Hanna Sahlfeld-Singer, eine wegweisende Persönlichkeit in der Schweizer Politik und eine der ersten Frauen im Nationalrat, ist verstorben. Sie starb am 11. Oktober, kurz vor ihrem 82. Geburtstag. Ihr Tod markiert das Ende einer Ära für eine Politikerin, die ihr Leben der Gleichstellung und sozialen Gerechtigkeit widmete und ein bedeutendes Erbe in der demokratischen Landschaft der Schweiz hinterlässt.
Wichtige Erkenntnisse
- Hanna Sahlfeld-Singer, eine der ersten Nationalrätinnen der Schweiz, starb im Alter von 81 Jahren.
- Sie war eine wegweisende Stimme für das Frauenstimmrecht und die Geschlechtergleichstellung in der Schweizer Politik.
- Sahlfeld-Singer war von 1971 bis 1975 für die Sozialdemokratische Partei St. Gallen im Amt.
- Ihr Einzug ins Parlament erfolgte kurz nachdem Frauen in der Schweiz das eidgenössische Stimmrecht erhielten.
- Sie war bekannt für ihr Engagement für Menschenrechte und den Kampf gegen Armut.
Eine Verfechterin der Gleichstellung in der Schweizer Politik
Hanna Sahlfeld-Singer, ehemalige sozialdemokratische (SP) Nationalrätin aus St. Gallen, verstarb am 11. Oktober, wie in einer Todesanzeige im «St. Galler Tagblatt» bekannt gegeben wurde. Am kommenden Freitag wäre sie 82 Jahre alt geworden. Ihr Tod ist ein bedeutender Verlust für die Schweizer Politik, wo sie als vehemente Verfechterin von Menschenrechten, sozialer Gerechtigkeit und dem Kampf gegen Armut bekannt war.
Sahlfeld-Singer schrieb Geschichte, indem sie die erste SP-Nationalrätin aus St. Gallen wurde. Sie hatte dieses Amt von 1971 bis 1975 inne. Diese Zeit war entscheidend für die Frauenrechte in der Schweiz, da Frauen kurz vor ihrer Wahl erst das eidgenössische Stimmrecht erhalten hatten. Ihre Präsenz im Bundeshaus symbolisierte ein neues Kapitel für die Schweizer Demokratie.
Historischer Kontext: Frauenstimmrecht in der Schweiz
Die Schweiz gewährte Frauen am 7. Februar 1971 das Stimm- und Wahlrecht auf Bundesebene. Damit war die Schweiz eines der letzten westlichen Länder, das diesen Schritt vollzog. Die Wahl von Hanna Sahlfeld-Singer später im selben Jahr unterstrich die unmittelbaren Auswirkungen dieser historischen Veränderung.
Grenzen überwinden in Bern
Hanna Sahlfeld-Singer war eine der ersten elf Frauen, die in den Nationalrat einzogen. Ihr Einzug ins Bundesparlament am 14. Dezember 1971 war mit einer bemerkenswerten Anekdote verbunden. In einem SRF-Interview von 2021 erzählte sie, dass ein Portier im Bundeshaus ihr mitteilte, dass an diesem Tag keine Führungen stattfänden. Sie erwiderte, dass sie wegen ihrer Vereidigung hier sei, was die Neuheit von Frauen im Parlament unterstrich.
Ihre Kolleginnen und Parteimitglieder erinnern sich an sie als Pionierin. Die SP St. Gallen und die SP Frauen Sektionen hielten in ihrer Todesanzeige fest:
«Sie bleibt uns in guter Erinnerung als Wegbereiterin für die Gleichstellung und als Kämpferin für Menschenrechte, gegen Armut und für soziale Gerechtigkeit.»Dieses Zitat unterstreicht ihren nachhaltigen Einfluss und die Werte, die sie während ihrer gesamten Karriere vertrat.
Die ersten elf Nationalrätinnen
Hanna Sahlfeld-Singer gehörte zu einer historischen Gruppe. Die ersten elf Frauen, die nach der Einführung des eidgenössischen Frauenstimmrechts in den Nationalrat gewählt wurden, waren:
- Elisabeth Blunschy (CVP, SZ)
- Hanna Sahlfeld-Singer (SP, SG)
- Lise Girardin (FDP, GE) – auch die erste Frau im Ständerat
- Tilo Frey (FDP, NE)
- Gabrielle Nanchen (SP, VS)
- Hedi Lang (SP, ZH)
- Josi Meier (CVP, LU)
- Agnes Leu (CVP, ZG)
- Martha Ribi (FDP, ZH)
- Emilie Lieberherr (SP, ZH)
- Marguerite Spoerri (LdU, BE)
Diese Frauen ebneten gemeinsam den Weg für zukünftige Generationen von Politikerinnen in der Schweiz.
Leben als Theologin und Pfarrerin
Neben ihrer politischen Karriere war Sahlfeld-Singer Theologin und Pfarrerin. Sie diente in Altstätten, St. Gallen. Ihr beruflicher Hintergrund stellte während ihrer Zeit im Parlament einzigartige Herausforderungen dar. Damals verbot ein Verfassungsartikel Geistlichen die Ausübung eines parlamentarischen Amtes.
Um dieser Regelung zu entsprechen, verzichtete sie, wie das reformierte Nachrichtenportal ref.ch berichtete, auf ihr Pfarrgehalt. Diese Entscheidung unterstrich ihr Engagement für den öffentlichen Dienst und ihre Hingabe, den rechtlichen Rahmen einzuhalten, auch wenn dies persönliche Opfer bedeutete. Ihr Leben spiegelte ein tiefes Pflichtgefühl wider, sowohl spirituell als auch bürgerlich.
Späteres Leben und Vermächtnis
Nach ihrer politischen Amtszeit und ihrer pastoralen Tätigkeit in der Schweiz zogen Hanna Sahlfeld-Singer und ihre Familie nach Deutschland. Dort setzten sie und ihr Mann ihre Arbeit als Schulpfarrer fort. Dieser Umzug markierte ein weiteres Kapitel in einem Leben, das der Bildung und dem Gemeinwesen gewidmet war.
Ihr Vermächtnis in der Schweiz blieb jedoch stark. Im März 2019 wurden im Nationalratssaal Gedenktafeln enthüllt, die die ersten elf Nationalrätinnen ehren. Eine ähnliche Tafel wurde im Ständeratssaal für Lise Girardin, die erste Frau in dieser Kammer, angebracht. Diese Tafeln dienen als ständige Erinnerung an ihre bahnbrechenden Beiträge.
Während der Feier zum Internationalen Frauentag lobte die damalige Nationalratspräsidentin Marina Carobbio Sahlfeld-Singer und ihre Kolleginnen. Carobbio würdigte ihre Bemühungen, den Weg für zukünftige Generationen von Frauen in der Schweizer Politik zu ebnen. Diese Anerkennung unterstreicht den nachhaltigen Einfluss, den diese Pionierinnen auf die politische Landschaft der Nation hatten.
Gedenktafeln
- März 2019: Enthüllung von Gedenktafeln im Nationalratssaal für die ersten elf Nationalrätinnen.
- Zweck: Ehrung ihrer wegweisenden Rolle und Beiträge zur Schweizer Demokratie.
Hanna Sahlfeld-Singer verstarb am 11. Oktober in der Region Hannover in Deutschland. Ihre Beisetzung wird ebenfalls dort stattfinden. Ihre Lebensgeschichte ist ein Zeugnis von Ausdauer, Engagement für Gerechtigkeit und einem Pioniergeist, der die moderne Schweiz mitgestaltet hat. Sie wird als Schlüsselfigur im Kampf für Geschlechtergleichstellung und sozialen Fortschritt in Erinnerung bleiben.




