Münchenbuchsee steht vor einer bedeutenden Transformation, da der Kanton Bern die Pläne zur Neugestaltung der Bernstrasse und Oberdorfstrasse vorantreibt. Das Projekt umfasst die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h, die Pflanzung weiterer Bäume und die Reduzierung von Parkplätzen. Während die lokalen Behörden die Initiative unterstützen, hat die Geschäftswelt Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der geringeren Parkmöglichkeiten auf den Kundenzugang geäussert.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Kanton Bern plant die Aufwertung der Bernstrasse und Oberdorfstrasse in Münchenbuchsee.
- Im Ortszentrum wird eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h eingeführt.
- Das Projekt zielt darauf ab, das Erscheinungsbild des Gebiets durch zusätzliche Bäume und Grünflächen zu verbessern.
- Die Parkplätze entlang der Hauptstrassen werden von 67 auf 49 reduziert.
- Lokale Unternehmen lehnen die Reduzierung der Parkplätze ab, da sie einen Kundenverlust befürchten.
- Die geschätzten Kosten des Projekts belaufen sich auf über 7,5 Millionen Schweizer Franken.
Strassenaufwertung und Verkehrsberuhigungsmassnahmen
Der Plan des Kantons konzentriert sich auf die Verbesserung der Lebensqualität und des Verkehrsflusses im Zentrum von Münchenbuchsee. Ein temporärer Minikreisel beim Bären Münchenbuchsee, der seit vier Jahren besteht, hat bereits positive Ergebnisse gezeigt. Er hat die Verkehrsüberlastung reduziert und die Pünktlichkeit der Busse verbessert. Dieser provisorische Kreisel wird im Rahmen der umfassenderen Neugestaltung zu einem dauerhaften Merkmal.
Das ursprüngliche Konzept für die Neugestaltung stammt aus dem Jahr 2010. Es wurde damals aufgrund negativer Rückmeldungen nicht weiterverfolgt. Die Notwendigkeit, das verkehrsreiche Ortszentrum neu zu gestalten, blieb jedoch klar. Das aktuelle Vorprojekt, das im Februar 2022 vorgestellt wurde, erhielt während der öffentlichen Konsultation weitgehend positive Rückmeldungen. Die meiste Kritik kam von lokalen Unternehmen.
Projektübersicht
- Geschwindigkeitsbegrenzung: Reduziert auf 30 km/h.
- Parkplätze: 18 Parkplätze entfernt (von 67 auf 49).
- Grünflächen: Zusätzliche Bäume und Grünflächen geplant.
- Fusswege: Die meisten Fussgängerstreifen werden entfernt.
- Bushaltestellen: Zentrale Haltestellen werden an die Bernstrasse beim Kreisel verlegt.
Neue Geschwindigkeitsbegrenzungen und Fussgängerzonen
Der finalisierte Plan für das 'Zentrum L' – die lokale Bezeichnung für die Verbindung von Bernstrasse und Oberdorfstrasse – führt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h auf beiden Kantonsstrassen ein. Dies gilt für den Abschnitt zwischen den Kreuzungen Talstrasse und Schöneggweg. Eine wesentliche Änderung ist die Entfernung fast aller Fussgängerstreifen. Fussgänger können die Strasse weiterhin an jeder Stelle überqueren, haben aber keine Priorität mehr.
Bushaltestellen im Ortszentrum werden an die Bernstrasse, neben dem neu permanenten Kreisel, verlegt. Diese Änderungen sollen eine harmonischere und sicherere Umgebung für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere Fussgänger und Radfahrer, schaffen und gleichzeitig die ästhetische Attraktivität des Gebiets verbessern.
«Es ist spannend, weil wir die Kompromisse sehen, die in das Projekt eingebettet sind», sagte Manfred Waibel, Gemeindepräsident.
Parkplatzreduktionen und Bedenken der Unternehmen
Einer der meistdiskutierten Aspekte des Projekts ist die Reduzierung der Parkplätze. Die Anzahl der Parkplätze entlang der Kantonsstrassen wird von 67 auf 49 reduziert. Diese Reduzierung ist hauptsächlich auf aktualisierte Sichtnormen zurückzuführen, die die aktuellen Parkplatzanordnungen nicht mehr erfüllen. Bei der früheren Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h wären noch weniger Parkplätze den Sicherheitsnormen entsprechend gewesen.
Um einige dieser Verluste auszugleichen, sind zusätzliche Parkplätze in der Nähe der Tagesschule und des Kirchgemeindehauses geplant. Der lokale Gewerbeverein, KMU Münchenbuchsee, bleibt jedoch kritisch. Er hat Einsprache gegen den Strassenplan erhoben und äussert Bedenken hinsichtlich des Kundenverlusts aufgrund der reduzierten Parkplatzverfügbarkeit.
Tempo 30 Moratorium
Auf kantonaler und nationaler Ebene wird derzeit über die Genehmigung von Tempo-30-Zonen auf verkehrsorientierten Strassen diskutiert. Das Projekt in Münchenbuchsee ist von dieser Diskussion jedoch nicht betroffen. Kreisoberingenieurin Claudia Christiani bestätigte, dass Projekte, die bereits weit fortgeschritten sind, fortgesetzt werden dürfen. Das gesetzlich vorgeschriebene Gutachten für das Projekt wurde eingeholt.
Umweltverbesserungen und Bachrevitalisierung
Neben der Verkehrsführung umfasst das Projekt erhebliche Umweltverbesserungen. Das Erscheinungsbild des Zentrums wird durch neue Bepflanzungen aufgewertet, die als Allee oder indirektes Baumdach angeordnet sind. Parkflächen werden durch die Verwendung von Rasengittersteinen anstelle von massivem Asphalt durchlässiger gestaltet. Dies hilft bei der Regenwasserbewirtschaftung und unterstützt die städtische Begrünung.
Eine bemerkenswerte ökologische Initiative ist die Revitalisierung des eingedolten Dorfbachs. Auf einer Länge von über 30 Metern, in der Nähe des Restaurants Häberlis Schützenhaus an der Oberdorfstrasse, wird der Bach freigelegt. Dies wird ein natürliches Gewässer im Ortszentrum wiederherstellen und die lokale Biodiversität sowie die visuelle Attraktivität verbessern.
Gemeinschaftsbeteiligung und Projektkosten
Die lokalen Behörden haben die Pläne des Kantons aktiv unterstützt. Gemeindepräsident Manfred Waibel bestätigte die Beteiligung der Gemeinde an der Entwicklung des Projekts. Er hob den kooperativen Geist hervor, der zu dem aktuellen Entwurf führte, der verschiedene Kompromisse beinhaltet.
Da Münchenbuchsee keine speziellen Ergänzungen zum Plan beantragt hat, wird die Gemeinde nicht zu den geschätzten Kosten von über 7,5 Millionen Schweizer Franken beitragen. Die Gemeinde plant jedoch, Tempo-30-Zonen in einzelnen Wohngebieten durch separate Verfahren zu überprüfen. Dies soll sicherstellen, dass Quartierstrassen keine höheren Geschwindigkeitsbegrenzungen (40 oder 50 km/h) aufweisen als die kantonale Hauptstrasse.
Geschäftliche Einwände und Zukunftsaussichten
Thomas Krebs, Präsident von KMU Münchenbuchsee, nannte drei Hauptbedenken der Geschäftswelt. Er argumentiert, dass die Entfernung der meisten Fussgängerstreifen in Verbindung mit der 30 km/h-Begrenzung das Überqueren der Strasse für Fussgänger verwirrend machen könnte, da sie keine Priorität mehr haben werden. Er betonte auch die negativen Auswirkungen des Verlusts auch nur eines einzigen Parkplatzes für lokale Unternehmen.
Krebs schlug vor, dass einige geplante Baumstandorte durch zusätzliche Parkplätze ersetzt werden könnten. Sein dritter Punkt betrifft die vorgeschlagene sechs Meter breite Fahrbahn. Er ist der Meinung, dass dies für Kreuzungen zu eng ist, angesichts des häufigen Durchgangs von grossen Lastwagen, Bussen und landwirtschaftlichen Fahrzeugen.
Trotz dieser Einwände schreitet das Projekt voran. Claudia Christiani erklärte, dass der Baubeginn in Münchenbuchsee voraussichtlich 2027 oder 2028 erfolgen wird. Der Kanton strebt an, die Verkehrseffizienz, Sicherheit, Stadtästhetik und ökologische Nachhaltigkeit im Ortszentrum in Einklang zu bringen.




