Die Region Bern hat nach vierjähriger Bauzeit ihr grösstes Trinkwasserreservoir, den Mannenberg, offiziell eröffnet. Die neue Anlage kann 30'000 Kubikmeter Wasser speichern und sichert die stabile Wasserversorgung für 135'000 Menschen in 32 Gemeinden. Das Projekt kostete 43 Millionen Schweizer Franken und ersetzt ein 100 Jahre altes Reservoir, das den modernen Standards nicht mehr genügte. Dies stellt eine bedeutende Modernisierung der essentiellen Wasserinfrastruktur der Region dar.
Wichtige Erkenntnisse
- Das neue Mannenberg-Reservoir speichert 30'000 Kubikmeter Trinkwasser.
- Es versorgt 135'000 Menschen in 32 Gemeinden der Region Bern.
- Das vierjährige Bauprojekt kostete 43 Millionen Schweizer Franken.
- Das Reservoir nutzt ein einzigartiges biologisches Überwachungssystem mit Elritzen.
Modernisierung der Berner Wasserinfrastruktur
Das Mannenberg-Reservoir, zwischen Bolligen und Ittigen gelegen, ist seit über einem Jahrhundert ein wichtiger Bestandteil der Berner Wasserversorgung. Die ursprüngliche, 1906 erbaute Anlage war veraltet. Ihr Ersatz war ein grosses Unterfangen. Das neue Reservoir wurde kürzlich in Betrieb genommen.
Diese moderne Anlage ist das grösste Trinkwasserreservoir im Kanton Bern. Es fasst ein beträchtliches Wasservolumen. Diese Kapazität ist entscheidend, um den täglichen Bedarf einer wachsenden Bevölkerung zu decken. Das Projekt gewährleistet vielen Bewohnern einen zuverlässigen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Fakten zum Mannenberg-Reservoir
- Kapazität: 30'000 Kubikmeter
- Versorgungsgebiet: 135'000 Menschen
- Anzahl Gemeinden: 32
- Baukosten: 43 Millionen Schweizer Franken
- Bauzeit: 4 Jahre
Der Weg des Wassers aus dem Emmental
Das vom Mannenberg-Reservoir gelieferte Trinkwasser stammt aus dem Grundwasserfassungsgebiet Aeschau im Emmental. Von dort legt das Wasser eine Strecke von 33,5 Kilometern bis zum Reservoir zurück. Diese Reise dauert etwa acht Stunden. Das Wasser fliesst auf natürliche Weise, ohne zusätzlichen Energiebedarf.
Thomas Ammon, Gesamtprojektleiter des Wasserverbands Region Bern, hob die Qualität dieses Wassers hervor.
„Dieses Grundwasser ist sehr sauber und kann bedenkenlos und ohne Aufbereitung konsumiert werden“, sagte Ammon.Er betonte auch die kontinuierliche Überwachung der Wasserqualität.
Historischer Kontext der Berner Wasserversorgung
Im späten 19. Jahrhundert fehlte vielen Berner Haushalten der direkte Zugang zu Trinkwasser. Die Bewohner mussten Wasser an öffentlichen Brunnen holen. Mit dem Wachstum der Stadt stieg die Nachfrage nach Hauswasseranschlüssen rapide an. Dies führte zu einer explosionsartigen Zunahme des Wasserverbrauchs. Die Stadtverwaltung konzentrierte sich daraufhin auf den Ausbau ihrer Wasserversorgung. Diese Bemühungen markierten den Beginn des Berner Druckwassersystems. Die Grundwasserquelle in Aeschau, Emmental, wurde erschlossen. Eine 33,5 Kilometer lange Pipeline zum Mannenberg-Reservoir wurde gebaut. Diese Pipeline hatte ein Gefälle von 60 Metern, wodurch das Wasser durch die Schwerkraft bewegt werden konnte.
Innovative Überwachung der Wasserqualität
Neben modernster Analysetechnik setzt das Mannenberg-Reservoir ein einzigartiges biologisches Überwachungssystem ein. Kleine, schuppenlose Süsswasserfische, sogenannte Elritzen, schwimmen in einem speziellen Aquarium. Diese Fische sind bekannt für ihre Empfindlichkeit gegenüber Veränderungen der Wasserqualität.
Ammon erklärte das System:
„Diese Fische reagieren sehr empfindlich auf eine Veränderung im Wasser.“Eine Kamera überwacht die Elritzen kontinuierlich. Zeigen sie ungewöhnliches oder unnatürliches Verhalten, registriert eine Software diese Veränderung. Ein Alarm wird dann an den Brunnenmeister gesendet. Diese biologische Absicherung bietet eine zusätzliche Sicherheitsebene für die Wasserversorgung.
Wird ein Alarm ausgelöst, würden die Mitarbeiter die Messinstrumente im Reservoir auf entsprechende Veränderungen überprüfen. Im schlimmsten Fall müsste das Reservoir ausser Betrieb genommen werden.
„Die Fische sind unser biologisches Backup“, erklärte Ammon.Dieser Ansatz kombiniert traditionelle biologische Indikatoren mit moderner Technologie, um die Wassersicherheit zu gewährleisten.
Herausforderungen und Zukunft der Wasserversorgung
Trotz der fortschrittlichen Infrastruktur stehen Wasserversorger vor anhaltenden Herausforderungen. Es tauchen ständig neue Substanzen auf, die Gesundheitsrisiken bergen könnten, wenn sie in die Wasserversorgung gelangen. Martin Frey, CEO des Wasserverbands Region Bern, bezeichnete dies als ein latentes Risiko für Wasserversorger.
Frey äusserte Bedenken hinsichtlich der Zukunft.
„Wir wissen nicht, welche heute verwendeten Substanzen morgen ein Problem darstellen werden“, sagte er.Er wies auch auf die Unsicherheit hin, wie solche Substanzen aus dem Wasser entfernt werden könnten, falls eine Kontamination auftritt. Eine Wasseraufbereitung würde die Kosten erheblich erhöhen, falls sie notwendig würde.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, unterhält der Wasserverband Region Bern ein umfassendes Überwachungsprogramm. Dieses System zielt darauf ab, Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Der Verband setzt sich auch stark für einen proaktiven Grundwasserschutz ein. Ziel ist es, das Eindringen schädlicher Substanzen in den Wasserkreislauf von vornherein zu verhindern. Dieser präventive Ansatz ist entscheidend, um die hohe Qualität des Trinkwassers langfristig zu erhalten.
Umweltaspekte und öffentlicher Widerstand
Der Bau des neuen Mannenberg-Reservoirs stiess auf öffentlichen Widerstand. Eine grosse Sorge war die Notwendigkeit, eine grosse Waldfläche zu roden. Insgesamt musste eine Fläche von sieben Fussballfeldern Wald für die Baustelle gerodet werden.
Gegen das Projekt wurden mehrere Einsprachen erhoben. Der Kanton Bern erteilte jedoch schliesslich die notwendige Rodungsbewilligung. Das Projekt wurde fortgesetzt, wobei die Notwendigkeit kritischer Infrastruktur mit Umweltbelangen abgewogen wurde. Diese Entscheidung verdeutlichte die komplexen Kompromisse, die bei grossen öffentlichen Bauprojekten erforderlich sind.
Gründung des Wasserverbands Region Bern
Der Wasserverband Region Bern wurde 1974 gegründet. Dies geschah, weil die Stadt Bern zusätzliche Wasserressourcen benötigte. Der Kanton genehmigte die Erweiterung, jedoch unter der Bedingung, dass auch umliegende Gemeinden mit Trinkwasser versorgt werden mussten.
Fünfzig Jahre nach seiner Gründung umfasst der Verband heute 32 Gemeinden. Diese regionale Zusammenarbeit gewährleistet eine weit verbreitete und stabile Wasserversorgung. Sie spiegelt ein wachsendes Verständnis für die gemeinsame Ressourcenverwaltung und die Bedeutung der interkommunalen Zusammenarbeit für wesentliche Dienstleistungen wider.




