Ein ehemaliger Swisscom-Büroturm in Bern wird für 45 Millionen Schweizer Franken in ein Wohngebäude namens „Hochhuus“ umgebaut. Das Projekt wird 87 neue Mietwohnungen schaffen, wobei die ersten Mieter voraussichtlich im April 2026 einziehen werden. Das 77 Meter hohe Gebäude wird das höchste Wohngebäude in der Stadt Bern sein.
Wichtigste Erkenntnisse
- Das ehemalige Swisscom-Bürogebäude wird für 45 Millionen CHF in 87 Mietwohnungen umgewandelt.
- Das Gebäude mit dem Namen „Hochhuus“ wird bis April 2026 fertiggestellt und Berns höchster Wohnturm sein.
- Die Mietpreise beginnen bei 1.900 CHF pro Monat für eine 3,5-Zimmer-Wohnung, inklusive Nebenkosten.
- Das Projekt umfasst Gemeinschaftseinrichtungen wie eine Dachterrasse, ein buchbares Gästezimmer und Gewerbeflächen im Erdgeschoss.
- Kritiker haben auf die Geschichte der privaten Verkäufe des Gebäudes hingewiesen und argumentiert, dass dies eine verpasste Gelegenheit für öffentlichen oder gemeinnützigen Wohnraum war.
Projektdetails und Zeitplan
Die Transformation des denkmalgeschützten Turms, der ursprünglich 1967 für die PTT gebaut wurde, wird von der Zürcher Immobilienfirma Pensimo verwaltet. Der Generalunternehmer HRS überwacht den Bau, der darauf abzielt, den architektonischen Charakter des Gebäudes zu bewahren und es gleichzeitig an modernes Wohnen anzupassen.
Laut Silvio Betschart, Portfoliomanager bei Pensimo, hat die Vermarktung der 87 Wohnungen kürzlich begonnen. Das Projekt soll im Frühjahr 2026 abgeschlossen sein und dann eine Mischung von Einheiten anbieten, die eine vielfältige Gemeinschaft von Bewohnern anziehen sollen.
Hochhuus auf einen Blick
- Gesamtinvestition: 45 Millionen CHF
- Anzahl Wohnungen: 87
- Fertigstellung: April 2026
- Gebäudehöhe: 77 Meter
- Ehemalige Nutzung: Swisscom-Büros (bis 2014)
Wohnungsangebot und Mietkosten
Die Wohneinheiten reichen von kompakten Einzimmer-Studios bis zu geräumigen 5,5-Zimmer-Loftwohnungen. Diese Vielfalt soll eine diverse Mieterschaft fördern, von Singles und Paaren bis zu Familien.
Die Mietpreise wurden an die aktuellen Marktpreise angepasst. Eine 3,5-Zimmer-Wohnung wird ab 1.900 CHF pro Monat erhältlich sein, während eine größere 4,5-Zimmer-Einheit mit 106 Quadratmetern ab 2.820 CHF pro Monat beginnt. Diese Preise verstehen sich inklusive Nebenkosten.
„Pensimo verlangt grundsätzlich marktübliche Mieten, übernimmt aber auch Verantwortung, indem es bestehenden Wohnraum schützt, neuen Wohnraum schafft und nachhaltig baut“, so Betschart. Zusätzlich zu den Wohneinheiten werden im Sockel des Gebäudes Gewerbe- und Büroflächen zur Miete angeboten.
Gemeinschaftseinrichtungen und Besonderheiten
Ein Hauptmerkmal des Hochhuus ist der Fokus auf gemeinschaftliches Wohnen. Die Bewohner haben Zugang zu einer Dachterrasse mit Grill, Loungemöbeln und einem einzigartigen 18 Zentimeter tiefen Fusskühlbecken. Die Terrasse bietet einen Panoramablick auf die Stadt und die umliegende Landschaft.
Die historische Struktur auf dem Dach wird in einen „Panoramaraum“ umgewandelt. Betschart erklärte dessen Zweck:
„Mieter können den Panoramaraum als Gästezimmer nutzen.“Dies bietet eine bequeme Option für Bewohner, die Besucher empfangen. Ein angrenzender Gemeinschaftsbereich, ausgestattet mit Multimedia-Einrichtungen, kann ebenfalls für private Veranstaltungen reserviert werden.
Kunst-Umsiedlung
Das Kunstwerk „a bigger wall“ der Künstlerin Shirana Shahbazi, das zuvor den Sockel des Turms schmückte, wird sorgfältig umgesiedelt. Es wird auf der Balustrade der Dachterrasse installiert, wodurch das Werk als Teil der Gebäudeidentität erhalten bleibt.
Geschichte im Untergeschoss bewahren
Der Umbau respektiert auch die einzigartige Geschichte des Gebäudes als PTT-Forschungseinrichtung. Im Untergeschoss werden spezialisierte Räume, die für die Entwicklung früher Mobilfunktechnologie genutzt wurden, darunter eine schallgedämpfte schalltote Kammer und ein Nachhallraum, erhalten.
Das Projektteam plant, diese historischen Räume Künstlern für Musik, Ausstellungen oder andere kreative Projekte zur Verfügung zu stellen und dem Wohngebäude so eine kulturelle Dimension zu verleihen.
Bau und Nachhaltigkeit
Die Umwandlung eines Bürogebäudes in Wohneinheiten stellt erhebliche Herausforderungen dar, doch das Projektteam betonte die Vorteile der adaptiven Wiederverwendung. Vladimir Vlajnic, Projektleiter und Bauherrenvertreter, bemerkte, dass die bestehende Struktur des Gebäudes aussergewöhnlich solide war.
„Wir mussten an den tragenden Strukturen fast nichts machen“, sagte Vlajnic. Dies sparte nicht nur Kosten, sondern trug auch zur Nachhaltigkeit des Projekts bei, indem neue Baumaterialien minimiert wurden.
Er fügte hinzu, dass der Umbau zwar teuer sei, „ein Neubau hätte aber wahrscheinlich noch mehr gekostet.“ Die Erhaltung des architektonisch bedeutsamen Gebäudes wird als grosser Vorteil angesehen, sowohl wegen seines kulturellen Werts als auch wegen seiner Umweltvorteile.
Debatte über die Vergangenheit der Immobilie
Das Projekt ist nicht ohne Kritik geblieben. Daniel Blumer vom Kompetenzzentrum für gemeinnützigen Wohnungsbau Bern kommentierte die Mietpreise und deutete an, dass sie den aktuellen Markttrends entsprechen. Er bemerkte jedoch, dass für viele Haushalte solche Mieten die allgemein empfohlene Richtlinie überschreiten würden, nicht mehr als ein Viertel des Einkommens für Wohnraum auszugeben.
Blumers Hauptanliegen liegt jedoch in der Eigentumsgeschichte des Gebäudes.
„Der Skandal mit dem Swisscom-Hochhaus ist ein anderer. Es ist ein weiteres Beispiel, wo ein staatsnahes Unternehmen eine Liegenschaft der Spekulation ausgeliefert hat.“
Nachdem Swisscom das Gebäude verkauft hatte, ging es durch mehrere private Eigentümer, darunter Unternehmen mit Sitz in Gibraltar. Blumer glaubt, dass dieses Ergebnis hätte vermieden werden können. „Gäbe es ein Vorkaufsrecht für die öffentliche Hand, wäre dies nicht möglich“, schloss er und hob eine verpasste Gelegenheit für die Stadt oder den Kanton hervor, die Immobilie für öffentlichen oder gemeinnützigen Wohnraum zu erwerben.




