Die Suche der Stadt Bern nach einer neuen Leitung für das Kulturzentrum Dampfzentrale hat die lokale Kulturszene aktiviert. Während der Bewerbungsschluss am 30. September näher rückt, haben mehrere Gruppen Vorschläge für den Betrieb der Einrichtung ab 2028 eingereicht. Dazu gehören der aktuelle Verein Dampfzentrale, der ein neues Führungsteam präsentieren will, und der Berner Konzertveranstalter Bee-flat, der Tanz in sein Konzept integrieren möchte.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Verein Dampfzentrale bewirbt sich mit einem neuen Leitungsteam für 2028.
- Bee-flat plant ein Konzept für die Dampfzentrale mit Fokus auf Tanz.
- Eine neunköpfige Jury wählt drei Finalisten für die nächste Runde aus.
- Die endgültige Entscheidung über den neuen Betreiber wird im April 2026 erwartet.
Aktuelle Leitung tritt zurück, neues Team gesucht
Der bestehende Verein Dampfzentrale hat seine Bewerbung für die zukünftige Nutzung des Kulturortes bestätigt. Diese Bewerbung wird jedoch ein neues Leitungsteam umfassen. Die aktuelle Leitung, bestehend aus Anneli Binder, Roger Ziegler und Karin Bitterli, wird ihre Rollen nach 2028 nicht fortsetzen.
Diese Information stammt aus einem kürzlich an die Vereinsmitglieder versandten Newsletter. Darin hiess es, dass die aktuelle Leitung den Einreichungsprozess der Stadt unterstützt. Sie haben beschlossen, "ab 2028 neue Wege zu gehen und Raum für neue Menschen und neue Ideen zu schaffen."
Fakt: Bewerbungsfrist
Die Frist für die Einreichung von Bewerbungen für die zukünftige Leitung der Dampfzentrale ist der 30. September. Dieses Datum markiert einen entscheidenden Punkt im Auswahlprozess.
Bee-flat steigt mit tanzfokussiertem Konzept ins Rennen ein
Zu den neuen Bewerbern gehört Bee-flat, ein Berner Konzertveranstalter. Bee-flat ist bekannt für die Durchführung von Konzerten in der Turnhalle des Progr. Annie Rüfenacht, Mitglied des Bee-flat-Vorstands, erklärte, dass Tanz ein zentraler Bestandteil ihres Vorschlags sein wird.
Bee-flat wird die vollständigen Details ihres Konzepts erst offenlegen, wenn ihre Bewerbung in die zweite Runde kommt. Die Organisation sah sich kürzlich mit finanziellen Herausforderungen, einschliesslich eines Defizits, konfrontiert. Sie konnte erfolgreich eine Crowdfunding-Kampagne und einen zusätzlichen Kredit des Berner Stadtrats sichern, um diese Probleme zu lösen.
"Tanz wird in unserer Eingabe eine zentrale Rolle spielen", sagte Annie Rüfenacht vom Bee-flat-Vorstand.
Jüngste Herausforderungen und Erfolge von Bee-flat
Die finanziellen Schwierigkeiten von Bee-flat resultierten aus sinkenden Einnahmen und steigenden Kosten in den letzten zwei Jahrzehnten. Diese Probleme bedrohten ihren weiteren Betrieb im Progr. Der genehmigte zusätzliche Kredit des Stadtrats half, ihre Position zu stabilisieren.
Diese jüngste Erfahrung unterstreicht die Widerstandsfähigkeit und das Engagement von Bee-flat für die Berner Kulturszene. Ihre Bewerbung für die Leitung der Dampfzentrale spiegelt den Wunsch wider, ihren kulturellen Fussabdruck zu erweitern.
Ungewöhnlicher Ansatz der Stadt mobilisiert Kulturszene
Die Stadt Bern hat einen offenen Aufruf für Ideen für die Dampfzentrale gestartet, ein ungewöhnlicher Ansatz für eine solche Kultureinrichtung. Dieser Prozess begann, weil die Stadt der Meinung war, dass das vorherige Managementteam ihre Erwartungen nicht erfüllt hatte.
Die Suche nach einer neuen Leitung hat die lokale Kulturgemeinschaft belebt. Gespräche mit Kulturschaffenden zeigen eine erhebliche Mobilisierung. Viele Gruppen scheinen Partnerschaften mit anderen Institutionen oder künstlerischen Disziplinen für ihre Bewerbungen eingegangen zu sein.
Hintergrund: Ziele der Stadt für die Dampfzentrale
Eines der erklärten Ziele der Ausschreibung der Stadt ist es, Kooperationen zwischen Kulturschaffenden zu fördern. Dies ermutigt Bewerber, breite und inklusive Programme zu entwickeln.
Vertraulichkeit im Auswahlverfahren
Franziska Burkhardt, die Kulturbeauftragte der Stadt, bestätigte, dass Kultur Stadt Bern nicht öffentlich bekannt geben wird, wer Bewerbungen eingereicht hat. Eine neunköpfige Jury wird die Einreichungen prüfen.
Der Jury gehören namhafte Persönlichkeiten wie Kulturbeauftragte Burkhardt, Stadtpräsidentin Marieke Kruit und Till Grünewald, Leiter des Generationenhauses Bern, an. Diese Jury wird drei Organisationen für die zweite Phase auswählen. Die Namen dieser drei Finalisten bleiben ebenfalls vertraulich.
Weitere namhafte Bewerber und ihre Visionen
Neben dem aktuellen Verein Dampfzentrale und Bee-flat bewerben sich auch andere Gruppen um die Leitungsrolle.
Beta: Ein Zuhause für den lokalen Tanz
Die Beta (Berner Tanzschaffende Vereinigung) hat ein Konzept eingereicht, das Tanz, Performance und Musik umfasst. Sandra Forrer, Geschäftsführerin von Beta, erklärte, dass eine Zusammenarbeit mit anderen Bewerbern in einer zweiten Runde für Beta eine Option ist.
Beta möchte einen eigenen Raum für lokale Tanzkünstler schaffen, um deren Entwicklung zu unterstützen und ihre Arbeit zu präsentieren. Ihr Vorschlag betont die Bedeutung einer lebendigen lokalen Tanzszene in Bern.
We are GmbH: Brücken zwischen Kultur und Medien
Die We are GmbH, ansässig in der alten Ryff-Fabrik neben der Dampfzentrale, hat ebenfalls eine Bewerbung eingereicht. Dieses Unternehmen gibt seit 2003 das Kulturmagazin "ensuite" heraus. Lukas Vogelsang, dessen Geschäftsführer, beschrieb ihr Modell als unabhängig mit eigener Struktur.
Vogelsang ist der Meinung, dass Kultur und Medien viele thematische Verbindungen teilen. Er sieht seine Rolle nicht darin, ein spezifisches künstlerisches Programm aufzuzwingen, sondern "Brücken durch Kooperationen zu bauen". Ihr Konzept konzentriert sich auf die Förderung lokaler künstlerischer Talente in Tanz und Musik, um deren internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Details ihres Programms sind noch nicht öffentlich.
Gruppen, die sich nicht bewerben
Trotz des grossen Interesses haben einige Gruppen mit kulturellen Visionen beschlossen, sich nicht für die Leitung der Dampfzentrale zu bewerben.
Kinder- und Jugendtheater-Initiative
Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung der Berner Theatermacherin Doro Müggler sucht seit langem einen geeigneten Spielort. Vor zwei Jahren präsentierten sie eine Vision für ein Kompetenzzentrum für zeitgenössische darstellende Künste für Kinder und Jugendliche.
Nach sorgfältiger Prüfung entschied sich die Gruppe jedoch gegen eine Bewerbung für die Dampfzentrale. Sie teilten der Stadt mit, dass es unrealistisch erscheine, ein Kinder- und Jugendtheaterzentrum in einem Ort unterzubringen, der primär für regionalen, nationalen und internationalen Tanz vorgesehen ist. Sie sind der Meinung, dass ein solches Zentrum einen eigenen, dedizierten Standort benötigt.
Kritik von Sama Schwarz
Der Berner Film- und Theaterregisseur Sama Schwarz, der seit 2020 das Maison du Futur in Zürich leitet, entschied sich ebenfalls gegen eine Bewerbung. Schwarz hatte sich bereits vor 20 Jahren für die Leitung des Berner Stadttheaters beworben, kam aber nicht in die engere Auswahl.
Schwarz kritisierte die Bewerbungsbedingungen und bezeichnete sie als "zu konfus, unklar und indifferent". Er äusserte auch Bedenken, dass sich nur Vereine bewerben könnten. "Vereine sind keine gute Organisationsform für einen schlanken Betrieb, der den gewünschten Erfolg anstrebt", so Schwarz.
Nächste Schritte für die Leitung der Dampfzentrale
Der Prozess zur Auswahl der neuen Leitung der Dampfzentrale ist mit mehreren wichtigen Terminen strukturiert:
- Bewerbungsfrist für die zweite Phase: 12. Februar 2026
- Endgültige Entscheidung über den Betreiber: April 2026
- Genehmigung des Leistungsvertrags durch den Gemeinderat: Dezember 2026 (erwartet)
- Genehmigung durch das Stadtparlament: Februar 2027 (erwartet)
- Volksabstimmung über Leistungsverträge (2028-2032): Juni 2027
Zukunft der Dampfzentrale über 2030 hinaus
Die nächste Leitungsperiode für die Dampfzentrale wird aufgeteilt. Die aktuelle Nutzungsperiode ist bis Dezember 2030 befristet. Die Stadt plant umfangreiche Renovierungen im Jahr 2031, während derer die Räumlichkeiten nicht verfügbar sein werden.
Daher sind Bewerber auch aufgefordert, Vorschläge für das Übergangsjahr 2031 einzureichen. Dies gewährleistet Kontinuität und Planung für den Zeitraum, in dem die Hauptanlage renoviert wird. Die Stadt strebt ein robustes und anpassungsfähiges Managementteam an, das in der Lage ist, sowohl unmittelbare als auch zukünftige Herausforderungen für das Kulturzentrum zu meistern.




