Taxito, das Berner Mitfahrunternehmen, wird seinen Betrieb bis Ende dieses Jahres vollständig einstellen. Das Unternehmen nennt eine herausfordernde finanzielle Situation und mangelnde Zukunftsperspektiven als Hauptgründe für die Schliessung. Diese Entscheidung markiert das Ende eines einzigartigen Mobilitätsdienstes, der darauf abzielte, Bürger durch spontane gemeinsame Fahrten zu verbinden.
Wichtigste Erkenntnisse
- Taxito, ein Berner Mitfahrdienst, wird bis Ende 2024 dauerhaft geschlossen.
- Finanzielle Schwierigkeiten und mangelnde Wachstumschancen führten zu dieser Entscheidung.
- Der Dienst vermittelte im Jahr 2024 etwa 8.000 Fahrten.
- Die COVID-19-Pandemie beeinflusste das Verhalten von Passagieren und Fahrern erheblich und führte zu einem Nachfragerückgang.
- Das Unternehmen nennt auch einen gesellschaftlichen Wandel weg von der Gemeinschaftssolidarität und den Aufstieg fortschrittlicher Technologien wie KI und autonomer Fahrzeuge als beitragende Faktoren.
Betriebsmodell und Servicebereiche
Das System von Taxito basierte auf einer einfachen und zugänglichen Methode zur Organisation spontaner Fahrten. Passagiere nutzten einen QR-Code oder eine SMS an ausgewiesenen Haltestellen am Strassenrand, um ihr gewünschtes Ziel mitzuteilen. Diese Informationen erschienen dann auf digitalen Anzeigen an den Haltestellen.
Vorbeifahrende Fahrer konnten den Passagier dann ohne vorherige Registrierung aufnehmen und ihn gegen eine geringe Gebühr an seinem Ziel absetzen. Dieses Modell betonte die Unterstützung der Gemeinschaft und ermöglichte es den Bürgern, sich gegenseitig bei Transportbedürfnissen zu helfen.
Fakten-Check
- Taxito startete sein Mitfahrsystem erstmals 2015 als Pilotprojekt im Luzerner Hinterland.
- Derzeit betreibt der Dienst Netzwerke in mehreren Schweizer Regionen, darunter Seetal AG/LU, Freiamt AG, die Region Chur GR und Trub BE.
- Im Jahr 2024 vermittelte Taxito rund 8.000 Fahrten in seinen aktiven Netzwerken.
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie
Das Unternehmen verzeichnete vor der COVID-19-Pandemie ein erhebliches Wachstum und Popularität. Die globale Gesundheitskrise beeinträchtigte jedoch den Betrieb stark. Laut Taxito brach der Erfolg während der Pandemie ein und erholte sich nie vollständig auf das Niveau vor der Pandemie.
Die Pandemie führte zu erheblichen Veränderungen im Verhalten von Passagieren und Fahrern. Die Menschen zögerten mehr, geschlossene Räume zu teilen, und die Reisemuster verschoben sich. Dieses veränderte Verhalten trug direkt zur anhaltenden finanziellen Belastung des Unternehmens bei.
„Der Erfolg brach während der Pandemie ein und erreichte nie wieder seine frühere Höhe“, erklärte Taxito in seiner Mitteilung. „Aufgrund von Verhaltensänderungen bei Passagieren und Fahrern ist die finanzielle Situation seither angespannt.“
Wandelnde gesellschaftliche Werte und technologische Herausforderungen
Über die unmittelbaren Auswirkungen der Pandemie hinaus identifizierte Taxito auch umfassendere gesellschaftliche Veränderungen als Faktoren für seine Schliessung. Das Unternehmen stellte einen Rückgang der Bedeutung von Themen wie Ökologie und sozialem Zusammenhalt fest. Die Kernidee hinter Taxito war die gemeinschaftsgetragene gegenseitige Hilfe.
Martin Beutler, CEO und Verwaltungsratspräsident des Zweipersonenbetriebs, betonte diese ursprüngliche Vision. „Der Bürger hilft dem Bürger“, sagte Beutler der Nachrichtenagentur Keystone-SDA und beschrieb damit das Wesen des Taxito-Konzepts.
Breiterer Kontext
Der Mobilitätssektor befindet sich in einem rasanten Wandel. Neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) und selbstfahrende Fahrzeuge verändern die Art und Weise, wie Menschen reisen. Grosse, finanzstarke multinationale Konzerne investieren massiv in diese Bereiche und schaffen ein äusserst wettbewerbsintensives Umfeld.
Diese Trends stellen eine erhebliche Herausforderung für kleinere, gemeinschaftsorientierte Dienste wie Taxito dar, die auf einem anderen Betriebsmodell basieren.
Zukunftsaussichten und Wettbewerbslandschaft
Taxito ist der Ansicht, dass zukünftige technologische Entwicklungen, einschliesslich KI und autonomes Fahren, gegen sein System wirken. Das Unternehmen äusserte Zweifel an seiner Fähigkeit, langfristig eine wettbewerbsfähige und tragfähige Lösung anzubieten.
Finanzstarke multinationale Unternehmen sind bereit, die Mobilitätswelt in den kommenden Jahren zu revolutionieren. Dieser Wettbewerbsdruck bedeutet, dass die Taxito AG sich nicht realistisch in der Lage sieht, eine zukunftssichere Lösung anzubieten.
Beutler bestätigte, dass es für Taxito keine mittelfristige Perspektive gibt. Der einzigartige Ansatz des Unternehmens, obwohl zeitweise erfolgreich, konnte diesen kombinierten Druck nicht überwinden. Die Schliessung stellt eine Veränderung der lokalen Mobilitätsoptionen dar und verdeutlicht die Schwierigkeiten, denen kleinere Unternehmen angesichts grösserer Branchentrends gegenüberstehen.
Die Entscheidung des Unternehmens unterstreicht die Herausforderungen, denen innovative, gemeinschaftsorientierte Dienste in einem sich entwickelnden Markt gegenüberstehen, der von grossen technologischen Fortschritten und sich ändernden Verbrauchergewohnheiten angetrieben wird. Das Ende von Taxito wird die von ihm bedienten Gemeinden beeinflussen und Tausenden von Nutzern eine spontane Mitfahrgelegenheit nehmen.
- Das Unternehmen war in Regionen wie Seetal AG/LU und Freiamt AG tätig.
- Sein System ermöglichte es Passagieren, ihr Ziel per QR-Code oder SMS zu signalisieren.
- Fahrer konnten Passagiere ohne vorherige Absprache aufnehmen.




