Taxito, ein digitaler Mitfahrdienst, der für ländliche Gebiete konzipiert wurde, wird seinen Betrieb bis Ende des Jahres einstellen. Die Entscheidung folgt auf einen Rückgang der Nutzung nach der COVID-19-Pandemie und wachsende Bedenken hinsichtlich zukünftiger Konkurrenz durch selbstfahrende Fahrzeuge. Diese Schliessung könnte in einigen dünn besiedelten Regionen zum Verlust ihrer öffentlichen Verkehrsverbindungen führen.
Wichtige Erkenntnisse
- Taxito, ein digitales Mitfahrsystem, wird Ende des Jahres geschlossen.
- Das Unternehmen sah sich nach einem Rückgang der Fahrgastzahlen aufgrund der Pandemie mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert.
- Zukünftige Konkurrenz durch autonome Fahrzeuge trug ebenfalls zur Entscheidung bei.
- Ländliche Gebiete, die zuvor von Taxito bedient wurden, könnten wichtige Verkehrsverbindungen verlieren.
- Mybuxi, ein anderer On-Demand-Dienst, wird als potenzielle Alternative angesehen.
Taxitos Betriebsmodell und Niedergang
Taxito bot Menschen in Gebieten mit begrenztem öffentlichen Nahverkehr eine einfache Möglichkeit, Mitfahrgelegenheiten zu finden. Nutzer gingen zu einer markierten Haltestelle und sendeten eine SMS an eine Zentrale, in der sie ihr Ziel angaben. Wenn ein Auto anhielt, sendeten sie das Kennzeichen des Autos an die Zentrale, bevor sie einstiegen. Dieses System beruhte auf der Bereitschaft der Fahrer, Fahrten anzubieten, und förderte ein Gefühl der Gemeinschaftsunterstützung.
Der Dienst begann vor zehn Jahren in der Nähe von Huttwil im Kanton Luzern. Er expandierte und deckte Teile des Emmentals und des Entlebuchs ab, einschliesslich Kröschenbrunnen in der Gemeinde Trub. Er bediente auch Gebiete in den Kantonen Aargau, Luzern (Seetal und Freiamt) und Graubünden, in der Nähe von Chur.
Taxito auf einen Blick
- Startjahr: 2014
- Einsatzgebiete: Emmental, Entlebuch, Seetal, Freiamt, Region Chur
- Servicemodell: Digitales Trampen via SMS oder QR-Code
- Finanzierung: Jährliche Gebühren von teilnehmenden Gemeinden
- Schliessungsdatum: Ende 2024
Im Laufe der Jahre verzeichnete Taxito ein schwankendes Interesse. Einige Gemeinden schlossen sich an, während andere wieder austraten. Diesen Sommer überprüfte die Geschäftsleitung des Unternehmens ihre Geschäftstätigkeit und entschied, dass das System nicht mehr nachhaltig sei. Der digitale Mitfahrdienst wird Ende dieses Jahres offiziell eingestellt.
Gründe für die Schliessung
Martin Beutler, ein Architekt und Planer in Bern, entwickelte und finanzierte Taxito zusammen mit Freunden. Er nennt zwei Hauptgründe für das Ende des Dienstes: die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und den erwarteten Aufstieg selbstfahrender Autos.
„Das Interesse an Taxito wuchs stetig bis zur Pandemie“, erklärte Beutler. „Immer mehr Menschen schlossen sich an, und immer mehr Fahrer waren bereit, Passagiere zum nächsten Bahnhof oder Stadtzentrum zu bringen. Aber seitdem hat sich alles geändert. Die Zahlen erreichten nie wieder ihr früheres Niveau.“
Vor der Pandemie gewann das System an Zugkraft. Doch gesundheitliche Bedenken und Veränderungen im Reiseverhalten führten zu einem erheblichen Rückgang der Nutzerzahlen. Dieser Rückgang wirkte sich direkt auf Taxitos Finanzmodell aus.
Wie Taxito finanziert wurde
Taxitos Haupteinnahmen stammten aus der Vermietung seiner Haltestellen an Gemeinden. Jede Gemeinde zahlte eine jährliche Gebühr für jeden Standort. Die Kosten variierten je nachdem, ob die Haltestelle ein einfaches Schild oder eine digitale Anzeige mit dem Ziel hatte. Die einfachste Option kostete etwa 1 Franken pro Tag.
Während die Nutzer 1 Franken für die SMS zur Registrierung ihrer Fahrtanfrage bezahlten, wurde dieses Geld an den Fahrer weitergegeben, um dessen Auslagen zu decken. Taxito selbst profitierte nicht von diesen individuellen Fahrtgebühren.
Historisch gesehen deckten die Einnahmen aus den Gemeindemieten die Betriebskosten, einschliesslich der Unterhaltung der Zentrale und der Entwicklung der IT-Infrastruktur. Beutler erklärte, dass neue Technologien, wie QR-Codes für Fahrtanfragen, eingeführt wurden, da immer weniger Menschen SMS auf modernen Smartphones nutzen. Diese Bemühungen reichten jedoch nicht aus, um die finanziellen Herausforderungen zu überwinden.
Beutler erwartet zukünftig chronische Defizite. „Wir mussten in den kommenden Jahren chronische Defizite antizipieren“, sagte er und erklärte, warum sie den Betrieb nicht fortsetzen konnten. Diese finanzielle Aussicht, kombiniert mit externem Druck, machte die Entscheidung klar.
Die drohende Gefahr autonomer Fahrzeuge
Der zweite Hauptgrund für die Schliessung von Taxito ist die erwartete Ankunft selbstfahrender Taxis. Beutler erwähnte einen chinesischen Industriegiganten, der bereits nächstes Jahr autonome Taxis in der Schweiz einführen will. Er glaubt, dass Taxito gegen solch mächtige neue Dienste nicht konkurrieren könnte.
Dieser technologische Wandel stellt eine erhebliche Bedrohung für traditionelle Mitfahrmodelle dar. Autonome Fahrzeuge bieten eine andere Art von Komfort und Effizienz, die Dienste wie Taxito obsolet machen könnten.
Was passiert mit dem ländlichen Verkehr?
Das Ende von Taxito wirft Fragen zum öffentlichen Nahverkehr in dünn besiedelten Gebieten auf. Diesen Regionen fehlen oft ausgedehnte Bus- und Bahnnetze, was Dienste wie Taxito für die Bewohner unerlässlich macht, um Zugang zu wichtigen Dienstleistungen zu erhalten oder sich mit grösseren Verkehrsknotenpunkten zu verbinden.
In Kröschenbrunnen zum Beispiel ist dies nicht das erste Mal, dass eine lokale Verkehrsinitiative gescheitert ist. Vor fünf Jahren wurde der „Kröbu Bürgerbus“ wegen hoher Kosten eingestellt. Michelle Renaud, die Gemeindepräsidentin von Trub, zeigte sich überrascht über die Schliessung von Taxito. „Wir waren überrascht“, erklärte sie. Die Zukunft des Verkehrs in ihrer Gemeinde bleibt ungewiss.
Mybuxi als potenzielle Alternative
Trotz der Herausforderungen, denen sich Taxito gegenübersah, sieht Beutler eine Zukunft für andere Verkehrsanbieter in ländlichen Gebieten. Er hob Mybuxi als vielversprechende Alternative hervor. Mybuxi ist kein Mitfahrsystem wie Taxito. Stattdessen bietet es On-Demand-Kurse (Fahrten) mit einer Mischung aus angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitern an.
Beutler glaubt, dass selbstfahrende Autos gut in das System von Mybuxi integriert werden könnten. Er bemerkte, dass das Bezahlen für einen bestellten Dienst, wie Mybuxi, den aktuellen Verbrauchererwartungen entspricht. Dies unterscheidet sich von Taxitos Modell, das eher auf einem Konzept der Nachbarschaftshilfe und geteilten Fahrten basierte.
Der Wandel von gemeinschaftsgetriebenen Modellen zu strukturierteren, bezahlten Diensten spiegelt veränderte gesellschaftliche Präferenzen und technologische Fortschritte wider. Während sich digitale Lösungen weiterentwickeln, müssen sich ländliche Gemeinden anpassen, um sicherzustellen, dass ihre Bewohner weiterhin Zugang zu zuverlässigen Transportmöglichkeiten haben.
- Taxito: Gemeinschaftsbasiertes, digitales Trampen.
- Mybuxi: On-Demand, bezahlter Dienst mit Personal.
Der Übergang verdeutlicht die fortlaufende Entwicklung von Mobilitätsdiensten, insbesondere in Gebieten, in denen der traditionelle öffentliche Nahverkehr begrenzt ist. Der Erfolg zukünftiger Modelle wird von ihrer Fähigkeit abhängen, Komfort, Zuverlässigkeit und finanzielle Tragfähigkeit zu bieten.




