Die Berner Reggae-Band Lauwarm hat sich offiziell aufgelöst, drei Jahre nachdem eine Konzertabsage eine landesweite Debatte über kulturelle Aneignung ausgelöst hatte. Die Gruppe nannte anhaltende Vorurteile und einen erheblichen Rückgang der Auftrittsmöglichkeiten als Hauptgründe für ihre Entscheidung.
Frontmann Dominik Plumettaz hat nun ein Soloprojekt gestartet, um den Fokus der Öffentlichkeit wieder auf seine Musik und weg von der Kontroverse zu lenken, die die letzten Jahre der Band geprägt hat.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Berner Reggae-Band Lauwarm hat ihre Aktivitäten offiziell eingestellt.
- Die Entscheidung folgt auf Jahre beruflicher Herausforderungen, die aus einer Konzertabsage im Jahr 2022 wegen Bedenken hinsichtlich kultureller Aneignung resultierten.
- Die Band erlebte weniger Buchungen, da Veranstalter Berichten zufolge Kontroversen vermeiden wollten.
- Frontmann Dominik Plumettaz startet eine neue Solokarriere unter dem Namen „Do Maré“.
Der Vorfall 2022 in der Brasserie Lorraine
Die Herausforderungen für Lauwarm begannen im Juli 2022. Ein Konzert in der Brasserie Lorraine, einem Kulturort in Bern, wurde mitten im Auftritt abrupt abgebrochen. Der Veranstaltungsort gab an, dass mehrere Zuschauer Unbehagen über weisse Musiker mit Dreadlocks äusserten, einer Frisur, die sie mit der Schwarzen Kultur assoziierten.
Dieses lokale Ereignis entwickelte sich schnell zu einer nationalen Debatte. Nachrichtenagenturen in der ganzen Schweiz berichteten über die Geschichte und lösten eine breite Diskussion über Definition, Auswirkungen und Grenzen kultureller Aneignung in der Kunst aus.
Kulturelle Aneignung verstehen
Kulturelle Aneignung ist die Übernahme eines oder mehrerer Elemente einer Kultur oder Identität durch Mitglieder einer anderen Kultur oder Identität. Dies kann kontrovers sein, wenn Mitglieder einer dominanten Kultur sich an benachteiligten Minderheitenkulturen bedienen, insbesondere ohne Anerkennung oder Respekt für den ursprünglichen kulturellen Kontext.
Berufliche Folgen und Reaktionen der Branche
Nach dem Vorfall befand sich Lauwarm in einer schwierigen beruflichen Lage. Laut der Band begann sich die Kulturszene von ihnen zu distanzieren. Auftrittsbuchungen wurden zunehmend seltener, da Veranstalter zögerten, sich mit der Kontroverse in Verbindung zu bringen.
Frontmann Dominik Plumettaz beschrieb die Erfahrung als unfaire Kategorisierung. „Uns wurde ein Stempel aufgedrückt – als weisse, privilegierte Männer, die fremde Kulturen aneignen“, erklärte er in einem kürzlichen Interview. Plumettaz hat zuvor seine eigene Schwarze und indigene brasilianische Herkunft erwähnt, ein Detail, das in der öffentlichen Debatte oft übersehen wurde.
„Ich möchte, dass die Leute wieder über Musik reden, nicht über Äusserlichkeiten.“
Die Band fühlte sich zwischen gegensätzlichen politischen Ansichten gefangen. Während einige progressive Gruppen sie als klares Beispiel kultureller Aneignung kritisierten, nutzten einige rechtsgerichtete politische Fraktionen den Fall, um gegen das zu argumentieren, was sie als „Woke-Kultur“ bezeichneten.
Eine kontroverse Auftrittswahl
Inmitten der Debatte nahm Lauwarm eine Einladung an, beim Festival des rechtsgerichteten Wochenmagazins Weltwoche aufzutreten. Diese Entscheidung zog weitere Kritik nach sich und verkomplizierte das öffentliche Image der Band. Plumettaz reflektiert diesen Auftritt nun als „Fehltritt“ und erkennt die politischen Implikationen der Assoziation an.
Zeitleiste der Ereignisse
- Juli 2022: Lauwarms Konzert in der Brasserie Lorraine in Bern wird wegen Beschwerden über kulturelle Aneignung abgebrochen.
- Ende 2022: Der Vorfall wird zum Gegenstand nationaler Medienaufmerksamkeit und öffentlicher Debatten in der Schweiz.
- 2023-2024: Die Band berichtet über einen erheblichen Rückgang der Buchungen und ein Gefühl der Entfremdung von der Kulturszene.
- Oktober 2025: Lauwarm gibt offiziell ihre Auflösung bekannt.
Ein Neuanfang für den Frontmann
Mit dem Ende von Lauwarm schlägt Dominik Plumettaz einen neuen Weg ein. Für seine Soloarbeiten hat er den Künstlernamen Do Maré angenommen. Dieser Schritt stellt einen bewussten Versuch dar, neu anzufangen und das Gepäck der letzten drei Jahre hinter sich zu lassen.
Sein Ziel ist es, die Diskussion wieder auf seine künstlerische Leistung zu konzentrieren. Er hofft, dass seine Musik unter einem neuen Namen nach ihrem eigenen Wert beurteilt wird, frei von den Etiketten und Vorurteilen, die Lauwarm geprägt haben.
Plumettaz hat bereits seine erste Single als Do Maré veröffentlicht, einen Titel namens „Angst“. Die Veröffentlichung markiert den ersten offiziellen Schritt auf seiner neuen musikalischen Reise, von der er hofft, dass sie von Kreativität statt von Kontroversen geprägt sein wird.




