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Aeschbacher Druck AG zieht nach 144 Jahren um

Die Aeschbacher Druck AG, eine Worber Institution seit 144 Jahren, hat ihren Betrieb nach Wabern verlagert, nachdem sie ihre Druck-, Ticketing- und Verlagsbereiche an Ast & Fischer verkauft hat. Der U

David Keller
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David Keller

David Keller is a senior business correspondent specializing in regional industry trends, family business transitions, and the economic impact of technological change on traditional sectors. He covers corporate strategy, market adaptation, and local economic development across Switzerland. (DE)

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Aeschbacher Druck AG zieht nach 144 Jahren um

Worb, Schweiz – Die Aeschbacher Druck AG, ein Unternehmen mit einer 144-jährigen Geschichte in Worb, hat ihren Betrieb offiziell verlagert. Das Unternehmen, bekannt für die Herausgabe des ikonischen «Milchbüechli» und den Druck von Fahrkarten für die Worblentalbahn, hat seine Geschäftsbereiche an die Ast & Fischer Druck AG in Wabern verkauft. Das ehemalige Aeschbacher-Gebäude an der Güterstrasse steht nun zur Vermietung, was das Ende einer bedeutenden Ära für die Region Worb markiert.

Wichtigste Erkenntnisse

  • Die Aeschbacher Druck AG, eine Worber Institution seit 144 Jahren, ist nach Wabern umgezogen.
  • Das Unternehmen hat seine Druck-, Ticketing- und Verlagsbereiche an Ast & Fischer verkauft.
  • Das ehemalige Worber Gebäude, einschliesslich seiner Cafeteria, steht nun leer und ist zur Vermietung verfügbar.
  • Der Umzug markiert das Ende der «Milchbüechli»-Ära und einer langen Familientradition.
  • Technologische Veränderungen in der Druckindustrie beeinflussten die Entscheidung der Familie massgeblich.

Ein neues Kapitel für ein traditionsreiches Unternehmen

Thomas Aeschbacher, der Geschäftsführer des Unternehmens, überwacht die letzten Schritte des Umzugs aus den Worber Räumlichkeiten. Er erläuterte die Entscheidung der Familie, Teile des Geschäfts zu verlagern und zu verkaufen. Das mehrstöckige Gebäude an der Güterstrasse 10 trägt immer noch den Namen Aeschbacher. Im Inneren befinden sich noch alte Druckmaschinen und Schubladen voller Bleisatzbuchstaben. Die zehn Mitarbeiter sind jedoch bereits an ihren neuen Arbeitsplatz in Wabern umgezogen.

Der Umzug stellt eine grosse Veränderung für die Familie Aeschbacher und die Gemeinde Worb dar. Über Generationen hinweg war das Unternehmen ein zentraler Bestandteil der lokalen Wirtschaft. Sein Weggang hinterlässt eine spürbare Lücke in der Industrielandschaft der Stadt.

Firmengeschichte auf einen Blick

  • 1881: Christian Aeschbacher gründete die Druckerei und Buchbinderei.
  • Anfang 1900er: Bekannt für das «Milchbüechli» für lokale Bauern.
  • 1913: Beginn des Drucks von Kartonfahrkarten für die Worblentalbahn.
  • 1924: Umzug in das heutige Gebäude an der Güterstrasse 10; Beginn der Herausgabe des «Anzeiger Konolfingen».
  • 2021: Erhielt den Worber Wirtschaftspreis für Innovation im Fahrkartendruck.
  • 2025: Verlagerung des Betriebs nach Wabern.

Das Ende einer Ära in Worb

Der Weggang der Aeschbacher Druck AG markiert das Ende einer wichtigen Ära für Worb. Über Jahrzehnte hinweg war das Unternehmen ein bedeutender lokaler Arbeitgeber und Verleger. Es produzierte das «Milchbüechli» für regionale Bauern und druckte Kartonfahrkarten für die Worblentalbahn. Später gab es auch den «Amtsanzeiger Worb» und die Lokalzeitung «Worber Post» heraus.

«Zeitweise arbeiteten hier 50 Mitarbeiter», so Thomas Aeschbacher. «Zuletzt waren es nur noch zehn.»

Diese Personalreduktion verdeutlicht die sich wandelnde Landschaft der Druckindustrie. Die Spitzenbeschäftigung des Unternehmens spiegelte seine zentrale Rolle in der regionalen Wirtschaft wider. Seine aktuelle Grösse weist auf eine Verschiebung der Marktanforderungen und des Betriebsumfangs hin.

Das Erbe des Milchbüechli

Das «Milchbüechli» war ein bekanntes Produkt der Aeschbacher Druck AG. Es wurde von Bauern in der Region zur Aufzeichnung der Milchproduktion verwendet. Dieser einfache, praktische Gegenstand wurde zu einem Symbol für die tiefe Verbindung des Unternehmens zur lokalen Landwirtschaftsgemeinschaft.

Entwicklung des Drucks und des Ticketing

Einige der alten Druckmaschinen im Obergeschoss des Worber Gebäudes funktionieren noch. Thomas Aeschbacher demonstrierte, wie Kartonkarten in die grosse Fahrkartendruckmaschine eingelegt wurden. Diese Maschinen produzierten die gedruckten Kartonfahrkarten, die einst von Zugbegleitern verwendet wurden. Heute finden diese gleichen Kartentypen ein neues Leben. Zum Beispiel verwendet die Gelateria di Berna sie als Gutscheine, was die anhaltende Qualität einiger traditioneller Produkte von Aeschbacher beweist.

Der Druckmarkt hat sich in den letzten 30 bis 40 Jahren erheblich verändert. «Der Übergang vom Bleisatz zum Filmsatz und Digitalsatz seit der Einführung von Computern Anfang der 90er Jahre war ein riesiger Technologiesprung», erklärte Aeschbacher. «Er veränderte alle Druckprozesse.»

Nach 2000 nahm die Nachfrage nach gedruckten Produkten allmählich ab. «Kataloge, Preislisten, Broschüren, Fahrpläne und Telefonbücher – vieles davon ist heute teilweise verschwunden», bemerkte er.

Innovation im Ticketing

Trotz des Rückgangs im traditionellen Druck ergaben sich neue Möglichkeiten. Thomas Aeschbacher beschrieb seinen Vater, Hans-Jürg Aeschbacher, als leidenschaftlichen und innovativen Drucker. «Mein Vater hatte ein riesiges technisches Wissen, fand immer gute Lösungen und blieb innovativ», sagte er. «Er passte das Unternehmen mit grosser Begeisterung kontinuierlich an den Markt an.»

Sein Vater war an der Erprobung von Mehrfahrtenkarten beteiligt und half bei der Entwicklung des orange-blauen Sicherheitsuntergrunds für Fahrkarten. Seit 2012 erhalten Bus- und Bahnunternehmen in ganz Europa Druckdaten für ihre Fahrkarten von der Aeschbacher AG. Dies zeigt die Fähigkeit des Unternehmens, sich anzupassen und sich in einem Nischenmarkt zu spezialisieren.

Zukunftsplanung

Die Nachfolgefrage brachte Thomas und seinen Bruder, Stefan Aeschbacher, ins Familienunternehmen. Thomas Aeschbacher ist Finanzfachmann und war zehn Jahre im Asset Management tätig. «Das ist hilfreich für die Unternehmensführung», sagte er. Er fand es spannend, eine Tradition fortzusetzen. Das Erbe seines Vaters war jedoch beträchtlich, und weder er noch sein Bruder hatten anfänglich Erfahrung im Druckereigewerbe. Stefan Aeschbacher brachte seine IT-Expertise ins Unternehmen ein.

Beide Brüder erkannten die Notwendigkeit erheblicher Veränderungen. «Grosse Veränderungen standen uns bevor», verstanden sie. Die Zahl der Druckereien nimmt rapide ab. Thomas Aeschbacher erklärte, dass ein Familiendruckunternehmen in Jahrzehnten denken müsse, nicht nur in Quartalsergebnissen. «Wir mussten die Weichen für die Zukunft stellen.»

Hans-Jürg Aeschbacher zog sich schrittweise aus dem Geschäft zurück. Vor einem Jahr übergab er das Familienunternehmen formell an seine Söhne. «Es war ein emotionaler Prozess, aber es war schön, diesen Weg als Familie gemeinsam zu gehen», teilte Thomas Aeschbacher mit.

Der Umzug ist abgeschlossen

Die Familie Aeschbacher ist überzeugt, mit der Ast & Fischer Druck AG einen guten Käufer gefunden zu haben. Der Umzugsprozess ist nun abgeschlossen. «Alles ist gut gegangen», bestätigte Thomas Aeschbacher. Die zehn Mitarbeiter arbeiten weiterhin in ihren spezialisierten Bereichen, nun im Grossraumbüro in Wabern, integriert in das Personal von Ast & Fischer.

Thomas Aeschbacher wird während des Übergangs weiterhin Qualitätsprozesse und den Kundenservice im Ticketing und Verlag unterstützen. Danach plant er, neue Herausforderungen in einer anderen Branche zu suchen. «Loslassen war schwierig, aber es ist einfacher, wenn man eine gute Lösung gefunden hat», reflektierte er. Er wird das eng verbundene Team vermissen. Er hofft auch, neue Verwendungszwecke für die historischen Maschinen zu finden, da er sie nicht einfach entsorgen möchte.

Neues Leben für das Worber Gebäude

Für das ehemalige Aeschbacher-Gebäude in Worb sieht Thomas Aeschbacher verschiedene Möglichkeiten vor. Es könnte Büros, Produktionsstätten oder Lager beherbergen. Er zieht auch etwas völlig Neues in Betracht, «etwas, das gut passt». Ein Teil der Fläche wurde bereits von der Firma Toprope gemietet. Die restlichen 1800 Quadratmeter sind noch verfügbar. Das Gebäude verfügt über vier Eingänge und bietet das Potenzial, vier bis sechs verschiedene Unternehmen aufzunehmen. «Ich bin gespannt, was als Nächstes kommt!», schloss er.