. Eine solche Datenbank würde verfolgen, welche Projekte tatsächlich zur Korruptionsprävention beitragen. Darüber hinaus wies der Bericht auf einen Mangel an formalisierter Zusammenarbeit zwischen DEZA und SECO hin, trotz sich überschneidender Zuständigkeiten. Diese Unklarheit verschleiert die tatsächliche Wirksamkeit der eingesetzten Ressourcen.
„Ohne definierte Prioritäten und Verantwortlichkeiten besteht die Gefahr, dass Korruptionsfragen in den Projektportfolios untergehen.“
Empfehlungen für eine verbesserte Aufsicht
Die EFK empfiehlt dringend die Einrichtung einer gemeinsamen Koordinationsplattform. Diese Plattform würde Informationen zentralisieren, den Austausch von Erfahrungen erleichtern und Synergien zwischen den Agenturen nutzen. Ein solcher Schritt könnte die Bemühungen straffen und ein klareres Bild der Gesamtwirkung vermitteln.
'Querschnittsziele' verstehen
Innerhalb der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit gilt die Korruptionsbekämpfung als 'Querschnittsziel'. Das bedeutet, sie sollte in alle Projekte integriert werden. Die EFK stellte jedoch fest, dass dieser Ansatz oft dazu führt, dass Korruptionsprävention selten zu einem zentralen Fokus wird.
Herausforderungen bei Projektfokus und Wissensmanagement
Der Bericht hebt hervor, dass nur wenige Programme explizit auf die Prävention oder Aufdeckung von Korruption abzielen. Während die Querschnittslogik Flexibilität bietet, führt sie auch zu einem Mangel an klarer Verantwortlichkeit. Die EFK warnt, dass ohne spezifische Prioritäten und zugewiesene Verantwortlichkeiten Korruptionsfragen Gefahr laufen, von anderen Projektzielen überschattet zu werden.
Schwächen bestehen auch im Wissensmanagement. Erfahrungen und Fachwissen werden nicht systematisch dokumentiert, wodurch institutionelle Lernprozesse weitgehend fehlen. Die Agenturen sind stark auf einzelne Mitarbeiter für kritisches Wissen angewiesen.
Wirkung und Langzeiteffekte messen
Die Bewertung der tatsächlichen Wirkung von Anti-Korruptionsmassnahmen erweist sich als schwierig. Viele Projekte sind mit Indikatoren konzipiert, die schwer zu überprüfen sind. Die EFK fordert obligatorische Leistungskennzahlen (KPIs) und Ex-post-Evaluationen. Diese würden helfen, die langfristige Wirkung von Projekten zu bestimmen.
- Systematische Dokumentation: Entscheidend für den Erhalt von Wissen und den Aufbau institutioneller Erinnerung.
- Überprüfbare Indikatoren: Wesentlich für die genaue Messung von Projekterfolg und Wirkung.
- Ex-post-Evaluationen: Notwendig, um die langfristige Wirksamkeit über den Projektabschluss hinaus zu verstehen.
Reaktionen der Agenturen und Zukunftsaussichten
Sowohl die DEZA als auch das SECO anerkennen die Kritik im Allgemeinen. Sie verweisen jedoch auch auf bestehende politische und operative Einschränkungen. Die DEZA betont, dass die Festlegung präziser operativer Ziele politische Entscheidungen vorwegnehmen könnte. Das SECO hebt seine Nulltoleranzpolitik gegenüber Korruption hervor und merkte an, dass der Bericht nur einen Teil seiner Projektarbeit abdeckte.
Trotz dieser Vorbehalte kommt die EFK zu dem Schluss, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Die Schweiz muss ihren internationalen Verpflichtungen glaubwürdig nachkommen. Ohne klare Ziele, koordiniertes Management und messbare Ergebnisse bleibt ungewiss, ob die Milliarden, die in die Korruptionsbekämpfung investiert werden, ihre gewünschte Wirkung erzielen. Die Integrität der Schweizer internationalen Hilfe hängt davon ab, diese strategischen Lücken effektiv zu schliessen.
Der Bericht unterstreicht die Bedeutung von Transparenz und Rechenschaftspflicht in der gesamten internationalen Zusammenarbeit. Zukünftige Bemühungen werden sich voraussichtlich auf die Umsetzung der Empfehlungen der EFK konzentrieren, um die Rolle der Schweiz als glaubwürdiger Partner in globalen Anti-Korruptionsinitiativen zu stärken. Dies erfordert eine konzertierte Anstrengung, um Strategie und Umsetzung aufeinander abzustimmen und sicherzustellen, dass Hilfsgelder ihrem eigentlichen Zweck dienen.




