Die Gemeinde Köniz treibt ein innovatives Forschungsprojekt in Mittelhäusern, Schweiz, voran. Diese Initiative zielt darauf ab, zu zeigen, wie eine lokale Gemeinschaft 100 Prozent erneuerbare Energie für Strom, Heizung und Verkehr erreichen kann. Das Projekt dient als Reallabor, dessen Erkenntnisse voraussichtlich in breitere Energiestrategien in der ganzen Schweiz einfliessen werden.
Wichtige Erkenntnisse
- Mittelhäusern strebt bis 2050 100 Prozent erneuerbare Energie an.
- Das Projekt nutzt lokale Solarenergie und Batteriespeicher.
- Es sind private Unternehmen, die Gemeinde und der Kanton Bern beteiligt.
- Neue Energiegesetze schaffen Möglichkeiten für lokale Stromgemeinschaften.
- Die Initiative zielt darauf ab, die regionale Wertschöpfung zu steigern und die Energiekosten zu senken.
Köniz fördert Klimaziele mit innovativem Energieprojekt
Die Gemeinde Köniz verfolgt ihre Klimaziele aktiv durch das Forschungsprojekt „Energieverbund Mittelhäusern“. Dieses Projekt zielt auf einen vollständigen Übergang zu erneuerbaren Energiequellen für den Ortsteil Mittelhäusern ab. Ziel ist es, ein Modell für die Schweiz zu schaffen, das zeigt, wie eine Gemeinschaft vollständig energieautark und klimaneutral werden kann.
Eine Machbarkeitsstudie, die von der Gemeinde Köniz in Auftrag gegeben und mitfinanziert wurde, bestätigt die Realisierbarkeit des Projekts. Auch der Kanton Bern und die Wandu Energie AG haben zu dieser Studie beigetragen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein systematischer Ansatz für lokale erneuerbare Energien sowohl ökologisch vorteilhaft als auch wirtschaftlich rentabel sein kann.
Projektfakten
- Ort: Mittelhäusern, Gemeinde Köniz
- Ziel: 100% erneuerbare Energie für Strom, Wärme und Mobilität
- Zeitrahmen: Drei Jahre für die erste Demonstration
- Schlüsseltechnologie: Photovoltaikanlagen mit Batteriespeicher
- Partner: Gemeinde Köniz, Kanton Bern, Wandu Energie AG, Energy unlimited AG, BKW Power Grid, Berner Fachhochschule
Lokale Solarenergie und intelligente Netzlösungen
Ein Kernbestandteil des Projekts Mittelhäusern ist die Installation von Photovoltaik (PV)-Anlagen auf allen wichtigen Dächern im Ortsteil. Diese Solarmodule werden mit Batteriespeichern gekoppelt. Diese Kombination ist entscheidend für ein effektives Management von Energieangebot und -nachfrage.
Die Berner Fachhochschule hat einen intelligenten Ansatz zur Integration dieser Systeme entwickelt. Ihre Methode ermöglicht eine konsistentere Einspeisung von Strom ins Netz über längere Zeiträume. Dies reduziert den Bedarf an umfangreichen Netzverstärkungen, was den Übergang effizienter und kostengünstiger macht.
„Wir wollen die neuen Möglichkeiten der Lokalen Elektrizitätsgemeinschaften (LEG) nutzen, um die regionale Wertschöpfung zu steigern. Die Energieversorgung wird nachhaltiger und, wie die Studie zeigt, auch günstiger“, so Hansueli Pestalozzi, Leiter der Direktion Umwelt und Betriebe.
Lokale Elektrizitätsgemeinschaften (LEG) verstehen
Lokale Elektrizitätsgemeinschaften (LEG) sind Gruppen von Energieproduzenten und -verbrauchern innerhalb eines definierten geografischen Gebiets. Sie können ihre eigene erneuerbare Energie erzeugen, speichern und verbrauchen. Neue Energiegesetze in der Schweiz unterstützen die Gründung von LEG und ermöglichen es ihnen, lokal produzierten Solarstrom einfacher und effizienter zu vermarkten. Dies fördert die regionale Energieunabhängigkeit und wirtschaftliche Vorteile.
Finanzielle Beteiligung und breitere Auswirkungen
Das Projekt plant die Gründung einer Aktiengesellschaft (AG) zur Verwaltung der Vermarktung des lokal erzeugten Solarstroms. Diese Struktur ermöglicht es den Bewohnern von Mittelhäusern, finanziell in das Projekt zu investieren. Eine solche Beteiligung stärkt das Engagement der Gemeinschaft und sichert die lokale Eigenverantwortung für die Energiewende.
Drei lokale Energieunternehmer gehören zu den Initiatoren des Energieverbunds Mittelhäusern. Sie wählten ihren Heimatort als „Modellort“ für diese Forschung. Die Berner Fachhochschule ist ebenfalls aktiv beteiligt und liefert akademische Expertise und Forschungsunterstützung.
Die aus diesem Reallabor gewonnenen Erkenntnisse sollen eine Grundlage für den weiteren Ausbau der Energieinfrastruktur in Köniz und in der ganzen Schweiz bilden. Die Planung und Umsetzung des Projekts liegt in der Verantwortung der Wandu Energie AG, in Zusammenarbeit mit der Energy unlimited AG. Die BKW Power Grid, ein Netzbetreiber, fungiert als technischer Partner und gewährleistet die reibungslose Integration der neuen Energiesysteme.
Neues Energiegesetz öffnet Türen für lokale Initiativen
Der Start des Projekts Mittelhäusern fällt mit der vollständigen Umsetzung des neuen Schweizer Energiegesetzes zusammen. Diese Gesetzgebung eröffnet neue Möglichkeiten für die Vermarktung von Solarstrom, insbesondere durch Lokale Elektrizitätsgemeinschaften (LEG).
Das Gesetz zielt darauf ab, die Energieproduktion zu dezentralisieren und lokalen Gemeinschaften eine aktivere Rolle bei ihrer Energieversorgung zu ermöglichen. Durch die Ermöglichung einer direkteren Vermarktung von lokal erzeugtem Strom wird erwartet, dass das neue Gesetz die regionalen Wirtschaften ankurbelt und nachhaltige Energiepraktiken fördert.
Gemäss der Machbarkeitsstudie wird die Kombination aus lokaler Solarenergie und bestehenden Schweizer Wasserkraftressourcen genügend erneuerbare Energie liefern. Dies reicht aus, um alle derzeit in Mittelhäusern verwendeten fossilen Brennstoffe zu ersetzen. Dies zeigt einen klaren Weg zu einer nachhaltigen Energiezukunft für die Gemeinschaft auf.
Das Projekt in Mittelhäusern ist ein wichtiger Schritt zur Erreichung der langfristigen Klimaziele der Schweiz. Es dient als praktisches Beispiel dafür, wie lokale Gemeinschaften zu nationalen Energiezielen beitragen können. Die Zusammenarbeit zwischen lokaler Regierung, Privatwirtschaft und akademischen Institutionen unterstreicht einen umfassenden Ansatz zur Energiewende.