Der Schweizer Bundesrat hat eine Volksinitiative, die einen obligatorischen Bürgerdienst für alle Männer und Frauen vorschlägt, offiziell abgelehnt. Verteidigungsminister Martin Pfister präsentierte in Bern die Argumente der Regierung gegen die Initiative «Service Citoyen» und nannte Bedenken hinsichtlich Notwendigkeit, wirtschaftlicher Auswirkungen und finanzieller Kosten.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Bundesrat lehnt die Initiative «Service Citoyen» ab.
- Die Initiative fordert einen obligatorischen Bürgerdienst für alle Schweizer Männer und Frauen.
- Die Regierung nennt übermässigen Rekrutierungsbedarf und wirtschaftliche Störungen als Hauptgründe für die Ablehnung.
- Finanzielle Kosten für Erwerbsersatz und Militärversicherung sind ebenfalls ein Anliegen.
- Die Stimmberechtigten werden am 30. November über die Initiative abstimmen.
Position des Bundesrates zum Bürgerdienst
Der Bundesrat ist der Ansicht, dass das derzeitige System der Dienstpflicht, das hauptsächlich für Schweizer Männer gilt, den Bedürfnissen der Armee und des Zivilschutzes ausreichend gerecht wird. Die Initiative «Service Citoyen» schlägt ein neues Modell vor. Sie schlägt vor, dass alle Schweizer Bürgerinnen und Bürger, unabhängig vom Geschlecht, entweder Militärdienst oder einen gleichwertigen anerkannten Milizdienst leisten sollten.
Verteidigungsminister Martin Pfister erläuterte die Position der Regierung während einer Pressekonferenz in Bern. Er betonte, dass der Umfang der Initiative weit über den tatsächlichen Personalbedarf des Landes in Verteidigung und Zivilschutz hinausgeht.
Aktuelles System vs. vorgeschlagene Initiative
- Aktuell: Obligatorischer Militärdienst für Schweizer Männer.
- Vorgeschlagen: Obligatorischer Bürgerdienst für alle Schweizer Männer und Frauen.
- Dienstoptionen: Militär- oder gleichwertiger anerkannter Milizdienst.
Argumente gegen die Initiative
Einer der Hauptgründe, die der Bundesrat gegen die Initiative vorbringt, ist die schiere Anzahl der Rekruten, die sie generieren würde. Der Vorschlag würde jährlich zu etwa 70'000 neuen Rekruten führen. Diese Zahl übersteigt laut Regierung die operativen Anforderungen der Schweizer Streitkräfte und Zivilschutzorganisationen erheblich.
Die Einschätzung des Bundesrates weist auf eine Diskrepanz zwischen dem Ergebnis der Initiative und dem tatsächlichen Personalbedarf hin. Er argumentiert, dass eine so umfassende Mobilisierung einen unnötigen Überschuss an Dienstleistenden schaffen würde.
«Die Volksinitiative mit ihren rund 70'000 Rekruten pro Jahr übersteigt den Personalbedarf in Armee und Zivilschutz deutlich», erklärte Verteidigungsminister Martin Pfister.
Hintergrund zum Schweizer Dienst
Die Schweiz hat eine lange Tradition des obligatorischen Militärdienstes für männliche Bürger. Dieses System zielt darauf ab, die Landesverteidigung und den Zivilschutz durch eine gut ausgebildete Milizarmee zu gewährleisten. Die Initiative «Service Citoyen» versucht, diese Verpflichtung auf alle Geschlechter auszuweiten und alternative Dienstformen anzubieten, was die aktuellen Diskussionen über Gleichstellung und Bürgerpflicht widerspiegelt.
Wirtschaftliche und finanzielle Bedenken
Neben der Frage der Rekrutierungszahlen äusserte der Bundesrat auch erhebliche wirtschaftliche Bedenken. Die Einführung eines obligatorischen Bürgerdienstes für alle würde bedeuten, dass eine grosse Anzahl von Personen über längere Zeiträume von ihren regulären Arbeitsplätzen abwesend wäre. Diese Abwesenheit würde sich auf die Volkswirtschaft auswirken.
Die Regierung betonte das Potenzial für wirtschaftliche Störungen. Unternehmen würden aufgrund von Mitarbeitern, die ihre Dienstpflicht erfüllen, vor Herausforderungen stehen. Dies könnte zu einer Verringerung der Arbeitskräfteverfügbarkeit und Produktivität in verschiedenen Sektoren führen.
Kostenfolgen für den Staat
Finanzielle Aspekte bilden einen weiteren wichtigen Pfeiler der Ablehnung durch den Bundesrat. Die Initiative würde dem Staat erhebliche Kosten verursachen. Diese Kosten umfassen den Erwerbsersatz und die Ausgaben im Zusammenhang mit der Militärversicherung für alle Personen, die den Dienst leisten.
Nach der Analyse der Regierung wäre die finanzielle Belastung erheblich. Dies verstärkt das Argument, dass der Vorschlag für die Schweiz wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.
Der Bundesrat und das Parlament haben beide ihre Ablehnung des obligatorischen Bürgerdienstes zum Ausdruck gebracht. Sie empfehlen den Stimmberechtigten, die Initiative bei der bevorstehenden nationalen Abstimmung abzulehnen.
Die bevorstehende Abstimmung
Die Schweizer Bürgerinnen und Bürger werden am 30. November über die Initiative «Service Citoyen» abstimmen. Diese Abstimmung wird darüber entscheiden, ob die Schweiz ihr derzeitiges Militärdienstmodell beibehält oder zu einem breiteren, obligatorischen Bürgerdienst für alle Geschlechter übergeht.
Die Debatte um die Initiative umfasst Diskussionen über Gleichstellung, nationale Sicherheitsbedürfnisse und wirtschaftliche Tragfähigkeit. Die Stimmberechtigten werden die Argumente der Regierung und der Initiativbefürworter abwägen, bevor sie ihre Entscheidung treffen.
- Abstimmungsdatum: 30. November
- Entscheidung: Wird die Zukunft der Dienstpflicht in der Schweiz bestimmen.
- Schlüsselfragen: Gleichstellung, Landesverteidigung, wirtschaftliche Auswirkungen.
Das Ergebnis wird langfristige Auswirkungen auf die Verteidigungsstrategie, den Arbeitsmarkt und die Sozialpolitik der Schweiz haben.




