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Berner Stadtrat kippt Verbot von Aussenwerbung

Der Berner Stadtrat kippt sein Verbot von kommerzieller Aussenwerbung und sichert sich damit 5 Millionen Franken Einnahmen während entscheidender Budgetdebatten.

Eleanor Vance
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Eleanor Vance

Eleanor Vance is a seasoned journalist with a focus on European governance and legislative processes. She covers parliamentary affairs, political reforms, and the dynamics of national councils across the continent, providing in-depth analysis on policy-making and institutional changes. (DE)

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Berner Stadtrat kippt Verbot von Aussenwerbung

Der Berner Stadtrat hat seine frühere Entscheidung, kommerzielle Aussenwerbung zu verbieten, rückgängig gemacht. Damit sichert sich die Stadt Einnahmen in Millionenhöhe. Dieser Politikwechsel erfolgte während der laufenden Budgetdiskussionen und unterstreicht eine Verschiebung der Prioritäten in Bezug auf die öffentlichen Finanzen.

Der Schritt bedeutet, dass bestehende Verträge für Werbeflächen fortgesetzt werden, wodurch der Stadt schätzungsweise 5 Millionen Schweizer Franken gesichert werden. Diese Entscheidung kippt eine knappe Abstimmung von Anfang 2024, die ursprünglich ein Verbot solcher Werbung unterstützt hatte.

Wichtigste Erkenntnisse

  • Der Berner Stadtrat revidiert seine Abstimmung zur kommerziellen Aussenwerbung.
  • Die Stadt wird weiterhin Werbung zulassen und sichert sich damit Einnahmen von 5 Millionen Franken.
  • Die Entscheidung fällt während entscheidender Budgetdebatten für Bern.
  • Eine frühere knappe Abstimmung für ein Verbot wurde nun mit deutlicher Mehrheit gekippt.

Stadtrat kippt frühere Entscheidung

Anfang 2024 hatte der Berner Stadtrat einen Antrag für ein Verbot kommerzieller Aussenwerbung knapp angenommen. Die Abstimmung war sehr eng und ging mit 30 zu 29 Stimmen durch. Diese ursprüngliche Entscheidung spiegelte den Wunsch einiger Ratsmitglieder wider, die kommerzielle Präsenz im öffentlichen Raum zu reduzieren.

In einer kürzlichen Sitzung änderte der Rat jedoch seine Haltung erheblich. Am Donnerstag, 18. September 2025, stimmten die Ratsmitglieder gegen das vorgeschlagene Verbot und gaben damit die Pläne zur Umsetzung auf. Die neue Abstimmung zeigte eine klare Mehrheit zugunsten der Fortsetzung der Aussenwerbung.

Abstimmungsdetails

  • Erste Abstimmung (Anfang 2024): 30 Stimmen für Verbot, 29 Stimmen dagegen.
  • Rücknahme-Abstimmung (September 2025): 44 Stimmen gegen Verbot, 24 Stimmen für Verbot, 6 Enthaltungen.

Finanzielle Überlegungen treiben Politikwechsel voran

Der Hauptgrund für die Kehrtwende in der Politik scheint finanzieller Natur zu sein. Befürworter der Fortsetzung der Aussenwerbung betonten die erheblichen Einnahmen, die sie für die Stadt generiert. Diese Mittel sind entscheidend, insbesondere angesichts der aktuellen Finanzlage Berns und der laufenden Budgetdiskussionen.

Der angenommene Antrag besagt nun, dass die Revision der Werbevorschriften und gegebenenfalls der Bauordnung der Stadt Bern nicht umgesetzt wird. Dies bedeutet, dass Werberechte weiterhin erteilt werden.

„Wir unterstützen den Antrag zur Erteilung von Konzessionen für Plakatflächen“, erklärte Matthias Aebischer, Stadtrat der SP. „Wir sind klar der Meinung, dass es angesichts der aktuellen Finanzlage der Stadt Bern nicht angebracht ist, auf fünf Millionen Franken zu verzichten.“

Diese Ansicht wurde von anderen Ratsmitgliedern geteilt, die die fiskalische Stabilität priorisierten. Die geschätzten 5 Millionen Franken aus Werbekonzessionen werden als wichtige Einnahmen für den Stadthaushalt angesehen.

Auswirkungen auf städtische Dienstleistungen

Der ursprüngliche Vorschlag, Werbung zu verbieten, hätte die Stadt gezwungen, bestehende Dienstleistungen um etwa 5,5 Millionen Franken zu kürzen. Diese potenzielle Reduzierung der Dienstleistungen spielte eine wichtige Rolle bei der Neubewertung durch den Rat. Die Beibehaltung der Werbeeinnahmen hilft, diese Kürzungen zu vermeiden.

Hintergrund zu Werbevorschriften

Lokale Regierungen regulieren Aussenwerbung oft, um kommerzielle Interessen mit urbaner Ästhetik und öffentlichen Raumüberlegungen in Einklang zu bringen. Solche Vorschriften können alles von der Grösse und Platzierung von Plakatwänden bis hin zu digitalen Anzeigen umfassen. Änderungen dieser Regeln lösen oft Debatten zwischen Befürwortern der wirtschaftlichen Entwicklung und der Stadtplanung aus.

Politische Spaltungen bei der Werbung

Die Abstimmung verdeutlichte die Spaltungen zwischen den politischen Parteien im Stadtrat. Parteien wie SVP, Mitte, GLP und FDP sowie Teile der SP- und GFL-Fraktionen stimmten für die Fortsetzung der Werbung. Ihre Unterstützung deutet auf einen Fokus auf wirtschaftlichen Pragmatismus und Einnahmengenerierung hin.

Umgekehrt stimmten die Grünen, AL, PdA, TIF und andere Teile der SP-Fraktion gegen die Fortsetzung der Werbung. Diese Gruppen setzen sich oft für strengere Vorschriften für die kommerzielle Präsenz im öffentlichen Raum ein und führen Bedenken hinsichtlich Konsumismus und urbaner Ästhetik an.

Stadträtin Sofia Fisch (Juso) äusserte sich während der Debatte ablehnend: „Werbung hat nur einen Zweck: Sie soll neue Bedürfnisse in uns wecken, auf Konsum abzielen und damit die Gewinne steigern.“ Sie kritisierte Befürworter dafür, „bürgerliche Märchen und Ideologien als unumstössliche Wahrheiten“ darzustellen.

Dieses Zitat verdeutlicht die ideologischen Unterschiede, die der Debatte zugrunde liegen. Einige sehen Werbung als notwendiges Übel für die Stadtfinanzen, während andere sie als unerwünschten Einfluss auf das öffentliche Leben betrachten.

Breite Unterstützung für den Erhalt der Einnahmen

Trotz der politischen Spaltungen zeigte die endgültige Abstimmung eine starke Mehrheit zugunsten des Erhalts der Werbeeinnahmen. Dies deutet auf einen Konsens über die Bedeutung dieser Mittel für die finanzielle Gesundheit der Stadt hin.

„Wir begrüssen, dass der Stadtrat vom Werbeverbot absieht und in Zukunft nicht auf fünf Millionen verzichten will. Wir brauchen alle Einnahmen in der Stadt, wenn wir nicht weiter in die Schuldenfalle tappen wollen“, kommentierte Stadträtin Laura Curau (Mitte) gegenüber 20 Minuten.

Auch die SVP zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung, die Werbung beizubehalten. Der Fraktionspräsident der Partei, Alexander Feuz, kritisierte jedoch den gesamten Stadthaushalt und erklärte: „Der Stadtrat hat enorme Mehrausgaben bewilligt.“ Dies deutet darauf hin, dass die Entscheidung über die Werbeeinnahmen zwar begrüsst wird, aber bei einigen politischen Gruppen weiterhin umfassendere fiskalische Bedenken bestehen.

Die Kehrtwende des Stadtrats unterstreicht das komplexe Gleichgewicht zwischen Stadtplanungsprinzipien, öffentlicher Meinung und den praktischen Anforderungen der Gemeindefinanzen. Vorerst wird kommerzielle Aussenwerbung ein Merkmal des Berner Stadtbildes bleiben.