Das Kunstmuseum Bern präsentiert derzeit "Panorama Schweiz", eine grosse Ausstellung, die sich mit der künstlerischen Darstellung der Schweizer Alpen befasst. Die Sammlung vereint zahlreiche Werke aus verschiedenen historischen Epochen und bietet den Besuchern einen umfassenden Einblick, wie Künstler die mächtigen Naturlandschaften der Nation über die Jahrhunderte hinweg wahrgenommen und dargestellt haben.
Mit Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken untersucht die Ausstellung die sich entwickelnde Beziehung zwischen der Schweizer Identität und den ikonischen Bergketten. Sie geht über einfache Landschaftsansichten hinaus und erforscht Themen des Erhabenen, des Aufkommens des Tourismus und der dauerhaften kulturellen Bedeutung der alpinen Umgebung in der kollektiven Vorstellung der Schweiz.
Wichtige Erkenntnisse
- Das Kunstmuseum Bern präsentiert die Ausstellung "Panorama Schweiz", die sich auf künstlerische Darstellungen der Schweizer Alpen konzentriert.
- Die Sammlung umfasst eine breite Palette von Kunstwerken aus mehreren Jahrhunderten, die die Entwicklung der Schweizer Landschaftskunst zeigen.
- Zu den Hauptthemen gehören die Macht der Natur, die Entwicklung des Alpintourismus und die Rolle der Berge bei der Gestaltung der Schweizer Nationalidentität.
- Die Ausstellung bietet Kontext dazu, wie Künstler wie Caspar Wolf, Ferdinand Hodler und andere ikonische Schweizer Wahrzeichen interpretiert haben.
Ein umfassender Blick auf die Alpenkunst
Die Ausstellung "Panorama Schweiz" ist eine visuelle Reise durch das prägendste geografische Merkmal der Schweiz: die Alpen. Die Kuratoren haben eine vielfältige Auswahl an Kunstwerken zusammengetragen, die gemeinsam eine Geschichte über die Verbindung der Nation zu ihrem bergigen Terrain erzählen. Die Ausstellung soll zeigen, wie sich die künstlerische Darstellung der Alpen vom 18. Jahrhundert bis in die Neuzeit verändert hat.
Frühe Werke stellten die Berge oft als gewaltige und ungezähmte Naturkräfte dar, die ein Gefühl von Ehrfurcht und Furcht widerspiegelten. Im Laufe der Zeit, insbesondere mit dem Aufkommen der Romantik im 19. Jahrhundert, begannen Künstler, die Alpen mit einem Fokus auf ihre majestätische Schönheit und spirituelle Bedeutung darzustellen. Dieser Wandel ist in den für die Ausstellung ausgewählten Werken deutlich sichtbar.
Später, als Tourismus und Bergsteigen populärer wurden, entwickelte sich der künstlerische Fokus erneut. Die Ausstellung umfasst Werke, die die Anfänge der Alpen als Ziel für Freizeit und Abenteuer festhalten und eine bedeutende Veränderung in der Beziehung der Öffentlichkeit zur Hochgebirgsumgebung markieren. Diese Entwicklung bietet den Besuchern ein tieferes Verständnis der Kulturgeschichte hinter den berühmten Landschaften.
Pioniere der Schweizer Landschaftsmalerei
Ein zentraler Teil der Ausstellung widmet sich den Künstlern, die das Genre der Alpenmalerei geprägt haben. Eine der frühesten und einflussreichsten Persönlichkeiten ist Caspar Wolf (1735–1783). Oft als Pionier betrachtet, gehörte Wolf zu den ersten, die tief in die Hochalpen vordrangen, um sie mit wissenschaftlicher Genauigkeit und dramatischem Flair zu malen. Seine Werke fingen die rohe, unberührte Kraft von Gletschern, Wasserfällen und felsigen Gipfeln ein.
"Caspar Wolfs Gemälde waren revolutionär für ihre Zeit. Er malte Berge nicht nur aus der Ferne; er tauchte in die Umgebung ein und brachte ein neues Mass an Realismus und emotionaler Tiefe in die Alpenkunst", bemerkt ein Kunsthistoriker, der mit der Epoche vertraut ist.
Die Ausstellung beleuchtet auch die Beiträge von Künstlern des 19. Jahrhunderts, wie Alexandre Calame (1810–1864), dessen dramatische und romantische Darstellungen des Berner Oberlandes international bekannt wurden. Sein Werk trug dazu bei, das Bild der Schweizer Alpen als Ort erhabener Schönheit zu festigen und zog Touristen und Künstler aus ganz Europa an.
Der Aufstieg des Alpinismus und der Kunst
Das 19. Jahrhundert sah die Geburt des modernen Bergsteigens, oder Alpinismus. Dieses neue Streben nach dem Besteigen von Gipfeln zum Sport und zur Erkundung hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Kunst. Künstler waren nicht mehr nur entfernte Beobachter, sondern oft Teil von Expeditionen, die versuchten, das einzigartige Licht, die Atmosphäre und die schiere Grösse der Hochgebirge aus nie zuvor gesehenen Perspektiven einzufangen.
Eine weitere wichtige Persönlichkeit ist Ferdinand Hodler (1853–1918), einer der bekanntesten Künstler der Schweiz. Hodlers Ansatz war anders; er verwendete einen Stil, den er "Parallelismus" nannte, gekennzeichnet durch symmetrische Kompositionen und kühne, rhythmische Formen. Seine Gemälde von Bergen wie Eiger, Mönch und Jungfrau handeln weniger von realistischer Darstellung als vielmehr davon, ein Gefühl monumentaler Ordnung und spiritueller Harmonie in der Natur zu vermitteln.
Ikonische Landschaften unter dem Pinsel
Die Ausstellung erweckt berühmte Schweizer Wahrzeichen zum Leben und ermöglicht den Besuchern, sie durch die Augen verschiedener Künstler zu sehen. Ein prominentes Beispiel ist der Staubbachfall im Lauterbrunnental, ein Motiv, das Maler seit Generationen fasziniert. Dieser Wasserfall, einer der höchsten freifallenden Wasserfälle Europas, stürzt fast 300 Meter von einer Klippe ins Tal.
Fakten zum Staubbachfall
- Höhe: Ungefähr 297 Meter (974 Fuss).
- Ort: Lauterbrunnental, Berner Oberland.
- Bedeutung: Er ist einer von 72 Wasserfällen im Tal und ein Symbol der Region. Sein Name, "Staubbach", bezieht sich darauf, wie der Wassernebel vom Wind getragen wird.
In der Ausstellung zeigen Gemälde des Staubbachfalls verschiedene künstlerische Interpretationen. Einige Künstler betonen seinen zarten, nebligen Sprühnebel und schaffen eine ätherische und ruhige Szene. Andere konzentrieren sich auf seine immense Höhe und die dramatische Felswand, die ein Gefühl der überwältigenden Grösse der Natur vermittelt. Diese Vielfalt unterstreicht, wie ein einziges Naturwunder sehr unterschiedliche künstlerische Reaktionen hervorrufen kann.
Weitere ikonische Orte, die in "Panorama Schweiz" vorgestellt werden, sind das Matterhorn, der Genfersee und der Rhonegletscher. Indem Werke, die denselben Ort von verschiedenen Künstlern darstellen, nebeneinander platziert werden, regt die Ausstellung die Betrachter dazu an, zu überlegen, wie künstlerischer Stil, kultureller Kontext und persönliche Vision die Darstellung einer Landschaft prägen.
Die Alpen als Symbol der nationalen Identität
Über ihre künstlerischen Verdienste hinaus erforscht "Panorama Schweiz" die tiefere kulturelle Rolle der Alpen in der Schweiz. Seit Jahrhunderten sind die Berge ein mächtiges Symbol für Unabhängigkeit, Widerstandsfähigkeit und nationale Identität. Die Ausstellung zeigt, wie die Kunst massgeblich zur Schaffung und Stärkung dieser Symbolik beigetragen hat.
In Zeiten politischer Unsicherheit im 19. Jahrhundert trugen romantisierte Bilder der Alpen dazu bei, ein Gefühl der nationalen Einheit zu fördern. Die Berge wurden als natürliche Festung dargestellt, ein unberührtes und dauerhaftes Kernland, das den Schweizer Charakter definierte. Diese Verbindung zwischen Landschaft und Identität ist ein wiederkehrendes Thema in den Galerien.
Die Ausstellung berührt auch moderne Interpretationen, einschliesslich der Frage, wie zeitgenössische Künstler weiterhin mit der alpinen Landschaft umgehen. Einige der ausgestellten modernen Werke stellen die traditionellen, idealisierten Ansichten in Frage und thematisieren Probleme wie Klimawandel, Massentourismus und die Umweltauswirkungen auf das fragile Bergökosystem. Diese Einbeziehung stellt sicher, dass die Diskussion über die Alpen für das heutige Publikum relevant bleibt.
Durch den Besuch von "Panorama Schweiz" erhalten die Besucher nicht nur eine Wertschätzung für die Schweizer Kunstgeschichte, sondern auch eine reichere Perspektive auf die Berge, die eine Nation geprägt haben. Es ist eine Hommage an die anhaltende Kraft der Alpen, Ehrfurcht, Reflexion und künstlerisches Schaffen zu inspirieren.




