Die Stimmberechtigten im Kanton Bern haben eine wichtige Initiative zur Erhöhung der Transparenz bei den Mietpreisen angenommen. Die Initiative «Für faire und bezahlbare Mieten dank transparenter Vormiete» wurde mit 51,2 Prozent der Stimmen angenommen. Dieser Entscheid führt eine obligatorische Formularpflicht für Vermieter ein, um bei der Neuvermietung von Objekten, insbesondere in Gebieten mit geringem Leerstand, die bisherigen Mietkosten offenzulegen. Das Ergebnis ist ein bemerkenswerter Sieg für den Mieterverband, der den Vorschlag massgeblich unterstützte.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Berner Stimmberechtigten haben die «Miet-Initiative» mit 51,2% Ja-Stimmen angenommen.
- Die Initiative verpflichtet Vermieter, bei der Neuvermietung die bisherigen Mietpreise offenzulegen.
- Diese Regel gilt in Gebieten mit einem Leerstand von 1,5% oder weniger.
- Städte wie Bern und Biel waren entscheidend für die Annahme der Initiative.
- Befürworter glauben, dass dies dazu beitragen wird, steigende Mietkosten einzudämmen.
Stimmberechtigte befürworten Miettransparenz
Der Kanton Bern hat einen entscheidenden Schritt unternommen, um den steigenden Mietkosten entgegenzuwirken. Am Sonntag, 28. September 2025, stimmten die Bürgerinnen und Bürger der «Miet-Initiative» zu. Das Endergebnis zeigte 176.972 Ja-Stimmen gegenüber 168.723 Nein-Stimmen. Dies entspricht einer Zustimmungsrate von 51,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung bei diesem wichtigen Thema lag bei 46,6 Prozent.
Der Erfolg der Initiative ist ein klarer Sieg für den Mieterverband. Dieser argumentierte, dass eine grössere Transparenz bei den Vormieten dazu beitragen würde, den Wohnungsmarkt zu stabilisieren. Hohe Mietpreise sind für die Bewohner im gesamten Kanton, insbesondere in den urbanen Zentren, ein wachsendes Problem.
«Mieterinnen und Mieter stehen unter starkem Druck, nicht nur in den Städten. Nun haben wir endlich ein neues Instrument, um die Mietpreisspirale zu bekämpfen», sagte Sabina Meier, Geschäftsführerin des Mieterverbands. Ihre Aussage unterstreicht die Dringlichkeit, die viele Bewohner angesichts steigender Wohnkosten empfinden.
Abstimmungsergebnis im Detail
- Ja-Stimmen: 176.972 (51,2%)
- Nein-Stimmen: 168.723 (48,8%)
- Wahlbeteiligung: 46,6%
Einfluss der urbanen Zentren auf die Abstimmung
Die Städte Bern und Biel spielten eine entscheidende Rolle bei der Annahme der Initiative. Diese urbanen Gebiete unterstützten die Massnahme stark. Bern stimmte mit einer Dreiviertelmehrheit mit «Ja». Auch Biel zeigte starke Unterstützung, wobei fast 70 Prozent der Wähler die Initiative befürworteten. Diese urbane Unterstützung reichte aus, um den Widerstand vieler ländlicher Verwaltungsbezirke zu überwinden.
Sieben von zehn Verwaltungsbezirken lehnten den Vorschlag zunächst ab. Die hohen Zustimmungsraten in den bevölkerungsreicheren Städten sowie die Unterstützung aus dem Berner Jura gaben jedoch den Ausschlag für das Gesamtergebnis. Dies zeigt den erheblichen Einfluss der stadtnahen Bevölkerung auf kantonale politische Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Wohnungsbau.
Hintergrund steigender Mieten
Die Mietpreise sind in vielen Teilen der Schweiz stetig gestiegen. Dieser Trend belastet viele Haushalte finanziell. Die «Miet-Initiative» zielt darauf ab, Mietern mehr Informationen zur Verfügung zu stellen. Diese Informationen können ihnen helfen, potenziell missbräuchliche Mieterhöhungen anzufechten, insbesondere beim Einzug in eine neue Wohnung.
Neue Formularpflicht für Vermieter
Kern der angenommenen Initiative ist eine neue Pflicht für Vermieter. Wenn ein neuer Mieter in eine Immobilie einzieht, müssen Vermieter die bisherige Miete offenlegen. Diese Offenlegung muss mittels eines offiziellen Formulars erfolgen. Ziel ist es, zu verhindern, dass Vermieter die Mieten zwischen den Mietern ohne Rechtfertigung einfach erhöhen.
Diese Formularpflicht gilt nur, wenn die Leerstandsquote im Kanton Bern besonders niedrig ist. Konkret tritt sie in Kraft, wenn die Leerstandsquote 1,5 Prozent oder weniger beträgt. Diese Bedingung stellt sicher, dass die Massnahme auf Gebiete mit echtem Wohnungsmangel abzielt, wo Mieter möglicherweise weniger Verhandlungsmacht haben.
Die Berner Regierung und die Mehrheit im Parlament hatten die Initiative abgelehnt. Sie argumentierten, dass sie die Bürokratie erhöhen würde. Die Volksabstimmung deutet jedoch auf einen starken Wunsch nach Massnahmen gegen steigende Wohnkosten hin.
«Das Abstimmungsergebnis zeigt, dass die Bevölkerung besorgt über steigende Mieten ist und Massnahmen fordert», erklärte Evi Allemann, die sozialdemokratische Regierungsrätin, die für das Wohnungswesen zuständig ist. Dies verdeutlicht eine Diskrepanz zwischen einigen politischen Führungspersönlichkeiten und der öffentlichen Meinung zu Wohnungsfragen.
Gegensätzliche Ansichten zur Wirksamkeit
Nicht alle sind sich über die Wirksamkeit der Initiative einig. Patrick Freudiger vom Hauseigentümerverband (HEV) bezeichnete die «Miet-Initiative» als reine Symbolpolitik. Er ist der Meinung, dass die einzige wahre Lösung für steigende Mieten der Bau von mehr Wohneinheiten ist.
Freudiger äusserte auch Bedenken hinsichtlich der zunehmenden Bürokratie für Vermieter. Er argumentiert, dass die neue Formularpflicht den Verwaltungsaufwand erhöhen wird, ohne das grundlegende Problem des Wohnungsangebots zu lösen. Diese Perspektive betont die Bedeutung der Erhöhung des Wohnungsbestands, um die Nachfrage zu decken.
Vergleich mit anderen Kantonen
Der Kanton Bern ist nicht der erste, der eine solche Massnahme umsetzt. Mehrere andere Schweizer Kantone haben bereits eine ähnliche Formularpflicht eingeführt. Dazu gehören:
- Basel-Stadt
- Freiburg
- Genf
- Luzern
- Zug
- Zürich
In Neuenburg und Waadt gilt die Formularpflicht nur für bestimmte Teile des Kantons. Wallis hat die gesetzliche Grundlage für eine solche Regelung, diese ist aber derzeit nicht aktiv. Dies zeigt, dass Bern sich einer wachsenden Zahl von Kantonen anschliesst, die Massnahmen zur Verbesserung der Transparenz auf dem Mietmarkt ergreifen.
Zukunftsaussichten für den Berner Mietmarkt
Die Annahme der «Miet-Initiative» signalisiert eine Veränderung in der Berner Wohnungspolitik. Sie stärkt die Mieter mit mehr Informationen. Dies könnte zu einem ausgewogeneren Mietmarkt führen. Die Massnahme zielt darauf ab, grosse, ungerechtfertigte Mieterhöhungen beim Mieterwechsel zu verhindern.
In der Stadt Bern ist der Wohnungsmangel mit einer Leerstandsquote von 0,44 Prozent besonders akut. Diese niedrige Quote unterstreicht den Druck auf städtische Mieter. Das starke «Ja» der Stadtbewohner spiegelt ihren dringenden Bedarf an Entlastung von den steigenden Mietkosten wider.
Obwohl die Initiative ein Sieg für die Mieter ist, bleibt ihre langfristige Wirkung auf die Mässigung der Mietpreise umstritten. Befürworter hoffen, dass sie ein faireres Umfeld schaffen wird. Gegner glauben, dass sie das zugrunde liegende Problem des Wohnungsmangels nicht lösen wird. Der Kanton wird nun die neuen Vorschriften umsetzen, und ihre Auswirkungen werden genau beobachtet werden.