Die Schweiz debattiert erneut über strengere Regeln zur Unternehmensverantwortung. Der Bundesrat, trotz konservativer Mehrheit, drängt auf neue Vorschriften zur Umwelt- und Menschenrechts-Sorgfaltspflicht für Unternehmen. Dies geschieht, während eine neue Volksinitiative strenge Anforderungen für grosse Unternehmen im Land einführen will.
Wichtige Erkenntnisse
- Neue Initiative zur Unternehmensverantwortung in der Schweiz eingereicht.
- Schlägt strenge Sorgfaltspflicht für Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern vor.
- Umfasst Klimaziele und Haftungsregeln für Lieferketten.
- Zielt auf die Schaffung neuer Aufsichtsbehörden ab, ähnlich der FINMA.
- Die Regierung plant Unterstützung für KMU bei der Bewältigung neuer Bürokratie.
Erneuter Vorstoss für Unternehmensverantwortung
Eine zweite Volksinitiative, bekannt als die «Konzernverantwortungsinitiative 2.0», wurde diesen Frühling eingereicht. Dies folgt auf das Scheitern eines ähnlichen Vorschlags in einer Volksabstimmung im Jahr 2020, die eine intensive öffentliche Debatte auslöste. Die neue Initiative zielt darauf ab, wesentliche Änderungen in der Arbeitsweise Schweizer Unternehmen einzuführen, insbesondere in Bezug auf ihre globalen Lieferketten.
Der Kern der Initiative konzentriert sich auf die Verpflichtung zu strengen Sorgfaltspflichten für Unternehmen mit 1000 oder mehr Mitarbeitern. Diese Pflichten würden sich über die gesamte Wertschöpfungskette erstrecken und Umweltschutz- sowie Menschenrechtsstandards umfassen. Befürworter argumentieren, dies sei unerlässlich, um sicherzustellen, dass Schweizer Unternehmen weltweit ethische Praktiken einhalten.
„Ziel ist es, sicherzustellen, dass Schweizer Unternehmen, bekannt für Qualität, auch in ihren internationalen Operationen, von Rohstoffen bis zu Endprodukten, höchste ethische Standards einhalten.“
Wichtige Bestimmungen der Initiative
Die Konzernverantwortungsinitiative 2.0 skizziert mehrere wichtige Bestimmungen. Über die Sorgfaltspflicht hinaus umfasst sie spezifische Klimaziele, die Unternehmen erfüllen müssten. Diese Ziele sollen die Unternehmensaktivitäten mit breiteren nationalen und internationalen Klimazielen in Einklang bringen und ein stärkeres Umweltbewusstsein fördern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einführung neuer Haftungsregeln. Diese Regeln würden Unternehmen für Schäden haftbar machen, die von ihren Tochtergesellschaften oder Lieferanten im Ausland verursacht werden, wenn sie die vorgeschriebenen Sorgfaltspflichten nicht erfüllen. Dies stellt eine erhebliche Verschiebung der rechtlichen Unternehmensverantwortung dar.
Fakt: Vorherige Initiative scheiterte 2020
Die erste Konzernverantwortungsinitiative scheiterte 2020 knapp an der Urne. Sie erhielt eine Mehrheit der Volksstimmen, erreichte aber nicht die erforderliche Mehrheit der Kantone, was die Spaltung der Debatte verdeutlichte.
Neue Aufsichts- und Unterstützungsmechanismen
Zur Durchsetzung dieser neuen Vorschriften schlägt die Initiative die Schaffung neuer Aufsichtsbehörden vor. Diese Gremien würden ähnlich wie die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) agieren, die Finanzinstitute überwacht. Ihre Aufgabe wäre es, die Einhaltung zu überwachen und sicherzustellen, dass Unternehmen die neuen Standards einhalten.
Die Initiative erkennt die potenzielle Belastung für kleinere Unternehmen an und enthält auch Bestimmungen für staatliche Unterstützungsmaßnahmen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Diese Unterstützung soll KMU helfen, die erhöhten bürokratischen Anforderungen zu bewältigen und die neuen Sorgfaltspflichtprozesse umzusetzen, ohne überfordert zu werden.
Auswirkungen auf kleine und mittlere Unternehmen
Während die strengsten Regeln für Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern gelten, könnten die umfassenderen Auswirkungen auf Lieferketten viele KMU betreffen. Die vorgeschlagene staatliche Unterstützung ist entscheidend, um diesen Unternehmen bei der Anpassung zu helfen. Sie umfasst Leitlinien und Ressourcen, um sicherzustellen, dass sie neue Vorschriften einhalten können, die sie indirekt über größere Partner betreffen könnten.
Hintergrund: Die Wirtschaftslandschaft der Schweiz
Die Schweizer Wirtschaft ist stark vom internationalen Handel und großen multinationalen Konzernen abhängig. Das Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und ethischen sowie ökologischen Verantwortlichkeiten ist ein wiederkehrendes Thema in nationalen politischen Debatten.
Position des Bundesrates und interne Dokumente
Interne Regierungsdokumente offenbaren die Haltung des Bundesrates zu diesen vorgeschlagenen Änderungen. Trotz einer vorherrschenden konservativen Mehrheit im Parlament scheint die Regierung bereit zu sein, neue Umwelt- und Menschenrechtsvorschriften für Unternehmen einzuführen. Dies deutet auf eine Anerkennung der wachsenden öffentlichen Nachfrage nach Unternehmensverantwortung hin.
Die Handlungsbereitschaft der Regierung deutet auf einen proaktiven Ansatz hin, um Bedenken hinsichtlich Unternehmenspraktiken anzugehen, noch vor einer Volksabstimmung. Dies könnte ein Versuch sein, die Debatte zu gestalten und möglicherweise einen Gegenvorschlag anzubieten, der einige der Forderungen der Initiative aufgreift, aber für die Wirtschaftsgemeinschaft annehmbarer ist.
Die Diskussionen innerhalb des Bundesrates konzentrierten sich auf die Suche nach einem Gleichgewicht. Sie zielen darauf ab, eine effektive Aufsicht zu implementieren, ohne Innovationen zu ersticken oder Schweizer Unternehmen auf einem wettbewerbsintensiven globalen Markt übermäßig zu belasten. Die Details dieser internen Beratungen kommen nun ans Licht und geben Einblick in die Strategie der Regierung.
Ausblick: Die Debatte geht weiter
Die Einreichung der neuen Initiative markiert den Beginn einer weiteren wichtigen Debatte über Unternehmensverantwortung in der Schweiz. Diesmal wird sich die Diskussion voraussichtlich auf die Besonderheiten der Umsetzung konzentrieren, einschliesslich des Umfangs der Haftung, der Befugnisse neuer Aufsichtsbehörden und der Wirksamkeit der Unterstützung für KMU.
Das Ergebnis wird weitreichende Auswirkungen darauf haben, wie Schweizer Unternehmen sowohl national als auch international agieren. Es wird ihren ökologischen Fussabdruck, ihre Menschenrechtspraktiken und ihre gesamte Unternehmensführung für die kommenden Jahre prägen. Die Öffentlichkeit wird erneut ein Mitspracherecht bei der Definition der ethischen Grenzen der Unternehmensaktivitäten in der Schweiz haben.
- Die Initiative unterstreicht einen globalen Trend zu erhöhter Unternehmensverantwortung.
- Sie zielt darauf ab, Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden in internationalen Lieferketten zu verhindern.
- Die Debatte wird Unternehmen, Zivilgesellschaft und politische Parteien einbeziehen.




