Hunderte Menschen versammelten sich am Samstagnachmittag auf dem Bundesplatz in Bern, um gegen den genehmigten Abschuss von Wölfen in der Schweiz zu protestieren. Die Demonstranten forderten ein sofortiges Ende dessen, was sie als "Wolfsmassaker" bezeichneten, nachdem eine kürzliche eidgenössische Entscheidung den Abschuss von Wölfen aus zahlreichen Rudeln im ganzen Land erlaubt hatte.
Wichtige Erkenntnisse
- Mehrere hundert Demonstranten versammelten sich auf dem Berner Bundesplatz, um sich gegen den Wolfsabschuss auszusprechen.
- Der Protest war eine direkte Reaktion auf die Genehmigung des Bundesamtes für Umwelt, Wölfe aus 21 Rudeln zu schiessen.
- Die Organisatoren, darunter das "Komitee gegen den Wolfsabschuss", bezeichneten die Politik als "grausames und undemokratisches Spiel".
- Der Schweizer Tierschutz (STS) hat die Entscheidung ebenfalls kritisiert und warnt, dass sie Wolfsrudel destabilisieren und den Schutz von Nutztieren nicht gewährleisten könnte.
Demonstration entfaltet sich in der Hauptstadt
Am Samstag, den 27. September 2025, wurde der Berner Bundesplatz zum Brennpunkt des Widerstands gegen die Schweizer Wolfsmanagementpolitik. Laut einem Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort nahmen mehrere hundert Personen an der nationalen Kundgebung teil. Viele Teilnehmer trugen rote Kleidung, eine symbolische Farbe für die Veranstaltung, und einige wurden von ihren Hunden begleitet.
Die Atmosphäre der Demonstration war geprägt von einer Reihe von Reden, die ein vollständiges Ende des Wolfsabschusses forderten. Zwischen den Ansprachen gab es Auftritte von Trommlern, die dem Protest ein rhythmisches Element hinzufügten. Die zentrale Botschaft aller Redner war klar: Die aktuelle, von der Regierung genehmigte Tötung von Wölfen ist inakzeptabel.
Hintergrund des Protests
Die Demonstration wurde als Reaktion auf eine kürzliche Anweisung des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) organisiert. Die Behörde erteilte den Kantonen die Befugnis, Wölfe aus insgesamt 21 verschiedenen Rudeln proaktiv zu schiessen. Dieser Schritt stellt eine signifikante Änderung in der Schweizer Wolfsmanagementpolitik dar, die von einer reaktiven Politik (Abschuss nur spezifischer Problemtiere) zu einer präventiveren übergeht, was scharfe Kritik von Naturschutz- und Tierschutzorganisationen hervorgerufen hat.
Organisatoren äussern starken Widerstand
Der Aufruf zur nationalen Demonstration kam vom "Komitee gegen den Wolfsabschuss". Diese Gruppe wurde von mehreren anderen Organisationen unterstützt, darunter Wildtierschutz Schweiz und Tier im Fokus.
In ihren Erklärungen verurteilte das Komitee das Vorgehen der Regierung scharf. Sie argumentierten, dass in der Schweiz unter dem Deckmantel des Populationsmanagements ein "grausames und undemokratisches Spiel" gespielt werde. Die Organisatoren sind der Ansicht, dass die Politik die nahezu willkürliche "Entnahme" von Wolfswelpen und erwachsenen Tieren erlaubt.
"Unter dem Deckmantel des Managements wird ein grausames und undemokratisches Spiel gespielt", erklärte das Komitee und bezog sich dabei auf die jüngsten Genehmigungen für den Abschuss.
Der Begriff "Wolfsmassaker" wurde von Organisatoren und Demonstranten wiederholt verwendet, um die aktuelle Situation zu beschreiben und ihre Ansicht hervorzuheben, dass der Abschuss übertrieben und unmenschlich sei. Ihre Hauptforderung ist die sofortige Rücknahme der Abschussgenehmigungen.
Tierschutzorganisationen äussern Bedenken
Der Protest am Samstag folgte einer öffentlichen Erklärung, die einen Tag zuvor vom Schweizer Tierschutz (STS), einer wichtigen Tierschutzorganisation des Landes, veröffentlicht wurde. Der STS zeigte sich "zutiefst beunruhigt" über die Entscheidung der Bundesregierung, den weit verbreiteten Abschuss zu genehmigen.
Die Organisation stellte die Wirksamkeit der Regierungsstrategie in Frage und erklärte, dass sie keine dauerhafte Lösung für Konflikte zwischen Wölfen und Landwirtschaft biete. Im Gegenteil, der STS warnt, dass die Politik unbeabsichtigte negative Folgen haben könnte.
Potenzielle Risiken des Abschusses
Laut Schweizer Tierschutz kann die Entnahme von Individuen aus etablierten Rudeln deren soziale Struktur stören. Diese Störung kann dazu führen, dass das Rudel in kleinere, weniger erfahrene Gruppen zerfällt. Diese neuen Gruppen könnten eher dazu neigen, ungeschützte Nutztiere zu reissen, was das Problem, das der Abschuss lösen soll, möglicherweise verschlimmert.
Stabilität der Wolfsrudel in Gefahr
Ein zentrales Argument des STS ist, dass die Abschusspolitik "erhebliche Gefahren für die Stabilität der Wolfsrudel" birgt. Ein stabiles, intaktes Rudel mit erfahrenen Alpha-Tieren ist oft effektiver bei der Jagd auf Wildtiere und meidet typischerweise menschliche Siedlungen und Nutztiere. Durch das Töten von Mitgliedern dieser Rudel riskieren die Behörden, unberechenbareres und potenziell problematischeres Wolfsverhalten zu erzeugen.
"Diese Massnahme stellt keine nachhaltige Lösung dar", schrieb der STS in seiner offiziellen Mitteilung. Die Gruppe plädiert für einen stärkeren Fokus auf nicht-tödliche Methoden, wie die weit verbreitete Einführung von Herdenschutzhunden und geschützten Zäunen, als primäre Strategie für die Koexistenz.
Die anhaltende Debatte über die Koexistenz
Der Protest in Bern ist das jüngste Ereignis in einer langen und oft polarisierten Debatte in der Schweiz über die Rückkehr des Wolfes. Die Art, die vor über einem Jahrhundert aus dem Land ausgerottet wurde, begann in den 1990er Jahren auf natürliche Weise wieder aufzutauchen. Ihre Population ist seitdem stetig gewachsen, was zu zunehmenden Reibereien mit landwirtschaftlichen Gemeinschaften, insbesondere Schafzüchtern in Bergregionen, geführt hat.
Befürworter des Abschusses, darunter einige Bauernverbände und ländliche politische Gruppen, argumentieren, dass die Wolfspopulation ein Niveau erreicht hat, auf dem sie eine inakzeptable Bedrohung für Nutztiere darstellt und kontrolliert werden muss, um die ländliche Existenzgrundlage zu schützen. Sie sehen eine proaktive Regulierung als notwendiges Managementinstrument.
Auf der anderen Seite argumentieren Naturschützer und Tierschutzbefürworter, dass der Wolf ein wichtiger Bestandteil des natürlichen Ökosystems und eine geschützte Art ist. Sie vertreten die Ansicht, dass der Fokus auf die Anpassung der landwirtschaftlichen Praktiken zur Koexistenz mit Raubtieren liegen sollte, anstatt auf tödliche Kontrollmassnahmen zurückzugreifen. Die Demonstration in Bern zeigt, dass diese Seite der Debatte leidenschaftlich und mobilisiert gegen die aktuelle Richtung der Regierung bleibt.