Philippe de Bros, der ehemalige Direktor des Berner Stadttheaters, ist Ende September im Alter von 80 Jahren verstorben. Seine Amtszeit von 1987 bis 1990 war geprägt von künstlerischem Ehrgeiz und erheblichen Herausforderungen, darunter ein bemerkenswerter Vorfall mit einem zerbrochenen Spiegel, der zum Symbol der internen Konflikte des Theaters wurde.
Wichtige Erkenntnisse
- Philippe de Bros leitete das Stadttheater Bern von 1987 bis 1990.
- Seine Amtszeit endete vorzeitig nach einem schweren Bühnenunfall und Konflikten mit einem Schauspieler.
- De Bros leitete später zwei Jahrzehnte lang das Théâtre de Vevey.
- Er wollte vielfältige künstlerische Stimmen fördern, sah sich aber finanziellen und personellen Schwierigkeiten gegenüber.
Turbulente Führung am Stadttheater Bern
Philippe de Bros übernahm 1987 die Leitung des Berner Stadttheaters. Er kam aus Luzern und löste ein dreiköpfiges Managementteam ab. De Bros, ein in Genf geborener Opernregisseur und Kulturmanager, war bekannt für seinen kultivierten Theateransatz.
Er stellte sich ein Theater vor, das viele künstlerische Stile und Persönlichkeiten willkommen heissen würde. Seine Führung war jedoch nicht die „starke Hand“, die viele erhofft hatten. Diese Vision führte zu einer Zeit künstlerischer Erkundung und organisatorischer Schwierigkeiten.
Fakt: Finanzielle Belastung
De Bros' erste Spielzeit endete mit einem Defizit von 400.000 Schweizer Franken. Dies folgte auf sieben Jahre finanzieller Stabilität für das Theater.
Der Marco Morelli Vorfall
Ein bedeutendes Ereignis während de Bros' Direktion war der Vorfall im Januar 1989 mit dem Schauspieler und Clown Marco Morelli. Während der Proben für das Weihnachtsmärchen „Till Eulenspiegel“ stürzte Morelli von einem Seil und erlitt schwere Verletzungen.
Nach seinem Unfall beschuldigte Morelli die Theaterleitung der Fahrlässigkeit und Vertuschung. Er drückte seine Frustration öffentlich aus, indem er einen Spiegel im Foyer des Stadttheaters zerschlug. Diese Tat wurde zu einem weithin berichteten Symbol der Spannungen innerhalb der Institution.
„Der zerbrochene Spiegel im Foyer wurde zu einem starken Symbol der tief sitzenden Unzufriedenheit“, berichtete ein Lokaljournalist damals.
Herausforderungen und Abgänge
De Bros' künstlerische Ambitionen führten nicht immer zu reibungslosen Abläufen. Er beabsichtigte, das Schweizer Drama prominent zu präsentieren, was sich jedoch während seiner Amtszeit nicht realisierte. Während das Publikum sein traditionelleres Repertoire im Allgemeinen besser aufnahm als die Medien, sah sich das Theater zunehmender Kritik gegenüber.
Auch Personalentscheidungen erwiesen sich als problematisch. Sowohl der von ihm ernannte Schauspiel- als auch der Ballettdirektor mussten unter dem Druck ihrer Ensembles zurücktreten. Generalmusikdirektor Peter Maag verliess das Theater ebenfalls frühzeitig im Jahr 1988. Diese Abgänge verdeutlichten zugrunde liegende Probleme in der Leitung und künstlerischen Ausrichtung.
Hintergrund: De Bros' frühe Karriere
Geboren 1945, hatte Philippe de Bros einen vielfältigen Hintergrund im Theater. Er arbeitete als Regieassistent in Basel bei Werner Düggelin. Er studierte Theaterregie in Philadelphia und verbrachte drei Jahre als Abendspielleiter an der New York City Opera. Vor Bern war er fünf Jahre lang Betriebsleiter am Opernhaus Zürich. Von 1982 bis 1987 leitete er das Luzerner Stadttheater, wo er auch mehrere eigene Operninszenierungen realisierte.
Wachsende Forderungen nach Veränderung und vorzeitiger Abschied
Der Vorfall mit Marco Morelli verstärkte die Kritik an de Bros. Es gab Vorwürfe mangelnder gründlicher Untersuchung von Morellis Unfall. Theatermitarbeiter und lokale Medien forderten zunehmend de Bros' Rücktritt.
Der wachsende Druck führte zu seinem vorzeitigen Abschied. Seine dreijährige Amtszeit endete mit dem Ende der Spielzeit 1989/90. Seine Zeit in Bern bleibt als eine Periode grossen künstlerischen Potenzials in Erinnerung, die jedoch von internen Konflikten und administrativen Herausforderungen überschattet wurde.
Karriere nach Bern: Erfolg in Vevey
Nach seinem Abschied aus Bern fand Philippe de Bros neuen Erfolg. Von 1992 bis 2012 war er nach dessen Wiedereröffnung Direktor des Théâtre de Vevey. In dieser Rolle leitete er einen Gastspielbetrieb. Seine Führung in Vevey wurde weithin als umsichtig angesehen und stiess auf öffentliche Zufriedenheit.
Laut einem Nachruf verstarb Philippe de Bros Ende September im Alter von 80 Jahren. Seine Karriere erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte und hinterliess einen bleibenden Eindruck im Schweizer Theater, von den turbulenten Jahren in Bern bis zu einer stabileren und geschätzteren Amtszeit in Vevey.
Vermächtnis im Schweizer Theater
Philippe de Bros' Beitrag zum Schweizer Theater ist komplex. Er war eine Persönlichkeit, die versuchte, vielfältige künstlerische Visionen auf die Bühne zu bringen. Seine Erfahrungen in Bern unterstreichen die Herausforderungen, eine grosse Kulturinstitution zu leiten und dabei künstlerische Freiheit mit operativen Anforderungen in Einklang zu bringen.
Sein anschliessender Erfolg in Vevey zeigt seine Fähigkeit, ein erfolgreiches Theaterumfeld zu managen und zu pflegen. Sein Tod markiert das Ende einer Ära für eine bedeutende Persönlichkeit der Schweizer darstellenden Künste.




