Der SC Bern hat in einem hart umkämpften Derby einen entscheidenden 2:1-Sieg gegen die SCL Tigers errungen. Es ist der erste Sieg unter Interimstrainer Patrick Schöb. Das Ergebnis folgt auf eine turbulente Woche für den Club, die mit der Entlassung von Cheftrainer Jussi Tapola nach einer Reihe enttäuschender Ergebnisse endete.
Der Sieg verschafft dem Team etwas dringend benötigte Luft, doch Fragen zur Ausrichtung und Leistungskultur des Clubs in dieser Übergangsphase bleiben bestehen.
Wichtigste Erkenntnisse
- Der SC Bern besiegte die SCL Tigers am Samstag in einem lokalen Derby mit 2:1.
- Der Sieg ist der erste für Interimstrainer Patrick Schöb, der die Nachfolge von Jussi Tapola antrat, der Anfang der Woche entlassen wurde.
- Der Trainerwechsel erfolgte nach der sechsten Niederlage des SC Bern in neun Spielen.
- Die Spieler gewöhnen sich unter Schöb an einen neuen, offensiveren Spielstil, der gemischte Ergebnisse lieferte.
- Der Club führt eine sorgfältige Suche nach einem permanenten Cheftrainer durch und überstürzt die Entscheidung nicht.
Ein plötzlicher Führungswechsel
Die Woche begann mit erheblichen Veränderungen für den SC Bern. Nach einer 1:5-Niederlage gegen Fribourg-Gottéron entschied sich der Club, sich von Cheftrainer Jussi Tapola zu trennen. Die Entscheidung wurde den Spielern an ihrem eigentlich freien Tag mitgeteilt.
Die Spieler wurden Berichten zufolge um 8 Uhr morgens per SMS zu einem Teammeeting um 10:15 Uhr einberufen. Der plötzliche Anruf erforderte, dass sich einige Spieler gegenseitig weckten, und ein Teammitglied verpasste die Ankündigung Berichten zufolge vollständig, nachdem es sein Telefon über Nacht in den Flugmodus versetzt hatte.
Hintergrund der Entlassung
Jussi Tapolas Entlassung erfolgte nach der sechsten Niederlage des Teams in neun Spielen. Trotz seines Abschieds würdigten einige Spieler seine Beiträge. „Jussi hat den Club in den letzten zweieinhalb Jahren stabilisiert und den Spielern geholfen, sich individuell zu entwickeln. Es ist schade“, sagte der erfahrene Stürmer Simon Moser.
Auch Captain Ramon Untersander kommentierte die Schwierigkeit der Situation. „Die Nachricht hat uns alle betroffen. Es ist nie schön, wenn jemand, mit dem man lange zusammengearbeitet hat, plötzlich seine Sachen packen muss“, erklärte er.
Sieg im Derby
Unter der Leitung von Interimstrainer Patrick Schöb empfing der SC Bern die SCL Tigers zum ersten grossen Derby der Saison. Das Team sicherte sich einen 2:1-Sieg, der nach einer herausfordernden Zeit einen Moralschub gab.
Die Tore fielen in der neunten Minute, als der 20-jährige Alain Graf für Bern traf. Die SCL Tigers antworteten im zweiten Drittel stark, wobei Phil Baltisberger nach einem Puckverlust von Berns Joël Vermin den Ausgleich erzielte. Waltteri Merelä, ein konstant starker Spieler für Bern, erzielte später das spielentscheidende Tor.
Spiel-Highlights
- 1:0 SC Bern: Alain Graf (9. Minute)
- 1:1 SCL Tigers: Phil Baltisberger (2. Drittel)
- 2:1 SC Bern: Waltteri Merelä (2. Drittel)
- Ein potenzieller Ausgleichstreffer für die Tigers durch Jérôme Bachofner wurde wegen einer Abseitsstellung annulliert.
Das Spiel war hart umkämpft, wobei Berns Torhüter Adam Reideborn im letzten Drittel mehrere wichtige Paraden zeigte, um die Führung zu sichern. Der Sieg war ein hart erkämpftes Ergebnis, das die Widerstandsfähigkeit des Teams demonstrierte.
Umsetzung einer neuen Strategie
Interimstrainer Patrick Schöb hat eine Umstellung auf einen offensiveren Spielstil signalisiert. Dies zeigte sich beim spielentscheidenden Tor, bei dem Verteidiger Aleksandr Iakovenko den Angriff unterstützte – ein taktischer Schachzug, der unter dem vorherigen Trainer weniger üblich war.
„Wir wollen ein Hockey spielen, das den Spielern Spass macht und auch für sie unterhaltsam ist. So sieht unsere Zukunft aus“, erklärte Schöb seine Coaching-Philosophie.
Dieser neue Ansatz hat jedoch auch Herausforderungen mit sich gebracht. In einem früheren Spiel gegen die ZSC Lions führte Berns aggressive Strategie zu einer 3:7-Niederlage. „Das hat uns gezeigt, was gegen ein abgeklärtes, gut eingespieltes Top-Team passiert“, reflektierte Simon Moser. „Die Zürcher nutzten jeden Fehler aus, weil wir zu ungestüm waren.“
Moser fügte hinzu, dass das Team aus dieser Erfahrung gelernt habe. „Gegen Langnau haben wir uns diesbezüglich verbessert“, sagte er und deutete auf eine bessere Balance zwischen Offensive und Defensive im Derby hin.
Verantwortung der Spieler und Leistung
Die jüngsten Schwierigkeiten haben auch die Leistungskultur des Teams auf den Prüfstand gestellt. Einige Spieler sahen sich direkten Konsequenzen für ihre Leistung auf dem Eis gegenüber. Captain Ramon Untersander, der kürzlich seinen ersten Saisonpunkt erzielte, räumte eigene Mängel ein.
Nachdem er während eines Spiels in Lausanne unter Tapola auf die Bank gesetzt wurde, zeigte sich Untersander selbstkritisch. „Wenn man nicht gut spielt, ist diese Entscheidung nicht nur verständlich, sondern auch richtig“, sagte er. „Ich war in Lausanne nutzlos.“
Simon Moser wies Behauptungen einer laschen Leistungskultur zurück und verwies auf diese Beispiele als Beweis für Verantwortlichkeit. „Diese Beispiele zeigen, dass Jussi eine Leistungskultur klar durchgesetzt hat. Ich hatte einen schlechten Saisonstart und habe die Entscheidung [aus dem Kader gestrichen zu werden] verstanden“, erklärte er.
Ausblick für beide Clubs
Für den SC Bern liegt der Fokus nun auf dem bevorstehenden Champions-League-Spiel gegen Belfast. Die Suche nach einem neuen permanenten Cheftrainer läuft, aber der Club hat angedeutet, den Prozess nicht zu überstürzen. Der ehemalige Fribourg-Gottéron-Trainer Christian Dubé soll Interesse an der Position bekundet haben.
Unterdessen kämpfen die SCL Tigers weiterhin mit mehreren Langzeitverletzungen. Es gibt jedoch positive Nachrichten am Horizont: Verteidiger Claude Paschoud ist nach einer Unterkörperverletzung, die ihn die gesamte Saisonvorbereitung kostete, ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Laut Tigers-Trainer Thierry Paterlini nähert sich Paschoud der Spielform und könnte möglicherweise in den kommenden Spielen gegen Lugano und Rapperswil-Jona sein Saisondebüt geben.




